Kapitel 27
Die kühle Luft schlug ihr ins Gesicht und ließ ihr offenes Haar um ihren Kopf peitschen. Ihre topasfarbenen Augen waren starr gen Horizont gerichtet.
Ein Sonnenaufgang erhob sich langsam und tauchte das grüne Land zu ihren Füßen in die schönsten Farben und das Gras schien nie saftiger und strahlender. Doch all seine Schönheit drang nicht zu ihr hindurch. Kälte hielt sie fest in ihren starren Klauen und ließ sie stetig zittern. Doch auch dies bemerkte sie nicht.
Ihre Gedanken hatten sich seit der Nacht nur um ein Thema gedreht und waren nun zum Stillstand gekommen. Sie war seitdem gefangen in einer Starre, aus der sie noch nicht erwacht war. Stunden waren inzwischen vergangen und immer noch stand sie an derselben Stelle, vor der Halle Meduseld, gleich einer wunderschönen Statue.
Die Entscheidung war ihr abgenommen worden und sie wusste, dass sie Mittelerde in nur wenigen Tagen verlassen musste. Das Urteil war gefällt worden und sie hatte sich damit abfinden müssen. Éomer war nun unerreichbar für sie geworden.
„Gweneth?“, rief eine raue Stimme, die sie jedoch nur durch einen nebligen Schleier wahrnahm und somit darauf nicht reagieren konnte.
Doch tief in ihrem Inneren kannte sie die Stimme, konnte sie jedoch niemandem zuordnen. Erst als eine Hand sich sanft auf ihre Schulter legte und sich jemand in ihr Gesichtsfeld schob, erwachte sie langsam.
Verwirrt blinzelte sie ein paar Mal und sah ihm dann ins Gesicht. Vor ihr stand Aragorn, der sie kritisch musterte.
„Wie geht es dir?“
Langsam fing ihr Gehirn an, wieder zu denken und verarbeitete seine Worte. Sie öffnete ihren Mund und sprach mit krächzender Stimme:
„Mir geht es…“
´Ja, wie geht es mir eigentlich? Gut bestimmt nicht…´
Sie räusperte sich kurz und ihre Stimme nahm wieder ihren normalen Klang an.
„… ganz gut“, log sie und sah Aragorn an, der ihren Blick tadelnd erwiderte.
„Gweneth, ich kann erkennen, wenn mir jemand nicht die Wahrheit sagt… du kannst mir vertrauen“, fügte er sanfter hinzu.
Sie atmete tief ein und entschloss sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Was hatte sie auch für eine andere Wahl, wenn er sie lesen konnte wie ein Buch.
„Ich fühle momentan… eigentlich nichts“, flüsterte sie und sah starr auf seinen Brustkorb.
Dann hob sie langsam ihren Blick und merkte, wie Aragorn leise seufzte.
„Ich hatte vor wenigen Stunden und Tagen mehr Gefühl, als in diesem Moment. Es ist sowieso gerade sinnlos, zu fühlen, da mein Weg schon vorgezeichnet ist und keine Abweichung duldet. Ich würde euch alle in Gefahr bringen, wenn ich blieb.“
Aragorn schwieg und Gweneth lauschte seinen stetigen Atemzügen.
„Du magst Recht behalten… doch war es nicht einmal dein eigener Wille, schnellst möglich in deine Welt zurück zu kehren? Diese Entscheidung fiel schon bei deiner Ankunft, woher also dein erneutes Wanken?“
Sie biss sich auf ihre Unterlippe und sah an ihm vorbei.
„Du liebst ihn, nicht wahr?“
Erstaunt sah sie ihn wieder an und ein wissendes Lächeln lag auf seinen Lippen.
„Von wem sprichst du?“
„Ich spreche von dem dritten Marshall der Mark, dessen Augen immer nur auf dich gerichtet sind.“
Er sah ihr tief in die Augen und kurz schlug ihr Herz schneller.
„Ist es so offensichtlich?“
Aragorn lächelte leicht und Gweneth senkte kurz ihren Kopf.
