Der Ring der Erde

Kapitel 23

Der Hügel war umgeben von einem Wall aus Erde und einer großen Steinmauer, gekrönt mit Dornen. Dahinter befanden sich mehrere Häuser, und ein gepflasterter Weg, der sich bis auf die abgeflachte Spitze zog. Dort thronte eine große Halle, deren Dach im Licht golden leuchtete.
Hinter dem Hügel erhob sich ein Gebirge, welche das Firmament zu berühren schien und deren Spitzen in ewiges Eis getaucht waren.
Gebannt gingen sie näher und eine Aufregung überkam sie, als sie immer mehr Details erkennen konnte. Die Häuser waren allesamt aus Holz gebaut und bedeckt mit Stroh. Doch obwohl sie auf den ersten Blick recht ärmlich wirkten, konnte sie hier und da goldene Verzierungen im Licht der Sonne erkennen, die den ganzen Stolz der Rohirim widerspiegelte.
Ein helles Horn wurde geblasen und jemand antwortete vom Hügel her. Die Menschen um sie herum fingen an zu strahlen und zu jubeln.
„Lass uns voraus reiten.“
Meinte Éowyn und Gweneth schwang sich aufs Pferd und half Éowyn dahinter Platz zu nehmen. Gweneth trieb ihr Pferd voran, das kurz schnaubte und an der Spitze der Menschen vorbei ritt, direkt auf ein großes, hölzernes Tor zu. Auf dem Weg dorthin ritten sie durch kleine Hügel, auf denen wunderschöne weiße Blumen blühten.
„Dies sind die Hügelgräber meiner Ahnen. Darauf wachsen die Symbelmynen, die das ganze Jahr hindurch blühen.“
Erkläre Éowyn und Gweneth hatte ein wenig das Gefühl, durch Schnee zu reiten. Dann richtete sie ihren Blick von den wunderschönen kleinen Blüten wieder nach vorne.
Sie konnte vom weiten erkennen, dass nur eine Handvoll Soldaten zurück geblieben waren, um die goldene Halle zu beschützen. Diese warteten jetzt an den Toren und öffneten sie, als die beiden Frauen direkt davor standen.
Éowyn rutschte vom Pferderücken und Gweneth stieg ab. Die Krieger erkannten sie und verbeugten sich vor Éowyn, während Gweneth das Tor eingehend betrachtete. Links und rechts von dem Tor erhoben sich kleine Wachtürme, auf denen Flaggen der Rohirim wehten. Der Torbogen war golden Bemalt und ging in zwei Pferdeköpfe über, welche die Spitze des Torbogens bildeten. Auch hier war der Torbogen filigran gearbeitet und schön anzusehen.
„Willkommen, Herrin.“
Murmelten die Wachen und nickten Gweneth freundlich zu. Sie kannten Gweneth zwar nicht, aber eine Frau welche die Rüstung der Rohirim trug, musste etwas Besonderes sein.
„Ist etwas, nach unserer Abreise passiert?“
Fragte Éowyn und Gweneth hörte zum ersten Mal ihre Autorität aus ihrer Stimme heraus.
„Nein Herrin, die Lande blieben ruhig. Orks waren keine zu sehen.“
Éowyn nickte ihnen zu, durchschritt das Tor und ging den Weg hoch, der mit grauen Steinen sorgsam gepflastert war. Gweneth folgte ihr still und führte Kolfreyja neben ihr her. Nun konnte sie die einfachen Häuser genauer betrachten und bemerkte, dass viel liebe im Detail ruhte. Ganze Haustüren waren mit goldenen Ornamenten verziert und immer wieder konnte sie Pferdemotive erkennen. Ganz besonders oft bildeten die Enden der Dächer Pferdeköpfe, wie sie es schon im Torbogen gesehen hatte.
´Sie sind wirklich stolz auf ihre Pferde. ´
Sie passierten unzählige Häuser, bis Éowyn stehen blieb.
„Hier ist der Stall.“
Sagte sie plötzlich und öffnete eine große Scheune, die auf der Mitte des Hügels platziert war. Der Boden der Scheune war mit Steinplatten ausgelegt und über den Pferdeboxen wurde duftendes Stroh gelagert.
