Kapitel 17
Ihr Blick war unweigerlich auf den Ausgang der Halle gerichtet. Plötzlich ertönte vor ihnen ein Kreischen, das ihr durch Mark und Bein fuhr und die ersten schrecklichen Orks drangen in die Hallen ein. Gweneths Herz setzte einen kurzen Moment vor Schreck aus und Adrenalin schoss durch ihren Körper. Es waren bestimmt um die zwanzig Orks und mit jedem Herzschlag wurden es mehr, die auf sie zu stürmten. Die glühenden Augen waren auf sie gerichtet und die abscheulichen Kreaturen verzogen vergnügt ihr Raubtiergebiss, als sie sahen wie wenig von ihnen übrig waren. Sie schwangen ihre riesigen Äxte und ihre langen Schwerter und brüllten vor Freude auf, sie zu zerquetschen.
Die ersten Orks prallten auf die ersten Männer und Schwerthiebe zerschnitten mit leisem sirren die Luft.
Gweneth stand etwas weiter hinten und sah alles mit Schreckensgeweiteten Augen an. Wie in Trance sah sie, wie plötzlich ein riesiger Ork mit gelben Augen auf sie zu stürmte und sein langes Schwert hob.
Geschickt wich sie aus seinem tödlichen Schlag aus und wagte einen Ausfallschritt. Ihr Schwert bohrte sich mit einem grässlichen Schmatzen in seine Seite und als sie es herauszog, spritzte dunkles, fast schon schwarzes Blut in alle Richtungen. Der Ork erstarrte vor ihr und viel mit einem lauten Scheppern zu Boden. Zittern wischte sie sich das Blut aus ihrem Gesicht. Doch zum Nachdenken über ihre Tat blieb ihr keine Zeit. Schon rannte der nächste auf sie zu. Schwungvoll drehte sie sich und schnitt ihm gezielt die Kehle durch. Eine Bluts Fontäne ergoss sich vor ihr und ihr wurde es regelrecht schlecht.
Das Blut der Orks roch vermodert und wie Gift bohrte es sich in ihre Nase. Vermischt mit dem Geruch von Menschenblut. Fast hätte sie sich übergeben und in ihrem Kopf drehte sich alles leicht. Doch Zeit zum Durchatmen blieb ihr nicht. Bereits ein anderer Ork hatte seinen Platz eingenommen und verletzte die noch etwas perplexe Gweneth am Arm. Heißer Schmerz zuckte durch ihren Arm und ließ sie zur Besinnung kommen.
´Wenn ich es nicht kämpfe, dann werden sie mich töten! Scheiße!´
Dann entschloss sie sich zu etwas, was ihr vermutlich das Leben rettete. Sie schaltete ihre Gedanken aus.
Ihr Körper erinnerte sich an all die Schwertkampfstunden mit Gamling und wie von Sinnen wirbelte sie mit ihrem Schwert rum. Ein Schleier hatte sich über ihre Augen gelegt, und ihren Ekel hatte sie tief in sich begraben.
Sie schnitt Kehlen durch, durchbohrte Körper und köpfte sie, wenn sie es vermochte. Bald darauf war sie in Schweiß gebadet und mit Blut besudelt. Keuchend ließ sie in einer kurzen Pause ihr Schwert sinken und schluckte ihren säurigen Speichel hinunter. Ihre Kehle brannte und die Müdigkeit ließ ihre Arme schwerer werden. Mit einem Aufschrei riss sie wieder ihr Schwert hoch, dass sie mit beiden Händen umklammert hielt und stieß es mit ihrem ganzen Körpergewicht nach vorne, direkt in die Brust einen riesigen Orks. Der Ork erstarrte und sah sie aus gelben Augen verdutzt an. Seine Waffe viel zu Boden, doch er stand noch. Mit einem Knurren trat der Ork einen Schritt weiter vor und lief von selbst tiefer in das Schwert hinein. Er kam ihr immer näher und schreckliche Angst durchfloss sie, als er kein halben Meter weit von ihr entfernt war. Panisch sah sie ihn an, er jedoch hob seinen Arm und holte weit aus. Blitzschnell sprang sie nach hinten, zog das Schwert aus seinem Körper, drehte sich um die eigene Achse und schlug mit Schwung ihm den Kopf ab. Der Körper viel nach hinten um, der Kopf kullerte davon und Gweneth zitterte wie Espenlaub. Er hätte sie fast getötet.
Von weit in der Ferne, hörte sie plötzlich Hörner erschallen und Rufe ertönten, doch sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Wie ein Fluss ergossen sich die Orks weiterhin in die Halle und es war kein Ende in Sicht. Müde bohrte sie ihr Schwert in einen weiteren Ork, und durchweichte abermals ihre Rüstung mit deren dunkeln Blut. Mühselig zog sie ihr Schwert mit einem widerlichen Geräusch aus dem Körper und der Ork sank zu Boden. Sie schnappte keuchend nach Luft und stützte sich kurz auf ihrem Schwert ab. Schweißperlen tropften ihr von der Nasenspitze und den Augenbrauen, das Blut rauschte in ihren Ohren. Als sie ihren Blick hob, bemerkte sie den Ork, der direkt auf sie zu rannte, mit erhobener Axt. Doch sie hatte ihr Schwert nicht schnell genug hochgerissen und wusste, dass es nun zu spät war. Ihre Kraft war vollkommen verbraucht und sie wollte nur noch das es aufhörte.