„Liebe ist ein starkes Wort… jedoch gibt es kein besseres, um meine Gefühle für ihn auszudrücken. Denn ich denke, es geht über das normale Verliebtsein hinaus… jedoch ist er nicht mein einziger Anker in dieser Welt. Ich fand hier Freunde und einen liebenden Bruder. Wie könnte ich all das hinter mich lassen ohne zu zögern?“
Sie sah ihm direkt in die Augen und sie meinte, Verständnis darin zu finden. Aragorn erwiderte ihren Blick kurz und sah dann in den Sonnenaufgang.
„Gerade du müsstest mich verstehen. Auch du ließest deine Liebste zurück, damit du etwas Größerem dienen kannst“, flüsterte sie und beobachtete, wie sich Aragorns Kiefer anspannten.
„War sie es eigentlich, die dir dieses Schmuckstück schenkte?“
Ihr Blick war auf den Abendstern gerichtet, den er immer um seinen Hals trug, und nun im Sonnenaufgang sanft zu leuchten schien.
Aragorn senkte seinen Kopf und sie sah, wie sein Blick zu ihr wanderte.
„Ja, sie schenkte es mir.“
Seine Augen waren gefüllt mit Schmerz und Sehnsucht, so dass Traurigkeit und Mitgefühl zu ihr hindurch drangen.
„Wir sitzen wohl im selben Boot.“
„Im selben Boot?“
Nun lächelte sie sogar leicht und stellte fest, dass es anstrengender war, als sie gedacht hatte.
„Eine Redewendung in meiner Welt, die bedeutet, dass wir quasi dasselbe Schicksal teilen.“
Er nickte und beide sahen dem Sonnenaufgang entgegen. Sie schwiegen Seite an Seite, bis die Sonne sich vom Horizont vollends erhob und Aragorn aus seinen Gedanken erwachte und sich wieder zu ihr umdrehte.
„Komm, eine Versammlung wird gleich stattfinden.“
„Zu meinen Ehren?“, fragte sie sarkastisch und brachte ihn zum Lächeln.
„Zu deinem und Pippins Ehren. Entscheidungen müssen getroffen werden.“
Sie nickte und ihr Körper wurde aus der Starre gerissen. Ihre Gelenke waren durch das lange Stehen steif und die Kälte war in jeden Muskel gefahren. Langsam bewegte sie jedes ihrer Glieder und verfluchte sich nun, dass sie die ganze Nacht gestanden hatte, ohne einen schützenden Umhang anzulegen. Sie folgte Aragorn mit steifen Bewegungen und eine Kältewelle fuhr durch ihren Körper. Ihre Hände fingen an zu zittern und frierend schlang sie ihre Arme um ihre Brust. Die Kälte wurde jedoch immer schlimmer.
So schnell wie sie es vermochte, folgte sie Aragorn zum Haupteingang und hoffte, dass es in der Halle wärmer war.
Die wunderschönen Türen, die Gweneth nicht mehr beachtete, wurden von Wachen geöffnet und als sie über die Schwelle trat, schlug ihr wohlige Wärme entgegen. Ein leises erleichtertes Seufzen entfuhr ihr und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie warf einen kurzen Blick durch die Halle, jedoch konnte sie niemand anderes erkennen.
´Wir sind wohl die ersten.´
Dann folgte sie Aragorn weiter bis zur Feuerstelle. Er zog einen Stuhl nahe ans Feuer und sah sie auffordernd an.
„Dir muss kalt sein, nach der langen Nacht in der Kälte. Wärme dich etwas.“
„Danke.“
Schnell nahm sie darauf Platz und Aragorn legte ein paar Holzscheite nach. Ihre Muskeln wurden langsam wieder weich und die Kälte in ihren Gliedern wich einer angenehmen Wärme. Aragorn hatte sich von ihr entfernt und stand wartend an einer Säule. Kurz darauf gesellten sich die anderen Gefährten und der König zu ihnen, jedoch sprach niemand Gweneth an. Sie hatte nicht einmal aufgesehen, als sie eintraten und starrte weiterhin in das Feuer zu ihren Füßen.