Überall gab es goldene Verzierungen und immer wieder konnte sie zwischen all den Linien und Symbole Pferdeabbildungen erkennen. Ehrfürchtig betrat sie den Stall, ganz gefangen von den filigranen Arbeiten.
„Diese Box gehört Kolfreyja.“
Damit öffnete sie eine der Boxen in der Mitte des Stalls und Gweneth führte ihre schwarze Stute hinüber. Dort band sie Kolfreyja fest und zusammen mit Éowyn versorgten sie ihr Pferd, bis es friedlich in der Box stand und sie beiden aus türkisfarbenen Augen musterte.
„Ich komme Bald wieder.“
Sagte Gweneth und gab der Stute einen Kuss zwischen die Nüstern. Kolfreyja schnaubte kurz und warf ihren Kopf hin und her.
Als sie hinaus ins Freie traten, waren schon die ersten Menschen dabei wieder in ihre Häuser zu beziehen und von überall her schallte fröhliches Gelächter zu ihnen herüber. Beide Frauen mussten unweigerlich Lächeln und das bunte Treiben beobachten. Edoras erinnerte Gweneth an einen großen Bauernhof, der zwar auf den ersten Blick nicht vor Macht zu strotzen schien, aber sie konnte die Liebe fühlen, die förmlich jeder versprühte. Diese Menschen legten nicht so viel Wert auf kalte Häuser aus kaltem Gestein mit starren Höflichkeitsformeln, sondern schienen das Leben wirklich leben zu wollen, egal ob das Kleid schmutzig wurde oder nicht. Gweneth wusste, dass sie die Menschen und dieses wunderbare grüne Land mit den Weiten des Horizonts schon in ihr Herz geschlossen hatte.
Die ersten Menschen steigen auch schon zu der goldenen Halle hinauf und Gweneth folgte ihr den Blick, da fragte sie sich unweigerlich fragte, wo sie eigentlich schlafen sollte.
„Kommst du? Ich möchte dir gerne mein Heim zeigen.“
Sagte Éowyn und ging den gepflasterten Weg, in dem Stufen eingearbeitet waren weiter hinauf. Gweneth schulterte ihre Satteltaschen und folgte ihr.
Sie mussten noch einen kleinen Weg in Kauf nehmen, da die Halle und den dazugehörigen Gebäuden etwas entfernt von dem gemeinen Volk war. Der Stall war das einzige, das zwischen dem Volk und der Halle war.
Sie betrachtete das eindrucksvolle Gebäude, das immer näher kam und konnte sich an dessen Schönheit nicht satt sehen.
Steinerne Stufen führten hinauf, auf einen kleinen steinernen Vorsprung. Unterhalb des Vorsprungs ergoss sich ein kleiner Bach aus dem Gestein, der sprudelnd und gluckernd sich durch Edoras zog. Auf dem Vorsprung selbst standen Wachen mit Speeren und sahen weit hinaus. Links und rechts davon brannten Feuer in großen metallen Feuerschalen. Daneben flackerte die Flagge der Rohirim.
Mit weit aufgerissenen Augen stieg sie die steinernen Stufen hinauf und bleib dann vor der Goldenen Halle stehen. Drei Torbögen öffneten sich vor ihr, dessen Säulen reich verziert waren. Ihr Blick wanderte nach oben und betrachtete die Ornamente, Zeichen und Linien, die sich golden umschlangen und die beiden Säulen hinaufzogen, die das Gebäude flankierten. Kurz vor dem Satteldach prangte, gleich einer Rosette, eine goldene Sonne.
Sie hatte wirklich das Gefühl, vor einer romanischen Kirche zu stehen. Zwar war ihr Helms Klamm schon romanisch vorgekommen, doch hier hatte sie dank dem Detail Reichtum den Eindruck nur noch mehr.
„Nun komm!“
Rief Éowyn und sah sie lachend an. Sie nickte ihr zu und trat durch den Mittleren Torbogen. Erst jetzt bemerkte sie, dass ein weiterer Torbogen die beiden Seiten durchbrach.
Sie sah wieder gerade aus und betrachtete die beiden großen Flügeltüren, auf denen kunstvoll zwei Drachen abgebildet waren.
