Kapitel 24
„Wieso kann ich nicht eins meiner alten Kleider anziehen.“
Maulte Gweneth und verschränkte demonstrativ die Arme vor ihrer Brust, wobei der linke Arm heftig protestierte. Éowyn sah sie sauer an und stemmte die Hände in die Seiten.
„Ich werde dich nicht auf das Fest lassen, mit den Fetzen die du am Körper trägst! Wir haben den ganzen Tag damit verbracht, das Fest auszurichten und nun haben wir uns eine kleine Belohnung verdient!“
Sie deutete auf die vielen Kleider, die alle auf Éowyns Bett verstreut lagen. Gweneth warf einen Blick auf die kostbaren Schätze und schüttelte langsam den Kopf.
„Sie sind meiner nicht wert.“
Flüsterte sie sanfter und ihr Blick glitt sanft über die Verzierungen, die sich filigran über die Stoffe zogen.
„Gweneth! Du bist eine sehr bedeutsame Person! Du bist in die Geschichte von Helms Klamm eingegangen und solche Kleider verdienst du!“
Die Wut auf Gweneth war verflogen und Éowyn sah bittend ihre neue Freundin an. Gweneth seufzte nur lange und gab sich geschlagen.
„Na gut. Welches soll ich…“
Doch weiter kam sie nicht, denn ein helles Horn unterbrach sie, das von weit von draußen ertönte. Erschrocken sahen sich die beiden Frauen in die Augen und fingen dann breit an zu grinsen.
´Sie kommen! ´
Éowyn eilte durch ihr Zimmer, riss die Tür auf und rannte hinaus. Gweneth raffte ihr schokoladenbraunes Kleid und rannte Éowyn mit wehenden Haaren hinterher. Sie war Éowyn dicht auf den Fersen, als sie in die große Halle gelangten und die Türen geöffnet wurden. Herein traten die Gefährten mit dem König und Éomer.
Sofort verlangsamten die beiden Frauen ihr Tempo und schritten ihnen würdevoller entgegen, jedoch beide mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
„Es freut mich Euch unverletzt zu sehen.“
Sagte Éowyn und ging auf ihren Onkel freudig zu.
„Es gab auch keinen Kampf.“
Meinte Théoden und lächelte seine Nichte liebevoll an.
„Richtete Saruman seine Waffen nicht gegen Euch?“
Fragte nun auch Gweneth, die näher getreten war und nun alle genauer betrachten konnte. Keiner von ihnen sah so aus, als ob sie einen Kampf ausgetragen hätten. Aragorn antwortete ruhig.
„Als wir in Isengart ankamen, gab es keinen Kampf mehr auszutragen. Die Baumhirten hatten Isengart schon vollends zerstört. Saruman versteckte sich in seinem Turm und die einzige Waffe, die ihm geblieben ist, war seine Stimme.“
„Er versuchte uns mit seiner gespaltenen Zunge den Geist zu vernebeln, jedoch widerstanden wir ihm.“
Erzählte Éomer scharf und sein Gesicht war voller Wut.
„Gandalf bot ihm sogar die Freiheit an, jedoch gebot ihm sein Stolz nicht aufzugeben. Daraufhin zerbrach Gandalf seinen Stab und verstieß ihn aus dem Orden. Seine Macht ist gebrochen. Nun bewachen die Ents ihn in seinem Turm und werden ihn nicht mehr ziehen lassen.“
Erzählte Aragorn weiter.
„Meiner Meinung nach hätten wir ihm den Kopf abhacken sollen! Aber auf mich hört ja keiner!“
Knurrte Gimli und brummelte unzufrieden noch etwas vor sich hin. Während die meisten ihn mit einem Lächeln ansahen.
„Wo ist eigentlich Gandalf?“
Fragte Gweneth und Aragorn antwortete wieder.
„Er ist draußen und wird gleich eintreffen.“
´Nun gut… es sind alle… naja außer Gandalf… hier versammelt… ich könnte auch das gleich hinter mich bringen.´
„Nun gut, da ihr nun hier alle, außer Gandalf, vereint seit möchte ich euch etwas sehr wichtiges erzählen.“
Ihr Blick wanderte kurz zu Éomer, der sie neugierig aus seinen wunderbaren hellbrauen Augen ansah. Ihr Herz hüpfte leicht und sie konnte sich gerade noch ein kleines Lächeln verkneifen. Schnell fing sie sich jedoch wieder und sah in die Runde.
„Aber vielleicht solltet ihr noch etwas Ruhen, denn das was ich euch zu erzählen habe, sollte mit wachen und klaren Verstand aufgenommen werden.“
„Dann finden wir uns in dem privaten Sprechzimmer ein, wenn die Sonne den Horizont berührt.“
Bestimmte der König und alle nickten. Somit gingen die Gefährten in ihre Gemächer, während Éowyn und Éomer sie unergründlich ansahen.
„Ich geh noch ein wenig an die frische Luft.“
Murmelte sie und wand sich ab. Sie wollte nicht, dass beide sie mit neugierigen Fragen löcherte und sie wollte noch ein paar ruhige Stunden vor ihrem Geständnis verbringen.
„Aber Kleider aussuchen werden wir später noch!“
Rief Éowyn und Gweneth drehte sich lächelnd zu ihr um. Anscheinend hatte sie Gweneth verstanden, denn sie sah, wie sie ihren Bruder zurück hielt.
„Nachdem ich Euch alles erzählt habe.“
Éowyn nickte ihr zu und ging. Immerhin musste für die Feier noch einiges vorbereitet werden. Dann eilte sie nach draußen und genoss es, das der kühle Wind in ihre offenen Haare fuhr. Kurz stand sie so dar, mit dem Gesicht in die Sonne gewandt, bis sie schließlich die große Halle umrundete und eine Bank an der Sonnenseite der Halle fand. Darauf ließ sie sich nieder und sah über Edoras. Nun war schon deutlich mehr Leben in der kleinen Stadt, als sie gestern angekommen waren. Tiergeräusche, Stimmengewirr und der Geruch von Essen und Pferdemist wehte ihr entgegen. Sie schloss die Augen und lehnte sich gegen die warme Holzwand. Ruhe umfing sie und die Sonnenstrahlen wärmten ihre Haut und ließen ihre Gedanken schweifen.