Sie senkte ihre Lider und wartete auf den Schmerz, der ihr die niedersausende Axt des Orks bescheren würde. Doch er blieb aus. Verwundert sah sie auf und sah direkt in das Gesicht des grausigen Orks, der mit versteinender Miene vor ihr stand, die Axt immer noch erhoben. Doch jetzt erkannte sie die dunkle Schwertspitze, die aus seiner Brust ragte. Ein Soldat, der die ganze Zeit an ihrer Seite gekämpft hatte, zog sein Schwert aus dem Ork und legte sich mit dem nächsten und letzten Ork an. Denn wundersamer Weise war die Flut der Orks gestoppt und genau im richtigen Moment. Gweneth torkelte benommen nach hinten, knallte gegen die große Holztür und ließ sich an ihr auf den Boden gleiten.
„Ist es… vorbei?“
Fragte sie schwach und ihr Schwert glitt aus ihrer kraftlosen Hand. Mit halb geschlossenen Augen betrachtete sie das Schlachtfeld vor ihr und ein Grauen erschütterte sie. Orkleichen stapelten sich auf dem steinernen Boden und färbten ihn im Dämmerlicht schwarz. Dazwischen schillerte immer mal wieder eine Rüstung der Mannen der Mark und hier und dort lagen verstreut Körperteile, sowohl menschliche als auf welche von Okrs. Das Schlachtfeld reichte bis zu den großen Flügeltüren und noch weiter. Ihr Blick trübte sich leicht und die Erschöpfung überrollte sie. Benommen wanderten ihre Blicke über die Leichen und die schrecklichen Gesichter der Orks, deren Augen weit aufgerissen waren und sie anstarrten. Ihr blick glitt nun über die Überlebenden und traurig musste sie feststellen, dass nur noch vier Männer standen. Sie alle sahen so Müde und erschöpft aus, wie sich Gweneth fühlte.
„Das Horn… das geblasen wurde, kam mir seltsam bekannt vor. Ich denke, es war Erkenbrands Horn.“
Keuchte einer der Männer und stützte sich auf sein Schwert.
Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach und erst nach ein paar Sekunden verstand sie, was er gemeint hatte.
„Seid… seid ihr Euch sicher?“
Flüsterte sie und sah den blonden Mann bittend an. Er drehte seinen Kopf zu ihr um und nickte erschöpft.
„Sein Horn erkennt man unter hunderten.“
Keuchte er und ließ sich nun auch auf den Boden sinken. Gweneth Herz klopfte schneller und Freude überrollte sie.
´Er lebt! Ich muss… zu ihm!´
Tief atmete sie ein und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Mühselig versuchte sie aufzustehen, dennoch klappte es erst beim dritten Versuch, denn ihre Beine gaben immer wieder nach. Sie säuberte kurz ihre Schwertklinge und steckte es dann wieder in die Scheide. Torkelnd und langsam schaffte sie die ersten Schritte, musste sich jedoch immer wieder an der Wand abstützen um nicht umzufallen. Jedoch war der Weg beschwerlich bis zu den Toren. Denn die Leichen lagen überall und blockierten ihr immer wieder den Weg. Mehr als einmal stolperte sie und viel schmerzhaft hin. Jedoch rappelte sie sich immer wieder auf, den Schmerz ignorierend. Doch als sie zum fünften Mal viel und die Tore nur noch wenige Meter weit weg waren, hievte sie sich auf alle viere und kroch halber über die Leichen hinweg zu den Toren. Der bestialische Gestank des Blutes ließ sie würgen und als sie es schaffte durch die Tore zu kriechen, musste sie sich übergeben. Jedoch war nichts in ihren Magen und somit spuckte sie Galle und der Geschmack ließ sie erneut übergeben.
Gweneth ließ sich zur Seite rollen und sah keuchend an die Decke der zweiten Halle. Kurz blieb sie liegen und musste der Versuchung wiederstehen einfach die Augen zu schließen und zu schlafen. Mit einem Stöhnen rollte sie sich wieder auf den Bauch und versuchte sich vom Boden abzustemmen. Mit dem zweiten Versuch schaffte sie es und kroch, eine Hand vor die andere setztend, langsam hinaus zu den Treppen. Wind wehte leicht und vertrieb ein wenig die schlechte Luft und den Gestank. Sie setzte sich hin, zog ihren Helm ab und betrachtete das Ausmaß der Katastrophe. Überall lagen Leichen.
Entstellte, erstochene und welche, die seltsam verdreht schien. Starre Augen sahen sie an und auch hier, war der Boden getränkt von Blut. Ihre Rüstung war durch die Kriecherei völlig in Blut getränkt und ihr Gesicht sah nicht viel besser aus.
Müde wendete sie ihren Kopf Richtung Himmel und als sie sah, dass die Sonne von einem kaum bewölkten Himmel strahlte, wurde ihr erst bewusst, dass es nun vorbei war.
Tränen rannten über ihre Wangen und vermischten sich dort mit Blut, das nicht ihres war. Doch jetzt, als ihre Tränen rollten, konnte sie sich nicht mehr zurück halten. Der ganze Schrecken überrollte sie und sie weinte und weinte, bis sie vor Erschöpfung einfach nach hinten viel und ohnmächtig wurde.
Inmitten der Leichen lag sie nun und nur ein leichter Puls verriet, dass sie noch am Leben war.