Ehrfürchtig betrachtete sie die Säulen, welche ihr Kunstwerke gleich kamen. Éowyn öffnete die Flügeltüren und legte somit die Aufmerksamkeit von Gweneth in die Halle herein.
Doch das was sie sah, ließ ihr den Mund offen stehen.
Die Halle war lang und groß und schöner, als es je eine Kirche bei ihr hätte sein können.
Der Boden war gepflastert in farbigem Gestein und bildete Runen und Schriftzeichen, die sich über den ganzen Boden zogen. In der Mitte der Halle war eine Feuerstelle und dahinter, am Ende der Halle thronte ein vergoldeter Stuhl, den man über drei Stufen erreichen konnte.
An den Seiten der Halle hingen Wandteppiche, die die Geschichte der Rohirim darstellte und beeindruckender nicht hätte sein können. Jede Säule war wunderbar gearbeitet und erhoben sich hoch bist zum goldenen Dach. An jeder Säule waren goldene Pferdeköpfe angebracht, die stolz hinunter sahen.
Sie spürte plötzlich, wie Éowyn sie an der Hand nahm und durch die Halle zerrte. Offenbar war sie ungeduldig und wollte unbedingt sich frisch machen. Durch einen Torbogen an der Seite des Throns zog sie Gweneth und widerstrebend folgte sie ihr, immer noch staunend über die filigranen Arbeiten, die sich sogar in den Nebenräumen befanden. In einem langen Gang blieben sie nun stehen und Éowyn deutete auf eine reich verzierte Tür.
„Ich habe mir gedacht, dass du hier schlafen könntest. Direkt daneben ist mein Gemach. mach es dir gemütlich und dann klopf bei mir. Wir können dann zusammen baden gehen.“
Gweneth nickte nur abwesend und betrachtete die filigranen Linien an der Tür.
Sie hörte nur noch, wie eine Tür zuschnappte und sie wusste, das Éowyn in ihrem Zimmer war. Mit einem Seufzen öffnete sie ihre Tür und fand sich in einem Zimmer wieder, das sie so schnell nicht wieder verlassen wollte.
Verblüfft blieb sie stehen und schloss dann die Tür hinter sich. Links von ihr befand sich ein großer Kamin, vor dem ein Sofa und ein Sessel im tiefen Rot standen und dazwischen ein niedriger, dunkler und massiver Tisch. Ihr Blick wanderte weiter zu dem hohen Fenster, an denen dunkelgrüne Vorhänge hingen und sie sah, dass man diese Fenster mit einem Laden schließen konnte. An derselben Wand lehnte ein großer Schrank, der dieselbe Farbe und demselben Holz gemacht war wie der Tisch. Rechts von ihr ragte ein großes Himmelbett mit roter und grüner Bettwäsche und einem dicken Fell, an dessen fußende. Eine massive Truhe stand auf dem Boden am Fußende. Links und rechts des Bettes waren kleine Nachttischchen, auf denen Kerzen in goldenen Halterungen standen. Neben dem Bett befand sich eine Waschschüssel und einige Eimer zum Wasser holen. Der Boden war aus grauem Stein und mitten im Raum lag ein dicker grüner Teppich, in dem sie bestimmt einen Zentimeter versank, wenn sie darauf stand.
Was sie jedoch am meisten bewunderte, war auch hier die Detailvielfalt, die sie in jedem Möbelstück und jeder Wand fand. Die Wände waren bedeckt mit Wandteppichen und goldenen Verschnörkelungen.
Sie fühlte sich sofort wohl.
´Es wird dauern, bis ich all die schönen Symbole abgezeichnet habe. Vielleicht kann mir irgendwann jemand mal erklären, was sie alles zu bedeuten haben… oder vielleicht haben sie ja auch keine Bedeutung und sie finden es einfach nur schön.´
Sie nahm ihre Satteltasche vom Boden auf und legte sie kurz auf die Truhe, danach leerte sie deren Inhalt und Räumte ihre Kleider in den Schrank, während sie den Rest in die Truhe legte.