Plötzlich wurde ein Schatten auf sie geworfen und sie öffnete ihre topasfarbenen Augen. Zwei Gesichter waren in ihrem Gesichtsfeld getreten, die sie nicht kannte. Sie richtete sich etwas auf und sah die beiden interessiert an. Es waren zwei hübsche Männer, die sie gegen Ende zwanzig schätzten. Der eine war blond und der andere brünett, beide hatten jedoch lockiges Haar, das ihnen nicht weiter ging als bis zum Kinn.
„Wer seid Ihr?“
Fragte sie und bemerkte erst jetzt, dass sie genauso groß waren wie Gweneth, obwohl sie auf einer Bank saß und die zwei Männer standen.
„Entschuldige, wir wollten Euch nicht stören, aber… wir sahen noch nie so jemanden wie Euch.“
Meinte der dunkelhaarige erstaunt und seine Augen blitzten voller Neugier.
„Und ich hab noch nie solche wie Euch gesehen.“
Ihr Blick war nach unten zu ihren Füssen gewandert, die ziemlich behaart und überdimensional groß waren.
„Wer seid ihr?“
Fragte Gweneth und hob erwartungsvoll ihre dunklen Augenbrauen.
„Ich bin Meriadoc Brandybock.“
Stellte sich der blonde vor.
„Nennt mich aber einfach Merry.“
„Und ich bin Peregrin Tuk, doch nennt auch mich einfach Pippin.“
Meinte der braunhaarige und sie verbeugten sich vor ihr, während Gweneth den Gruß erwiderte.
„Und mit wem haben wir das Vergnügen?“
Meinte Merry und wippte neugierig leicht von vorne nach hinten.
„Mein Name ist Gweneth und ich komme aus dem Süden.“
„Das erklärt auch deine ungewöhnliche Hautfarbe.“
Plauderte Pippin gleich vertraulich fort und lächelte sie an.
„Und deine ungewöhnliche Augenfarbe.“
Setzte Merry nach und Gweneth lächelte nur als Antwort.
„Und woher kommt ihr? Und, verzeiht wenn die Frage etwas direkt erscheint, was seid ihr?“
„Wir sind Hobbits!“
Meinte Merry stolz und auch Pippins Brust schwoll vor stolz an.
„Und wir kommen aus dem schönen Auenland.“
„Von solch einem Ort habe ich noch nie gehört.“
„Das haben die wenigsten und die meisten denken wir wären irgendwelche Märchengestalten.“
Merry setzte sich auf den Boden und Pippin tat es ihm gleich
„Und das liegt weit… ganz ganz weit im Norden… oder eher Westen? Nee, Nordwesten.“
„Pippin! Jetzt weißt du nicht mal mehr, wo unsere Heimat liegt. Schäm dich!“
„Ja, weißt du denn, wo das Auenland liegt!“
„Besser als du jeden falls! Deine Orientierung ist wirklich mies!“
„Aha! Also weißt du auch nicht in welcher Richtung es genau liegt! Und meine Orientierung ist nicht mies!“
„Ich weiß das sehr wohl! Und meine Orientierung ist wesentlich besser als deine! Damals auf dem Feld in Hobbingen…“
Stritten die beiden weiter und Gweneth lächelte beide freudig an. Sie merkte, dass sie es mit zwei sehr lebensfreudigen Wesen zu tun hatte, die trotz der Kabbeleien sich sehr nahe standen. Kurz beobachtete sie die beiden, wie sie miteinander stritten und durch die lockigen Haare konnte sie auf einmal spitze Ohren erkennen.
´Ob sie irgendwie mit den Elben verwandt sind? ´
Auch blitzte im Licht der Sonne die Broschen der beiden auf. Beide sahen aus wie grüne Blätter, eingefasst mit Silber und die Umhänge dazu, meinte sie schon einmal gesehen zu haben, jedoch schwieg sie noch kurz darüber.
„Wie ist das Auenland so?“
Fragte sie um ihre Streitereien zu unterbrechen und sie auf andere Gedanken zu bringen. Jedenfalls wirkte es, denn sie hörten auf und strahlten über beide Gesichter.
„Ein Ort des Friedens und des Feierns.“
Meinte grinsend Merry und tauschte mit seinem Freund einen funkelnden Blick.
„Da gibt es Bier im grünen Drachen.“
„Die alljährlichen Feste.“
„Und Langgrundblatt!“
Fast gleichzeitig holten sie lange Pfeifen hervor und fingen an sie zu stopfen.
„Das beste Langgrungblatt gibt es im Südviertel.“
Meinte Pippin und zündete das Blatt an, das so ähnlich aussah wie Tabak. Merry paffte schon die ersten Ringe und Gweneth sah interessiert zu.
„Ich hatte leider nie besonders viel fürs rauchen übrig. Abgesehen vielleicht von der Schihscha.“
„Bei dir kann man auch rauchen?“
„Ja, jedoch kein Langgrundblatt… bei uns wird es Tabak genannt.“
„Und was ist diese Schischa?“
Gweneth atmete tief durch und erzählte ihnen alles darüber. Neugierig hörten sie zu und stellten immer wieder Fragen zu Dingen, die sie nicht kannten. Dann erzählten sie wieder von dem Auenland und den Streichen, die sie schon angestellt hatten.
„… und dann haben wir einfach die ganzen Kartoffeln geschnappt und sind so schnell gerannt wie wir konnten, während der Alte mit der Heugabel hinter uns her rannte!“
Erzählte Pippin gerade die Geschichte zu Ende, während sich die beiden Lachtränen aus den Augen wischte und Gweneth breit grinste. Kurz lachten sie sich aus und beruhigten sich dann wieder etwas. Wieder fiel Gweneths Blick auf die Brosche und sie konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte sie einfach.