Gandalf lehnte seinen Stab an einen Stuhl und schritt dann unruhig hin und her. Dabei erzählte er die Vorkommnisse der vergangenen Nacht dem König und alle lauschten seiner Stimme.
„Es war keine Lüge in Pippins Augen. Ein Narr, aber ein ehrlicher Narr bleibt er. Er hat Sauron nichts über Frodo und den Ring verraten…. jedoch über Gweneth.“
Gweneth sah kurz zu Pippin, der schuldbewusst und zusammengesunken auf einem Stuhl etwas abseits saß. Als er kurz ihren Blick streifte, senkte er schnell demütig seinen Kopf. Sie jedoch verspürte keine Wut ihm gegenüber.
´Ich vermute mal, er hat, um Frodo zu schützen, mein Geheimnis verraten, anstelle seines. Ich kann ihm einfach nicht böse sein, denn ich an seiner Stelle hätte dasselbe getan.´
Gimli hatte seinen Helm abgezogen und seufzte tief.
Gandalfs Blick streifte kurz Gweneth.
„Pippin konnte im Palantír einen kurzen Blick auf die Pläne unseres Feindes werfen. Sauron plant einen Angriff auf die Stadt Minas Tirith. Seine Niederlage bei Helms Klamm hat unserem Feind eines gezeigt: Er weiß, dass Elendils Erbe hervorgetreten ist. Die Menschen sind nicht so schwach, wie er angenommen hatte. Sie haben noch Mut und vielleicht noch Kraft genug, ihn herauszufordern. Sauron fürchtet das. Er wird es nicht zulassen, dass die Völker Mittelerdes sich unter einem Banner vereinen. Eher macht er Minas Tirith den Erdboden gleich, als die Rückkehr eines Königs auf den Thron der Menschen mit anzusehen. Wenn die Leuchtfeuer Gondors entzündet sind, muss Rohans Volk kriegsbereit sein.“
„Sagt mir, warum sollten wir jenen zur Hilfe eilen, die uns ihre Hilfe versagt haben?“
Gweneth sah auf und starrte fassungslos den König an, wie es alle der Gefährten taten.
„Was schulden wir Gondor?“
Wut breitete sich in ihrem Magen aus und fast wäre sie aufgesprungen, wenn sie nicht unterbrochen worden wäre.
„Ich werde gehen!“, rief Aragorn, wurde jedoch sofort von Gandalf unterbrochen.
„Nein!“
„Sie müssen gewarnt werden!“
„Das werden sie.“
Langsam ging er auf Aragorn zu und flüsterte etwas, das nur für Aragorn bestimmt war. Dann drehte er sich um und schritt wieder im Raum auf und ab.
„Eins muss euch gewahr sein: Dinge geraten nun ins Rollen, die nicht aufzuhalten sind. Ich reite nach Minas Tirith und ich werde nicht allein gehen.“
Sein Blick ruhte auf Pippin, der in seinem Stuhl noch kleiner zu werden schien.
„Was weiß er über mich?“, fragte Gweneth mit schwacher Stimme und sah Gandalf fragend an.
Gandalfs blaue Augen waren auf sie gerichtet und bohrten sich unweigerlich tief in ihre Seele. Ihr schien es fast, als wäre ein kurzes Band inniger Vertrautheit zwischen ihnen entstanden und mehr als wissend, spürte sie seine Antwort.
„Er weiß alles, nicht wahr?“, fragte sie leise, aber immer noch so laut, dass es jeder hörte.
„Er weiß alles von mir.“
Gandalf schwieg, nickte dann jedoch leicht.
Er wandte seine Augen kurz ab und das Band zerriss. Innerlich fragte sie sich, ob es an den Ringen lag, die sie beide am Finger trugen, dass solch ein Band entstehen konnte.
„Wenn er alles weiß… dann ist auch Edoras in Gefahr“, murmelte sie und nur mühselig hielt sie die Tränen zurück.
„Nicht so, wie du es vielleicht denken magst“, meinte Gandalf einfühlsamer und ging kurz auf sie zu.
Damit hatte er wieder ihre Aufmerksamkeit und mit großen Augen sah sie ihn an.