Nur ein rotes, schlichtes Kleid ohne Verzierungen legte sie auf ihr Bett, dazu noch Unterwäsche und einen Kamm aus grobem Holz.
Schließlich schlüpfte sie aus ihrer Rüstung und legte diese vorsichtig in die Truhe. Jetzt stand sie nur noch in der ledernen Hose und dem dünnen, grünen Pullover dar. Sie schnappte sich ihre Sachen unter den Arm, verließ ihr Zimmer und klopfte an Éowyn Tür. Diese wurde so gleich geöffnet und Éowyn strahlte sie an.
„Komm! Ich zeige dir das Bad.“
Zusammen gingen sie nebeneinander und fröhlich plaudernd den Gang entlang, bis sie vor einer großen Tür stehen blieb.
Éowyn klopfte an, nachdem sie ein leise ´herein´ gehört hatten, öffnete sie dir Tür.
Schon wieder viel Gweneth die Kinnlade herunter und betrachtete den Raum, der aus dunklem und hellem Marmor war. In der Mitte des Zimmers befand sich eine Wanne, in die ohne Probleme fünf Menschen Platz hatten.
Éowyn war schon zu einem der Stühle gegangen und fing an sich zu entkleiden. Eine junge Frau nahm die frischen Sachen von Éowyn und Gweneth aus der Hand und wuselte dann durch eine schmale Tür davon.
Gweneth tat es nun Éowyn gleich und entkleidete sich vollständig und glitt dann in das warme Wasser der Wanne. Ihren verletzten Arm legte sie auf den Wannenrand ab. Das Wasser duftete traumhaft und hier und da schwammen kleine Blüten.
„Ahhhh, tut das gut!“
Seufzte Gweneth und ließ sich genüsslich tiefer in die Wanne gleiten. Leise lachte Éowyn über Gweneths Gesichtsausdruck auf dem sich ein glückliches Lächeln stahl.
„Hier kann man am besten entspannen… die Frauen sind hier ganz allein für das Bad zuständig und sie kümmern sich auch um dich, wenn du denn möchtest.“
Wie aufs Stichwort kamen zwei junge Frauen herein, die kleine Fläschchen bei sich trugen. Neugierig musterte sie die beiden Frauen, die ihre Haare mit einem weißen Tuch zurück gebunden hatten und über ihre schlichten Kleider weiße Schürzen trugen.
Kurz vor der Badewanne verbeugten sich die beiden tief und Gweneth hob interessiert ihre Brauen.
„Meine Herrinnen, es wäre uns eine Freude ihnen bei der Pflege Eurer Haare zur Hand gehen zu dürfen.“
Fragend sah Gweneth zu Éowyn, die Anschein gerade mit sich rang.
„Ihr wisst, dass ich mich lieber eigens um meine Haare sorge.“
„Doch dies ist ein besonderer Tag und es wäre uns eine Ehre, Herrin.“
Antwortete die Rechte der Frauen schnell und sah Éowyn bittend an, die offensichtlich den kurzen Luxus zu schätzen wusste.
„Wenn Gweneth nichts dagegen hat, dann soll dieser einen besonderer Tag sein.“
„Ich hätte gegen heute nichts einzuwenden. Zwar kümmere ich mich lieber selber um meine Sauberkeit, da die letzten Tage jedoch recht beschwerlich waren und mein Arm noch nicht voll einsatzfähig ist, würde mir eure Aufmerksamkeit gewiss gut tun.“
Antwortete sie mit einem Lächeln, dass die beiden freundlich erwiderten. Dann traten je eine von ihnen hinter Éowyn und Gweneth und fingen an ihre Haare mit Wasser zu übergießen und die Kopfhaut zu massieren.
Es war etwas ungewohnt für Gweneth, da sie ansonsten nur beim Frisör solch eine Aufmerksamkeit bekam.
„Gefällt es dir hier.“
Fragte plötzlich Éowyn und Gweneth musste lächeln.
„Ja, sehr! Noch nie habe ich solche Schönheit vereint auf solch engen Raum gesehen. Diese Liebe, die in all den Details steckt finde ich bewundernswert und beeindruckt mich zu tiefst. Sie strahlen eine gewisse Wärme aus, den ich ihnen nie zugetraut hätte. Obwohl ich das erste Mal hier bin, fühle ich mir hier sehr geborgen, doch auch ein wenig fehl am Platz.“