„Sagt, gehört ihr zu den Gefährten? Legolas, Gimli und Aragorn tragen dieselbe Brosche wie ihr.“
„Ja, wir gehören zu ihnen… wir sind eine lange Zeit gereist, wurden jedoch gefangen genommen und sind getrennt worden.“
Sagte Merry und zog erneut an seiner Pfeife. Der fröhliche Ausdruck auf beiden Gesichtern wich allmählich.
„Legolas hat mir schon etwas über eure Abenteuer erzählt… könnt ihr mir mehr erzählen?“
Die beiden Hobbits warfen sich einen kurzen Blick zu und sie wusste, woran sie dachte.
„Keine Sorge. Ich weiß von Frodo, den einen Ring und wohin er auf dem Weg ist.“
Murmelte sie und die beiden sahen sie überrascht an.
„Wer hat es dir erzählt?“
„Es war Gandalf.“
„Dann ist ja gut… dann können wir dir ja alles erzählen…“
Und die beiden beschrieben ausführlich ihre ganzen Abenteuer. Gweneth saß dar und hörte ihnen neugierig zu. Wieder einmal stellte sie fest, dass Mittelerde noch viel unglaublicher war als sie bisher angenommen hatte. Auch konnte sie es gar nicht fassen, dass solch zwei Kleine Gestalten so viel erlebt hatten, während sie als Menschenfrau nur halb so viel vorweisen konnte. Innerlich schämte sie sich für ihre Schwäche und sie wünschte sich, sie wäre genauso stark wie die beiden. Sie wünschte sich, dass sie ihr Schicksal hinnehmen konnte, ganz gleich welche Steine ihr in den Weg gelegt wurden.
Plötzlich hörte sie Schritte und sie hob ihren Kopf. Éomer stand vor ihnen und sah lächelnd auf die drei hinab. Er trug einen grünen Pullover, mit ledernen Armschützern und eine lederne Hose. Sein breiter Rücken und seinen stählenden Körper konnte sie gut durch seine Kleidung erahnen und ihr wurde kurz etwas heiß.
Seine hellbraunen Augen sahen freundlich in ihre und schon fast automatisch legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Hallo Éomer, was führt dich zu uns?“
Fragte sie während die zwei sich aufrappelten und sich die Kleidung glatt klopften.
„Ich wollte dich daran erinnern, dass wir uns gleich im Zimmer eintreffen werden, denn die Sonne berührt gleich den Horizont.“
Damit warf er einen Blick gen Horizont und sie sah, wie die untergehende Sonne seine Augen heller färbten.
„Oh, danke… ich hätte es fast vergessen.“
Sie stand auf und sah dann auf die beiden Hobbits hinab, die sie durch ihre Offenheit und Freundlichkeit ins Herz geschlossene hatte.
„Es würde mich freuen, wenn ihr beide mitkommen würdet. Immerhin habt ihr mir alles von euch erzählt, da wäre es nur gerecht, wenn ihr auch alles von mir erfahren würdet.“
Die beiden sahen sich kurz an und nickten dann wild.
„Dann folgt mir.“
Die vier gingen an der Halle entlang zur Vorderseite und Gweneth Augen waren ununterbrochen auf Éomers Rücken geheftet. Sie musste den drang unterdrücken den Arm auszustrecken und seine stählernen Muskelstränge nachzufahren. Er öffnete die Tür und hielt sie Gweneth auf, die ihm ein weiteres Lächeln schenkte. Als sie schließlich in der Halle waren, fiel ihr auf, dass sie nun für das bevorstehende Fest gerichtet worden war.
In der Halle standen überall Holztische mit Bänken und große Fässer voller Wein und Bier. Über der Feuerstelle drehte sich schon das erste Schwein und verbreitete einen köstlichen Duft.
„Éomer, weißt du in welchen Raum wir gehen sollen?“
Fragte sie und holte auf, so dass sie nun neben ihm lief, während ihnen die Hobbits mit schnellen Schritten folgten.
„Ja, ich führe euch hin.“
„Danke.“
Er sah sie an und lächelte. Sie gingen in die Richtung des Throns, bogen davor jedoch links in einen Seitengang und steuerten die hinterste Tür an. Éomer öffnete die Tür für sie und sie trat ein.
Der Raum erinnerte sie ein wenig an ihr Gemach. Ein helles Feuer brannte in dem kunstvoll gefertigten Kamin und davor stand eine ganze Reihe von Sesseln, die um einen niedrigen Tisch herum gruppiert waren. Die steinerneren Wände waren vollständig behangen mit Wandteppichen und in einer Ecke, war Théodens Rüstung an einem Holzgestellt aufgehängt. Am Ende des Raumes stand ein großer Tisch mit einem gewaltigem Sessel und Gweneth vermutete, dass dies das Arbeitszimmer des Königs sein musste. Sie blieb stehen und sah, dass die meisten schon da waren. Sie nickte ihnen zu und setzte sich in einen Sessel nahe dem Feuer. Sie wusste zwar nicht warum, aber es spendete ihr etwas Trost.
Die Tür wurde erneut geöffnet und Gandalf trat mit Éowyn ein, nun waren sie vollzählig. Gweneth achtete wenig auf die Worte, die zwischen ihnen gewechselt wurde und konzentrierte sich ganz darauf, was sie gleich erzählen würde. Zwar hatte sie sich dazu entschlossen, aber jetzt, wo es soweit war, spürte sie leichte Angst.
´Was ist, wenn sie mir keinen Glauben schenken? Was ist wenn wie mich all irre hinstelle und mich verstoßen? Naja, dann könnte ich immerhin zurück zu Erkenbrand… aaaah nicht an ihn denken, nicht an ihn denken! Ok, sammle dich, es geht gleich los. ´
Sie beobachtete, wie sich alle hinsetzten, ihr neugierige Blicke zuwarfen und plötzlich
Aragon, Gandalf, Gimli und die Hobbits ihre Pfeifen zückten und stopften. Ihre Mundwinkel zuckten, als eine Rauchsäule von allen fünfen zur Decke steigen sah und sie ein lustiges Bild bildeten. Sie sah zu Gandalf, der sie mit seinen blauen Augen eindringlich ansah und plötzlich leicht zwinkerte.