„Sauron wird Edoras nicht angreifen. Vermutlich wird er erst Späher entsenden, die nach deinem Aufenthalt suchen werden. Wenn sie dich hier nicht finden, dann ist Edoras sicher.“
„Aber, Gandalf, ich kann die Macht des Ringes noch nicht nutzen.“
„Nein, noch nicht, aber du wirst es können. Pippin und ich reiten noch heute Mittag Richtung Minas Tirith. In zwei Tagen werden wir uns dort treffen. Am weißen Baum auf dem siebten Plateau werden wir uns sehen, wenn die Sonne im Zenit steht.“
„Ich soll nach Minas Tirith kommen? Aber renne ich nicht in mein eigenes Verderben, wenn Sauron Minas Tirith zerstören will?“
„Bevor der Krieg beginnt, wirst du bereits in deiner Heimat sein“, meinte Gandalf bestimmend und seine Zuversicht ging auf Gweneth über.
Sie nickte, sah dann auf ihre Hände herab, die sie immer noch nahe ans Feuer hielt. Gweneth spürte, dass er keinen Widerspruch duldete und sie es bis dahin gemeistert haben musste, über Arda zu wandeln.
Gandalf wendete sich zu Pippin.
„Wir machen uns gleich auf den Weg. Packe dein Hab und Gut und beeil dich!“
Pippin zuckte heftig zusammen, rutschte dann geschwind von dem Stuhl und tapste mit seinen kurzen Beinen schnell in Richtung seines Gemaches, mit Merry auf den Fersen. Gandalf nahm seinen Stab und ging ebenfalls. Nun waren nur noch Aragorn, Legolas und Gimli in der Halle, da Théoden ebenfalls von dannen schritt.
´Ich sollte gleich beginnen. Nur wie soll ich anfangen? Erst mal kleine Strecken oder gleich große?´
„Gedenkst du, gleich zu trainieren?“, fragte Aragorn und ging ein paar Schritte auf sie zu.
„Ruh dich erst einmal aus, Mädchen“, brummte Gimli und betrachtete ihre dunklen Augenringe.
„An Schlaf vermag ich momentan nicht zu denken. Doch danke für deine Besorgnis“, meinte sie mit einem Lächeln und wandte sich dann Aragorn zu.
„Ich weiß nur nicht, wohin ich gehen soll.“
Sie betrachtete kurz ihre inzwischen warmen Hände, spürte jedoch drei Augenpaare auf sich ruhen.
„Die Spitze des Einsamen Berges ist wirklich ein Besuch wert“, sprach Gimli, wurde jedoch rasch von Legolas unterbrochen.
„Ich bin mir sicher, Gimli, dass dem so ist, jedoch sollte Gweneth einen Ort erwägen, den sie bereits gesehen hat.“
„Die einzigen Orte Mittelerdes, die mir bekannt sind, sind Edoras und Helms Klamm, aber nach Helms Klamm möchte ich nicht gehen.“
Doch da fiel ihr etwas ein, woran sie noch nicht gedacht hatte.
´Schon einmal bin ich durch den Raum gewandert. Zwar nur im Traum, aber vielleicht sollte ich es noch einmal probieren, in den Goldenen Wald zu gelangen.´
„Danke für deinen Rat, Legolas. Ich weiß nun, wohin ich gehen werde.“
Sie stand auf und setzte sich im Schneidersitz vor der Feuerstelle auf den Boden. Sie wollte es vorsichtshalber erst einmal im Sitzen probieren.
Ihre Hände legte sie auf die Knie, dann schloss sie die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Die Gefährten sprachen kein Wort und standen wie Säulen in ihrer Nähe, ihre Augen auf sie gerichtet.
Sie dachte ganz fest an Lothlórien und den goldenen Wald, in dem sie einst war. Jedoch war es wesentlich schwerer, ihren Geist zu leeren und nur an Lothlórien zu denken, als in ihrem Traum. Immer wieder störten sie ihre eigenen Gedanken und verärgert biss sie ihre Zähne fest zusammen.