Gestand sie, als die Frau hinter ihr ein duftendes Wasser in die Haare rieb.
„Weshalb?“
„Es scheint mir, dass meine Heimat noch nie so weit weg war. Etwas Vergleichbares gibt es bei uns schon lange nicht mehr.“
Kurz wurde sie untergetaucht, damit die Frau die Haare auswaschen konnte. Prustend öffnete sie die Augen und wischte sich das Wasser aus den Augen. Ihr Haar wurde trocken gerubbelt und danach mit silbernen Kämmen glatt gekämmt.
„Vermisst du dein Zuhause sehr?“
Fragte Éowyn und sie wusste nicht ganz genau wie sie es in Worte fassen sollte, was sie fühlte.
„Schon… ich denke, jeder würde seine Familie vermissen die sie liebt. Ja, ich vermisse meine Eltern, meine beste Freundin, mein Haus und auch meine Arbeit als Künstlerin. Aber ich würde auch Mittelerde vermissen, wenn ich nach Hause zurückkehre.“
„Aber du kannst mich doch hin und wieder besuchen.“
Traurig lächelte Gweneth, als sie mit ihrem Finger über den Ring strich und an Gandalfs Worte dachte.
„Wenn es in meiner Macht liegt, werde ich das gewiss tun.“
Verwundert hob Éowyn ihre Brauen und sie wusste, dass sie es nicht verstand.
„Ich erkläre dir morgen alles, wenn die anderen wieder da sind.“
´Dann werde ich nämlich mein Geheimnis lüften… hoffentlich glauben sie mir… aber Gandalf wird mich sicher unterstützen… dann steh ich zu mindestens nicht alleine da.“
Die beiden Frauen hatten ihre Haare glatt gekämmt und verabschiedeten sich mit einer tiefen Verbeugung.
„Kannst du es mir nicht jetzt erzählen?“
„Nein, verzeih mir Éowyn, aber ich möchte mich nicht ständig wiederholen.“
Daraufhin nickte sie verständnisvoll und musterte Gweneth dann kurz.
„Wir sollten heute früh schlafen gehen, denn morgen müssen wir alles für die große Feier vorbereiten.“
Meinte sie mit einem Lächeln und griff zu einem großen flauschigen Handtuch, das die Frauen dagelassen hatten. Gweneth griff ebenfalls nach ihrem und stieg aus der Wanne.
„Ich hoffe es wird morgen nicht all zu ermüdend.“
Éowyn lachte glockenhell und wieder bewunderte sie die Schönheit dieser Frau, die einfach aus ihrer Natürlichkeit zu kommen schien.
„Oh, gewiss wird es das.“
Kicherte sie, trocknete sich ab und schlüpfte in ihre neuen Sachen. Gweneth trocknete sich ebenfalls ab, schlüpfte in Unterwäsche, Kleid und Schuhe und warf ihre noch feuchten Haare über die Schulter. Kurz mustere sie Éowyn und musste feststellen, dass sie in ihrem Kleid ganz wunderbar aussah und sie sich eher wie ein Bauernmädchen fühlte. Éowyn Kleid war dunkelgrün und sowohl der Saum, als auch der Gürtel war goldenen und mit filigranen Linien und Symbolen verziert. Ihre Füße steckten im feinen Stoffschuhe, die aus demselben Stoff wie das Kleid gemacht waren.
Sie schien in diesem Kleid zu strahlen und ihre königliche Abstammung konnte man nun nur allzu deutlich erkenne.
„Du siehst wahrlich, wie eine Tochter von Königen aus.“
Éowyn errötete und strich sich eine feuchte Strähne ihres blonden Haars hinter ihr Ohr. Langsam verließen sie das Bad und traten in den Gang hinaus.
„Magst du noch zu mir kommen? Ich könnte dir Geschichten aus meinem Volk erzählen und im Gegenzug erzählst du mir eine aus deiner Heimat.“
Meinte sie immer noch leicht rot im Gesicht und gerne nahm sie ihr Angebot an. Innerlich war sie auch erleichtert, denn das hieß, dass Éowyn ihren Groll oder ihre Eifersucht gegenüber Gweneth besiegt hatte und sie sich nun hoffentlich besser verstehen konnten.