Sie verstand das Zeichen, atmete tief ein und sah dann in die Runde.
„Ich danke Euch, dass Ihr alle erschienen seid… ihr werdet Euch vielleicht fragen weswegen ich mit Euch allen sprechen wollte. Nun, ich fand es nicht besonders gerecht, wenn nur Gandalf und ich die einzigen Personen in diesem Kreis wären, die mein Geheimnis kennen, vor allem da es jeden Anwesenden hier betreffen könnte.“
Alle Blicke waren auf Gweneth gerichtet, die langsam errötete und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Blick zuckte nervös zu Éomer, der sie mit zusammengezogenen Augenbrauen erwartend musterte. Jedoch hatte auch Aragorn und Legolas eine distanzierte Miene aufgesetzt und ließ sie nur noch nervöser werden.
„Ich weiß zwar nicht recht, wie ich beginnen soll… doch als erstes möchte ich mich bei Euch entschuldigen. Ihr schenktet mir all Eure Freundlichkeit und ich habe es Euch gedankt in dem ich euch belogen habe. Ich hoffe Ihr könnt mir verzeihen, denn ich wusste nicht wem ich Vertrauen schenken konnte, in dieser fremden Welt, die so ganz anders ist als meine. Meine Lügen sollten sowohl Euch, als auch mich schützen, denn die Wahrheit bringt alle Wissenden in Gefahr.
Dennoch riet mir nun Gandalf mich denen anzuvertrauen, denen ich vertrauen schenke und das wäret Ihr.“
Sie schwierig kurz, sah geschwind in die Runde und setze dann fort, wissend, dass es nun kein Zurück mehr gab.
„Das Geheimnis, das ich Hüte und vor allen Fremden verberge ist, dass ich nicht in Mittelerde und auch nicht auf Arda geboren bin. Ich stamme aus einer anderen Welt die parallel zu dieser existiert und die wir ´Erde´ nennen.“
Sie spürte, wie die Hobbits neben ihr Zusammen zuckten und schnell hob sie die Hand.
„Lasst mich zu Ende erzählen, dann könnt Ihr gerne Eure Fragen stellen.“
Zwar sahen Merry und Pippin traurig drein, setzten sich jedoch wieder hin und hörten ihr weiter zu.
„Doch vielleicht sollte ich beim Anfang anfangen, damit ihr versteht, wie ich hier her gelangen konnte. Vieles mag euch bekannt erscheinen, doch ich bin mir sicher, dass ihr nur ein Bruchteil der alten Geschichte kennt.
Vor langer Zeit wurden die Ringe der Macht geschmiedet. Wie vermutlich alle wissen, wurden vier Ringe der Macht unberührt von Sauron erschaffen. Einer der vier behütete eine Elbin namens Mallos. Mit diesem Ring konnte sie von einem Ort zum nächsten gleich eines Flügelschlags wandern. Doch verbindet dieser auch meine und ihre Welt. Und mit ihm konnte sie die Welten wechseln.
Dies wusste auch Sauron und seine Begierde nach diesem Ring stieg, denn mit ihm konnte er zwei Welten unterwerfen und beide knechten. Mallos sah sich gezwungen in meine Welt zu fliehen und dort zu bleiben, damit Sauron nicht an ihn gelangen konnte. Sie lebte und starb in meiner Welt und der Ring wanderte von Generation von Generation weiter, bis ich ihn schließlich erbte.“
Sie hielt ihre Hand hoch und zeigte den Ring, der an ihrem Finger funkelte.
„Eines Tages wurde ich in meiner Welt sehr schwer verwundet und der Ring brachte mich nach Mittelerde, da ich ansonsten in meiner gestorben wäre. Erkenbrand fand mich und nahm mich bei sich auf. Er schenkte mir Vertrauen und erzählte mir alles von eurer Welt was er wusste. Auch lehrte er mich Eure Bräuche und Geschichten und mit ihm zusammen erfand ich meine Herkunft… und nun bin ich hier und erneut muss der Ring in Sicherheit gebracht werden, bevor womöglich Saurons macht erlischt und ich für immer hier verweile oder er ihn in seine Hände gelangt.“
Ihr Stimme verhallte in dem Raum und das einzige Geräusch, das zu hören war, war das Knistern des Feuers und die tiefen Atemzüge der rauchenden Männer. Sie wagte nicht die anderen anzusehen und ihre Finger zuckten nervös über ihren Stoff des Kleides. Schließlich hob sie ihren Blick und war erstaunt, dass viele ihren Blick mieden oder eine starre Miene aufgesetzt hatten. Éomer hatte sich an den Schreibtisch gelehnt und seine Miene lag im Schatten, unergründlich für ihre Augen. Éowyn starrte sie aus großen Augen an, unfähig etwas zu sagen. Nur die Augen der Hobbits glänzten neugierig und beide grinsten breit. Gweneth nickte ihnen zu und beide rutschten etwas in ihrem Sessel nach vorne.
„Erzähl uns was über deine Welt.“
Sagte Merry während Pippin seinen Kopf in die linke Hand gelegt hatte und leicht lächelte. Sie erwiderte das Lächeln und drehte sich zu ihnen.
„Sie ist so ganz anders als diese… es gibt dort keine Magie, Elben oder Drachen… nur Menschen, Tiere und die Natur.“
Erstaunt rissen beide die Münder auf und brachten sie damit zu einem leichten Lachen.
„Auch keine Hobbits?“
„Nein, nichts dergleichen.“
„Dann muss deine Welt arm an Schönheit sein, wenn es nicht einmal Hobbits gibt.“
Sprach plötzlich Aragorn und sie musste unwillkürlich lächeln. Er sah sie freundlich an und in seinen Augen sprach die Wahrheit, dass er ihr glaubte.