´Jetzt beruhig dich erst einmal, du hast viel erlebt und viel gehört, bist übermüdet und genervt. Aber jetzt musst du alles hinter dich lassen und alles ausblenden. Versuch es wenigstens etwas. Wie haben die immer im Fernsehen gemeint… bewusst einatmen, dabei den Atem spüren und wieder durch den Mund ausatmen. Ok, selbst in meinen Gedanken hört sich das komisch an, aber egal. Phuu….sooo und jetzt versuch nur an diesen Namen zu denken…wie ein Mantra´, meinte sie zu sich selbst und befolgte schließlich ihre eigenen Befehle. Langsam kontrollierte sie ihre Atmung und schließlich wiederholte sie den Namen so oft, bis sie an nichts mehr anderes denken konnte.
Die Wärme des Feuers verblasste langsam und ein leichtes Rauschen drang an ihre Ohren. Vor ihrem geistigen Auge wurde die Dunkelheit nicht mehr so undurchdringbar und etwas Silbriges schien sich aus der Dunkelheit zu schälen. Wind drang an ihre Haut und ihre Armhaare stellten sich unweigerlich auf.
Und mit einem Mal ging alles recht schnell. Vor ihren inneren Augen konnte sie den Wald immer besser erkennen und das Rauschen der Blätter wurde immer deutlicher. Ihre Haare bewegten sich im sanften Winde und trockenes Laub knisterte leise unter ihren Füßen. Langsam öffnete sie ihre Augen und schnell gewöhnten sich diese an das sanfte Licht, das durch die Kronen fiel.
Sie saß auf dem Boden des Goldenen Waldes und ein breites Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Obwohl sie von diesem Wald geträumt hatte, war er in echt noch viel schöner. Schlanke, silbrige Bäume erhoben sich säulengleich aus dem Boden, deren Rinde wunderbar glatt war, und schimmerten im Licht der Sonne. Goldenes Laub bedeckte den Boden und als sie den Kopf hob, erblickte sie die silbrigen Blätter und die goldenen Blumen dazwischen. Ohne die Kraft ihres Ringes zu nutzen, konnte sie die Ruhe des Waldes spüren und es berührte sie tief in ihrem Inneren auf eine besondere Art und Weise. Sie fühlte sich sogleich wohl und ließ sich sanft in das weiche Laub fallen. Obwohl sie nun auf dem Boden lag, war er keineswegs kühl, sondern besaß eine angenehme Wärme, die sie aufseufzen ließ. Ihr Blick war auf das Blätterdach gerichtet und sie beobachtete mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, wie sich die goldenen Blüten und die silbrigen Blättern sanft im Wind wiegten. Schon fast ehrfürchtig hörte sie ihrem leisen Rascheln zu und meinte, darin eine süße Melodie zu erkennen, die ganz leise und kaum wahrnehmbar spielte. Sie wusste nicht, ob diese Melodie nur eine bloße Einbildung war oder tatsächlich existierte.
Einen Moment schloss sie ihre Augen und genoss den kurzen Augenblick der Ruhe und des Gefühls, als ob sie alle Zeit der Welt hätte. Dennoch wusste sie es besser. Sie durfte nicht lange hier verweilen, denn die Gefährten würden sich um sie sorgen und das wollte sie auf keinen Fall.
´Vielleicht sollte ich ihnen ein kleines Mitbringsel mitnehmen… so zur Überraschung.´
Sie nahm ein goldenes Blatt vom Boden und legte es schützend in ihre Hand. Dann betrachtete sie es genauer und fand es einfach wunderschön. Zierlich und schlank lag es in ihrer Hand und durch das fehlende Wasser, war es leicht zerknittert. Dennoch konnte sie gut die feinen Blattäderchen ausmachen, die sich einem Netz gleich darüber zogen. Vorsichtig strich sie mit einer Fingerspitze über das samtene Blatt und lächelte leicht. Dann schloss sie ihre Finger vorsichtig darüber und legte ihre Hand auf ihre Knie. Schließlich konzentrierte sie sich wieder auf den Boden in der Halle Meduseld und schneller als zuvor, fand sie sich an derselben Stelle wieder, an der sie begonnen hatte.