Sie trat in Éowyens Zimmer ein und musste sie feststellen, dass ihr Zimmer reicher geschmückt und deutlich größer war. Dennoch war es ähnlich eingerichtet und auch hier waren Goldtöne, grün und rot die vorherrschenden Farben. Ein herrliches Feuer brannte im Kamin und verbreitete Wärme und eine kuschelige Atmosphäre. Éowyn setzte sich auf ihr riesiges Bett, in dem gewiss drei erwachsene Männer Platz hatten und Gweneth legte sich neben ihr hin.
„Und welche Geschichte erzählst du mir?“
Fragte sie Éowyn, die breit lächelte.
„Ich wollte dir von den Erbauern von Meduseld erzählen.“
Eifrig und neugierig nickte Gweneth und hörte gespannt zu.
„Schon mit sechzehn Jahren musste Eorl die Nachfolge seines Vaters Léod, als Anführer der Éothéod, antreten. Léod war bei dem Versuch getötet worden, das Pferd Felaróf, den Stammvater der Mearas, zu zähmen. Eorl jedoch verzichtete auf Vergeltung und ließ das Pferd am Leben. Er war der einzige Reiter, den Felaróf duldete.
Eorl kam im Jahr 2510 dem Truchsess von Gondor im Kampf gegen die Balchoth aus dem Osten zu Hilfe. Nach dem entscheidenden Sieg in der Schlacht auf dem Feld von Celebrant überließ Gondor den Éothéod die grüne Provinz Calenardhon. Eorl zog mit seinem Volk dorthin und wurde der erste König der Mark der Reiter, die in Gondor Rohan genannt wurde. Er leistete den Eid von Eorl. Eorl wurde der Junge genannt, weil er bis zu seinem Lebensende blond haarig und rotwangig blieb. Bei einem erneuten Angriff der Ostlinge im Nordosten des Landes im Jahr 2545 fiel Eorl der Junge im Ödland. Auch sein Pferd Felaróf kam zu Tode. Ihr gemeinsamer Grabhügel war das erste der sechzehn Königsgräber am Fuß des Hügels von Edoras durch die wir vorher geritten sind. Brego, sein Sohn, folgte ihm auf dem Thron nach und erbaute in Edoras Meduseld, die Goldene Halle.“
„Eine traurige Geschichte… viele Eurer Geschichten enden mit dem Tod.“
„Bei Euch nicht?“
Gweneth schüttelte den Kopf und musste dann aber kurz nachdenken.
„Ja… also ein paar schon, aber die Geschichten die wir unseren Kindern erzählen, gehen meist gut aus.“
„Ja? Erzähl mir eine.“
„In Ordnung… diese Geschichte wird bei uns Dornröschen genannt…“
Damit fing Gweneth mit der Geschichte an und Éowyn hörte gespannt zu. Sie war eine gute Zuhörerin, denn sie riss in den richtigen Momenten den Mund auf und hörte ihr spannend zu.
„… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie auch noch heute.“
Schloss sie ihre Geschichte ab und eine begeisterte Éowyn sah sie an.
„Das war eine schöne Geschichte.“
„Ich habe noch mehr, wenn du sie hören magst. Aber jetzt erzähl mir eine weitere aus Mittelerde!“
So ging es den ganzen Abend weiter. Éowyn erzählte eine Geschichte, und Gweneth erzählte ihr ebenso eine. Dies ging so lang, bis beiden die Augen zu vielen und sie tief einschliefen.

Kapitel 1-10

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Kapitel 11-20

11

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14

15

16

17

18

19

20

Kapitel 21-30

21

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29

30

Kapitel 31-40

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38

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Kapitel 41-50

41

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44

45

46

47

48

49

50

Kapitel 51-60

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