„Genau!“
Riefen die beiden Hobbits synchron und setzten sich nun im Schneidersitz hin und stopften sich erneut die Pfeifen.
„Erzähl doch mehr von deiner Welt.“
Fügte Aragon hinzu und stopfte seine ebenfalls.
„Nun… wie ich sagte, ist sie ganz, ganz anders als diese Welt. Wir leben… nicht mehr so wie ihr. Vor ein paar Jahrzehnten oder auch Jahrhunderten, je nachdem im welchen Gebiet man sich befindet, lebten wie einst genauso.
Dann fingen wir an unzählige Maschinen zu bauen und entdeckten mehr, als wir zu wagen hofften.“
„Maschinen, wie die Orks sie benutzen?“
Platzte es plötzlich aus Éowyn hervor, die ihr nun ebenfalls eifrig zuhörte.
„Nein… und Ja. Es gibt nützliche Maschinen, wie zum Beispiel die Waschmaschine. Sie wäscht die Wäsche für dich. Dann gibt es wieder die… schlechten Maschinen. Zum Beispiel die Pistole, also Waffen die Menschen umbringen.“
Wieder ließ sie ihren Blick schweifen und sah, dass sie noch nicht alle von ihrer Herkunft überzeugte hatte. Sie überlegte kurz, wie sie Erkenbrand von ihrer Herkunft erzählt hatte und ihr kam die Lösung.
„Vielleicht würde es euch mehr überzeugen, wenn ich euch einfach etwas aus meiner Welt zeige.“
Nun wurde auch Gandalf aufmerksam und alle sahen sie erwartend an.
„Ich komme gleich wieder.“
Mit den Worten sprang sie schnell auf und verließ eilig den Raum. Kühlere Luft schlug ihr entgegen, doch es kümmerte sie genauso wenig wie die Blicke, die ihr zugeworfen wurde, als sie quer durch die Halle rannte. Sie hielt erst in ihrem Gemach inne und stürmte auf ihre Truhe zu. Schnell öffnete sie diese und brachte die Satteltasche zum Vorschein. Schnell leerte sie den Inhalt auf ihrem Bett aus und fand was sie suchte. Es war ihre schwarze Umhängetasche, die sie damals bei sich gehabt hatte. Mit einem kleinen Lächeln schnappte sie sich diese und rannte mit wehenden Haaren aus ihrem Gemach. Wenige Augenblicke später hielt sie vor dem Arbeitszimmer inne, versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen und trat dann schnell ein. Das Gemurmel in dem Raum erlosch sofort und alle Augen richteten sich auf Gweneth. Sie wusste, dass sie von ihr gesprochen hatte, dennoch störte sie es wenig, da sie in ihrer Lage selbe getan hätte. Langsam ging sie wieder auf ihren Platz und lächelte alle an.
„Diese Umhängetasche trug ich bei mir, als ich angeschossen wurde.“
Sie zog ihren Sessel näher an den niedrigen Tisch heran, öffnete ihre Tasche und legte alles auf den Tisch. Nacheinander erschienen ihr Geldbeutel, Schlüssel, Wimperntusche, Deospray, Handy und die Patronenhülse.
Augenblicklich beugte sich alle nach vorne und betrachteten die seltsamen Gegenstände.
„Was sind das all für Dinge?“
Frage Gimli und besah sich ihren Geldbeutel genauer. Gweneth atmete tief ein und lächelte, als sie sich erinnerte, wie Erkenbrand wegen ihrem Deo erschrocken war. Sie nahm ihren Geldbeutel aus Gimlis Hand und fingerte die Karten heraus.
„Zuallererst, nennt man dieses hier einen Geldbeutel… darin ist zum Beispiel meine Krankenkassenkarte. Mit dieser Karte kann ich zum Arzt gehen ohne, dass ich dort etwas zahlen muss. Zwar muss man monatlich etwas für diese Karte zahlen, aber meistens ist die Behandlung teurer als der monatliche Betrag.“
Dann nahm sie ihren Personalausweiß in die Hand.
„Diese Karte bestätigt einem, wer man ist. In meinem Land ist es Pflicht solch einen zu besitzen und ihn immer bei sich zu tragen.“
Sie steckte die zwei Karten zurück und gab ihn weiter.
„Ihr könnt gerne die Sachen ansehen, wenn ihr denn möchtet. Auch befindet sich ein paar Münzen in der Seitentasche.“
Pippin und Merry rissen ihr fast den Geldbeutel aus der Hand und betrachteten neugierig den Personalausweis. Während sie den Personalausweis fasziniert betrachteten, nahm Gweneth das Deo in die Hand.
„Dies nennt man in Kurzform Deo und dient dazu, dass man nicht nach Schweiß riecht. Vorzugsweise sprüht man es sich unter die Achseln.“
Sie drückte kurz auf den Knopf und ein Spritzer schoss aus der Düse, worauf sich ein angenehmer Duft im Raum verbreitete.
„Jedoch muss man bei dem hier aufpassen wenn man in der Nähe des Feuers ist. Es entzündet sich leicht.“
„Es entzündet sich?“
Fragte Théoden und legte seine Stirn noch mehr in Falten.
Gweneth nickte, erhob sich und ging zum Feuer. Sie suchte sich einen brennenden Holzscheit, der nur zur Hälfte brannte und hielt ihn vor das Deo. Dann betätigte sie den Knopf und eine Stichflamme erschien.
Als sie wieder aufhörte, sah sie in die erstaunten Gesichter und schmiss den Holzscheit zurück ins Feuer.
„Abgesehen von der Flamme ist dies sehr nützlich.“
Sie setzte sich wieder und nahm die Wimperntusche in die Hand.
„Damit färben die Frauen die Wimpern schwarz.“
Sie gab es weiter und griff zum Handy.
„Dies wird euch eher begeistern. Mit diesem kann man nämlich über weite Strecken miteinander sprechen, als ob derjenige neben einem stehen würde. Leider hat es keine Energie mehr um es euch zu zeigen.“
Schließlich nahm sie die beiden letzten Gegenstände in die Hand.
„Dieser Schlüssel gehört zu meinem Haus und zu meinem Auto. Also ein Auto ist so etwas wie eine Kutsche.“
Diese gab sie auch weiter.
„Und dieses kleine Hülse traf mich und hätte mich fast umgebracht.“
Kurz drehte sie die metallene Hülse in den Fingern und beobachtete gedankenverloren den Schein des Feuers, das sich darin spiegelte.
„Gweneth?“
Riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken und sie hob fragend den Kopf. Pippin sah sie fragend an und nickte ihm zu, dass er nun die volle Aufmerksamkeit besaß.
„Wie kommt es, dass auf deinem Persodingsda dein Gesichts drauf ist?“
Gweneth lächelte und atmete tief ein, bevor sie versuchte ihm alles zu erklären. Jedoch folgten auf ihre Antworten weitere Fragen der Anwesenden, die sie jedoch geduldig beantwortete. Sie war sich sicher, dass sie noch den Rest des Abends erzählend verbringen würde, doch dabei hatte sie die Feier vergessen.
Denn plötzlich klopfte es an der Tür und riss alle aus ihren Gedanken. Erst jetzt realisierte sie, das sie schon eine Weile in dem Raum waren und es inzwischen bestimmt schon recht spät geworden war.
„Herein!“
Rief Théoden und die Tür wurde ruckartig aufgestoßen. Ein Soldat trat, gekleidet in der Rüstung von Edoras ein und verbeugte sich respektvoll, bevor er sprach.
„Verzeiht mir die Störung, mein König, jedoch gabt Ihr mir Befehle Euch zu berichten, wenn die Vorbereitungen zu der Feierlichkeit kurz vor der Vollendung stehen.“
„Ich danke Euch, Degor. Ihr dürft gehen.“
Der Soldat verbeugte sich nochmal respektvoll und schloss hinter sich die Tür. Théoden sah Gweneth erst in die Augen und stand dann auf.
„Ich glaube Euch, Gweneth, denn eine andere Erklärung für das gesehene und geschehene gibt es nicht. Die Feierlichkeiten werden sogleich beginnen und bis dahin solltet ihr Euch ausruhen. Das Erzählen wird Euch ermüdet haben.“
„Ich danke Euch, König Théoden.“
Und sie verbeugte sich leicht vor ihm und war innerlich sehr erleichtert, dass er ihr glauben schenkte.
„Und ich möchte allen anderen danken, dass ihr mir zugehört habt und hoffentlich mir Glauben schenken konntet.“
Sie verbeugte sich noch einmal in die Runde und lächelte dann alle an. Jedoch mied sie es zu Éomer zu sehen, denn sie fürchtete Ablehnung und weiterhin Misstrauen darin zu finden. Der König nickte ihr zu und schritt schließlich aus dem Raum hinaus. Somit war die Versammlung beendet und von Gweneths Herz war ihr ihre Last genommen worden. Plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel eine hastige Bewegung und verwundert sah sie auf. Éowyn stand vor ihr, packte sie am Handgelenk und zog sie mit sanfter Gewalt aus dem Raum hinaus.
„Éowyn? Wohin gehen wir?“
Doch Éowyn antwortete nicht. Angst breitete sich in ihr aus und sie fürchtete, dass Éowyn wütend auf sie sein würde. Im Eilschritt liefen sie durch die Halle und gelangten wenig später in Éowyns Gemach. Sie warf Gweneth schon fast in einen Sessel und setzte sich ihr gegenüber hin. Mit einem Funkeln in den Augen sah sie Gweneth an, die nur erwartete, dass Éowyn ihr nun schreckliche Vorwürfe machen würde. Ohne es wirklich zu wollen, war Éowyn eine gute Freundin in dieser Welt geworden.
„Du bist also aus einer anderen Welt“
Fing sie an und Gweneth nickte zögernd, während sie versuchte aus ihrer Stimmlage zu schließen, ob sie wütend auf Gweneth war. Kurz blieb es still und Gweneth wagte es nicht in Éowyns Gesicht zu sehen.
„Deine Beschreibung von deiner Heimat hat mich schon stutzig gemacht, da dies so alles anders war. Aber nun versteh ich es. Sag, wie ist es eine Frau in deiner Welt zu sein?“
Verwundert sah sie Éowyn an, die sie jedoch neugierig und ganz ohne Hass ansah.
„Du… bist nicht wütend?“
Nun sah Éowyn verwirrt aus, denn sie schüttelte leicht den Kopf.
„Warum soll ich denn wütend auf dich gewesen sein?“
„Nun ja… wegen allem?“
Kurz sah Éowyn verwirrt drein, jedoch wich der Ausdruck rasch und in ihrem Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus.
„Nein… ich bin nicht sauer. Ich bin eher beeindruckt, dass du es so lange geschafft hast dein Geheimnis für dich zu behalten und ich bin mir sicher, dass es die anderen genauso sehen werden wie ich. Keiner wird dir böse sein.“
Ein weiterer Stein fiel ihr vom Herzen und dankbar lächelte sie Éowyn an.
„Ich danke dir.“
„Aber nun erzähl mir von den Frauen in deiner Welt!“
Gweneth lachte leise und grinste sie schließlich an.
„Was möchtest du denn wissen.“
„Alles!“
„Für alles werden wir keine Zeit haben… immerhin beginnt gleich die Feier.“
Plötzlich entglitten Éowyns Gesichtszüge und mit einer fließenden Bewegung war sie auf den Beinen.
„Ich hätte es fast vergessen! Du musst dir noch ein Kleid aussuchen!“
Mit schnellen Schritten war sie bei ihrem Bett, auf denen sich immer noch die Kleider lagen.
„Also, welches Nimmst du?“
Gweneth seufzte und gesellte sich zu ihr.
„Ich dachte du wolltest noch etwas über die Frauen wissen?“
Versuchte Gweneth sie abzulenken, dennoch grinste Éowyn breit.
„Ich möchte so viel wie möglich darüber erfahren, doch das kann noch bis morgen warten. Momentan ist es wichtiger dich für die Feier hübsch zu machen.“
Sie drehte sich wieder zu den Kleider um und musterte alle.
„Welches erwägst du denn für dich?“
Fragte sie Éowyn, die schnell zum Schrank ging und ein hellblaues, fast schon weißes Kleid herauszog. Gweneth trat näher und betrachtete das einzigartige Kleid neugierig. Es war über und über bestickt mit kleinen Symbolen und Schnörkeln in derselben Farbe wie der Stoff. die Ärmel waren anliegend bis zum Ellenbogen und waren dann weit, fast bis zum Boden hin, ausgestellt. Ein silberner Gürtel, fein gearbeitet gehörte dazu.
„Es ist schlicht und einfach wunderschön… ich vermute Mal, dass du hoffst Aragorns Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.“
Meinte sie mit einem kleinen Grinsen und sah auf. Éowyn errötete und legte ihr Kleid schnell zurück.
„Weißt du was, Éowyn, wie wäre es denn, wen du mein Kleid für mich aussuchst?“
Blitzschnell drehte sie sich um nur ihre blauen Augen strahlten.
„Wenn du es erlaubst, gerne.“
Damit ging sie wieder zum Bett und schien zu überlegen, während Gweneth sie amüsiert beobachtete. Immer wieder sah sie kurz zu Gweneth, musterte sie kurz und sah dann wieder auf die Kleider zurück.
„Es muss irgendetwas zum Schnüren sein, denn deine Brust ist größer als die meine.“
Gweneth errötete und strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
„SO groß sind sie auch nicht.“
Murmelte sie verlegen.
„Nimm dieses hier.“
Meinte Éowyn auf einmal, nahm ein dunkelrotes Kleid von dem Bett und hielt es Gweneth entgegen. Gweneth betrachtete es aufmerksam und wusste, dass sie darin wunderbar aussehen würde.
Sie entkleidete sich und Éowyn half ihr in das Kleid anzuziehen, da Gweneth ihren Arm noch nicht recht gebrauchen konnte.
Das Kleid schmiegte sich zart an ihre Rundungen und obwohl es etwas dicker war, fühlte es sich an wie Seide. Ihre Fingerspitzen fuhren über die Sickereien, die in derselben Farbe wie das Kleid gehalten waren und sich über den ganzen Stoff zogen. Wie auch bei Éowyns Kleid, waren es Symbole und Runen, die das Kleid zu etwas sehr kostbaren erhoben.
Éowyn zog ihr den Stoff über die Schultern und schnürte es dann hinten mit sanfter Kraft zu. Als sie fertig geschnürt hatte ging sie um Gweneth herum und sah sie mit strahlenden Augen an.
„Du siehst wunderschön aus.“
„Ja?“
„Natürlich, sieh doch!“
Damit packte sie Gweneth am gesunden Arm und zerrte sie vor einen mannshohen Spiegel, der in einem goldenen Rahmen neben dem Schrank ruhte. Gweneth betrachtete ihr Spiegelbild aufmerksam und lächelte, als sie Éowyn nur zustimmen konnte.
´Das Kleid steht mir wirklich… ob er mich so hübsch findet wie Éowyn mich? ´
Der Ausschnitt des Kleides war v-förmig und bescherte ihr ein wunderbares Dekolleté, zeigte jedoch auch nicht zu viel. Die Ärmel waren weit geschnitten und fielen in Wellen fast zum Boden hinunter. Die Säume waren dunkler gehalten und reich mit goldenem Garn bestickt, die ein wunderschönes kantiges Muster bildeten. Éowyn legte ihr noch einen goldenen Gürtel mit denselben Muster um die Hüfte und sie kam zu dem Schluss, dass sie wahrlich fürstlich aussah.
„Jetzt fehlen nur noch deine Haare.“
Bestimmend führte sie Gweneth zum Bett und drückte sie sanft in die Matratze. Schnell schnappte sie sich einen silbernen Kamm und kämmte ihre Haare, bis sie glänzend und wellig über ihren Rücken fielen. Éowyn legte ihr die Haare so, wie es der Brauch bei den Rohirim war. Zwei vordere Strähnen wurden nach hinten genommen und dort mit einem Band, in Gweneths fall golden, zusammengebunden.
Als Gweneth erneut in den Spiegel sah, verschlug es ihr fast die Sprache.
Selbst Éowyn schwärmte für sie und Gweneth half dann auch ihr in das Kleid zu schlüpfen. Ihre Haare band Éowyn selbst zurück, da Gweneth es nicht vermochte soweit den Arm zu heben. Schließlich schlüpfte Gweneth in rote Stoff Schuhe und drehte sich dann einmal lachend um sich selbst. Éowyn nahm ihre Hände in ihre und zusammen tanzten und lachten sie, während sie sich durch das Zimmer drehten. Es hätte ewig so weiter gehen können, bis ein Klopfen ihren wirren Tanz unterbrach und die beiden Frauen mit geröteten Wangen anhielten. Éowyn räusperte sich kurz und rang um ihre Fassung, bis sie schließlich „Herein!“ rief.
Die Tür wurde geöffnet und Éomer trat ein.
„Éowyn, ich….“
Dann viel sein Blick auf Gweneth und seine Augen wurden groß. Er musterte sie kurz, während Gweneth etwas errötete und ihr Kleid schnell glatt strich. Dann musterte sie ihn schnell, während er ihr Kleid bewunderte. Er trug einen dunkelbraunen Wams, mit einem hohen Stehkragen, über denen sich schwarz bestickte Runen zogen. Darunter eine dunkle Lederhose und Stiefel. An einem Gürtel war ein kleiner Beutel befestigt und über seinem Oberkörper zog sich ein Lederriemen, der im Gürtel endete. Seine blonden Haaren waren offen und vielen in Wellen auf seine Schultern herab.
Gweneth Herz klopfte, als er schnell blinzelte und sie dann lächelnd ansah. Er räusperte sich kurz und richtete sich dann auf.
„Das Kleid steht dir sehr gut.“
Raunte er und ließ ihr Herz nur noch schneller schlagen.
„Danke.“
Sagte sie strahlen und ließ kurz ihren Blick nervös zum Boden gleiten.
„Müssen wir schon los, Éomer?“
Durchbrach Éowyn die kurze Stille und schien ihn in die Wirklichkeit zurück zu holen.
„Ja, unser Onkel schickt mich.“
Sein Blick riss sich von Gweneth los und sah dann seine breit grinsende Schwester an.
„Gut, ich danke dir, Éomer. Wir sind fertig, oder?“
Gweneth nickte und ging dann langsam Richtung Tür, in der immer noch Éomer stand. Dieser jedoch wich nicht zurück um ihr Platz zu lassen, sondern verbeugte sich leicht vor ihr, als sie direkt vor ihm stand.
„Es wäre mir eine Ehre, wenn ich dich in die Halle geleiten könnte.“
Gweneth Herz klopfte und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sich ebenfalls leicht verbeugte.
„Es wäre mir eine Freude.“
Er bot ihr seinen Arm an und mit klopfendem Herzen hakte sie sich bei ihm unter. So nahe bei ihr war er noch nie und sie konnte deutlich durch den dicken Stoff seinen muskulösen Unterarm fühlen. Er war wie Stahl und sie fühlte sich sofort bei ihm geborgen. Sie musste versuchen den Drang zu seufzen und sich an ihn zu kuscheln unterdrücken und versuchte nun ihr klopfendes Herz und das seltsame Gefühl im Bauch zu beruhigen. Doch jedes Mal, wenn sie einatmete, roch sie seinen rauen Duft nach Leder und etwas, das sie stark an frisch gemähtes Gras erinnerte. Sie liebte diesen Geruch und sie war so in seiner Präsenz vertieft, dass sie weder merkte, wie Éowyn ihnen mit glitzernden Augen folgte, noch, dass sie soeben in der Halle angelangt waren.
Sie bemerkte es erst, als Éomer stehen blieb und seinen Arm sinken ließ. Wiederwillig löste sie sich von ihm und realisierte erst jetzt die Menschen, die schon in der Halle saßen. Dann richtete sie ihren Blick auf Éomer, der ihr immer noch nahe war.
„Ich muss nun leider meinen Pflichten nachkommen. Ich hoffe jedoch, dass wir uns später wiedersehen mögen.“
„Wir sehen uns wieder.“
Beide nickten sich dann leicht lächelnd zu und Éomer dann durch einen Seitengang beim Podest verschwand.
„Ich muss auch gehen. Bis später.“
Sagte Éowyn und schritt Éomer hinterher. Sie sah die beiden hinterher und fühlte sich mit einem Schlag alleine. Unsicher sah sie sich um und hoffte bekannte Gesichter zu erhaschen.
„Gweneth!“
Rief plötzlich eine bekannte Stimme und sie sah sich um. Merry und Pippi liefen breit grinsend auf sie zu. Unwillkürlich musste sie ebenfalls lächeln.
„Magst du dich zu uns setzen?“
„Wo sitzt ihr denn?“
Merry streckte seine Hand aus und deutete auf einen Tisch weit vorne. Dort erblickte sie auch die anderen Gefährten und nickte den beiden zu. Diese liefen sogleich davon und schlängelten sich durch die Menschenmasse. Gweneth folgte ihnen und als sie den Tisch erreichten, wurde sie von allen freundlich begrüßt. Sie ließ sich neben den zwei Hobbits nieder, die ihr sofort einen Krug zuschoben. Neugierig begutachtete sie das Getränk und schnupperte daran.
´Hm… riecht wie Bier. ´
„Was ist das?“
Fragte sie jedoch sicherheitshalber.
„Das ist Bier! Nicht ganz so gut wie im grünen Drachen, aber halbwegs bekömmlich.“
Meinte Pippin und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
„Mensch Pip! Wir dürfen noch nicht trinken!“
Meinte Merry und schlug ihn sachte auf den Oberarm.
„Au! Was soll denn das! Klar dürfen wir trinken! Wir haben Bier und das muss man trinken, bevor es warm wird.“
„Schon, aber es ist unhöflich!“
Die zwei kappelten sich weiter und Gweneth sah beiden breit grinsend zu. Dann glitt ihr Blick weiter zu Legolas, der die beiden Freunde ebenfalls lächelnd beobachtete. Ihr viel auf, dass er nun seine silberne Tunika trug und sie genauso wundervoll war, wie sie es erwartet hatte. Sie war über und über Bestick und besaß eine hohen Stehkragen; er sah wahrlich wie ein Prinz aus. Er schien ihren Blick zu bemerkte, denn er wendete seinen Kopf zu ihr und sah sie fragend an.
„Dein Wams ist wundervoll gearbeitet.“
Meinte sie und er lächelte sanft. Dieses Mal jedoch merkte sie, dass sein Lächeln sie völlig ungerührt ließ.
Bevor er jedoch antworten konnte, wurde es auf einmal still und sie sah zum Podest, auf das nun der König stieg. Rechts davon stand Éomer, dessen Anblick ihren Herz einen Stupser versetzte. Nun bemerkte sie auch Éowyn, die mit einem goldenen Kelch auf den König zuging, sich verbeugte und er ihn abnahm. Sie schritt auf die andere Seite des Thrones und blieb wie Éomer, still stehen. Der König hielt den Kelch hoch und alle standen auf. Gweneth schloss sich allen anderen an und schnappte sich ihren Krug, wie es die anderen taten.
Dann fing der König seine Rede an.
„Heute Nacht gedenken wir deren, die ihr Blut gegeben haben dieses Land zu verteidigen. Heil den siegreichen Toten!“
„Heil!“
Kam darauf die Antwort und Gweneth trank, wie alle aus dem Krug. Sie trank einen kleinen Schluck Bier und stellte erfreut fest, dass es nicht so schlimm schmeckte, wie das Wasser-Wein Gemisch. Sie setzte sich wieder mit den anderen hin und das Fest begann nun.