Kapitel 30
Sonnenlicht fiel durch die Schlitze des hölzernen Fensterladens und wurde nur teilweise von dem dicken Vorhang blockiert. Müde blinzelte Gweneth und ihr erster Blick fiel auf den Staub, der im Sonnenlicht tanzte. Kurz wusste sie nicht, wo sie sich befand, doch dann kehrten die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder in ihr Bewusstsein. Ein breites Lächeln legte sich auf ihre Lippen und erneut schloss sie ihre Augen.
Erst jetzt wurde ihr die Nähe von Éomer bewusst, der seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen und den anderen unter ihr Kopfkissen geschoben hatte. Sie spürte die Wärme, die von ihm ausging und fühlte sich noch nie so geborgen, wie in diesem Moment.
Seinen kühlen Atem spürte sie auf ihrer Haut und sein stählerner, nackter Körper war eng an ihren geschmiegt.
Wärme breitete sich von ihrem Herzen im ganzen Körper aus und ließ sie glücklich lächeln. Ihr Herz schwoll vor Zufriedenheit an, doch ihr Verstand zerstörte das Gefühl der vollkommenen Glückseligkeit.
´Was ist, wenn er nicht dasselbe empfindet, wie du für ihn? Was ist, wenn er einfach nur eine schnelle Nummer wollte und dich ab sofort links liegen lässt? Was ist, wenn er dich einfach nur benutzt hat?´, flüsterte eine leise, bösartige Stimme in ihrem Kopf und ließ sie kurz erzittern.
´Éomer würde so was nicht tun… er ist ein Ehrenmann und würde mich nie so tief verletzen, jetzt da er weiß, was ich für ihn empfinde… doch… was empfindet er für mich?´
Sie schloss ihre Augen und atmete tief ein.
´Mach jetzt keinen Aufstand, Gweneth! Du hattest noch nicht die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen… es wird sich bestimmt alles zum Guten kehren. Er mag dich genauso, wie du ihn… aber das werde ich ja gleich heraus finden.´
Eigentlich wollte sie die Idylle nicht zerstören, dennoch verspürte sie einen großen Drang, sich umzudrehen. Vorsichtig drehte sie sich in seinem Arm und sah zu ihm hinauf. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sein friedliches Gesicht sah und wie Strähnen seines blonden Haares ihm hinein fielen. Nichts war mehr übrig von dem Dritten Marschall der Riddermark, nichts war mehr übrig von dem großen Krieger.
Sie lag in den Armen eines Mannes, der in diesem Moment nicht schutzloser hätte sein können. Kurz zog er im Schlaf seine Augenbrauen zusammen und seine Atmung wurde etwas schneller, da wusste sie, dass er gleich erwachen würde.
Nervosität stieg in ihr hoch, jedoch versuchte sie, diese tief in sich zu begraben. Noch war nicht die Zeit, ihn mit ihren Ängsten zu konfrontieren.
Nun wartete sie geduldig ab, bis er verschlafen seine Augen öffnete und direkt in ihre sah. Als er merkte, dass sie seinen Blick erwiderte, lächelte er und voller Zuneigung waren seine hellbraunen Augen. Die Nervosität in ihr flaute ab und ließ sie lächeln.
„Guten Morgen!“, raunte er und strich ihr sanft über ihre Wange.
„Guten Morgen!“, antwortete sie und versuchte, ihre ganze Liebe und ihr Glück in ihr Lächeln zu stecken.
Es schien zu funktionieren, denn Éomers Lächeln wurde breiter und zärtlich küsste er sie. Sie erwiderte den Kuss und kuschelte sich noch näher an ihn heran. Éomer brummte zufrieden und schloss sie enger in seine Arme.
„Wie lange hast du mich beobachtet?“
„Nicht lange…ich bin eben erst aufgewacht und konnte nicht widerstehen, dir beim Schlafen zuzusehen.“
Sie legte ihr Ohr an seine Brust und lauschte seinem stetigen, kräftigen Herzschlag. Doch obwohl sie so glücklich in seinen Armen war, stieg erneut Nervosität und ein wenig Traurigkeit in ihr hoch. Sie wusste, dass sie ihn früher oder später verlassen musste, egal was er für sie empfand. Doch sie versuchte, die Traurigkeit zu verdrängen und kuschelte sich lieber näher an Éomer, der daraufhin wieder wohlig brummte.
Eine Zeit lang lagen sie so da, bis plötzlich beide Mägen anfingen, laut zu gluckern. Gweneth kicherte und auch Éomer brummte vergnügt.
„Die Frage, ob du hungrig bist, hat sich wohl gerade erübrigt.“
„Schon“, antwortete sie kichernd und wollte sich schon aus seiner Umarmung winden, als Éomer sie fest an sich zog.
Verblüfft sah sie ihn an und erhaschte einen Blick auf sein entspanntes Gesicht.
„Denkst du nicht, dass wir etwas essen sollten?“, fragte sie, genoss es jedoch sichtlich, dass er sie nicht gehen lassen wollte.
„Doch… jedoch wartest du hier, während ich welches holen gehe.“
Mit den Worten drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn und schälte sich aus dem Bett. Gweneth beobachtete ihn amüsiert, wie er nackt frische Sachen aus seinem Schrank holte und diese überzog. Zwar hatte sie ihn schon nackt gesehen, aber jetzt bekam sie die Gelegenheit, ihn von oben nach unten zu betrachten und das, was sie sah, verzückte sie sehr.
„Ohne Kleidung hast du mir besser gefallen“, meinte sie mit einem großen Grinsen im Gesicht, während ihre Augen auf seinen stählernen Hintern gerichtet waren, über den er gerade eine lederne Hose zog.
Éomer grinste ebenfalls und setzte sich noch einmal auf die Bettkante. Er zog sie bestimmend mit seinen starken Armen zu sich und küsste sie innig.
„Ich kann mich auch meiner Kleider wieder entledigen“, raunte er und Gweneths Augen blitzten.
„Auf dieses Angebot komme ich gerne noch zurück, aber zuerst brauch ich etwas zu essen.“
Er lachte rau und zog sie nur enger an sich.
„Wie meine Geliebte es wünscht“, hauchte er und gab ihr erneut einen langen Kuss, der die Hitze in ihr emporsteigen ließ.
Dennoch blieb sie standhaft und sah ihm zu, wie er eine Tunika anzog und das Gemach verließ. Kurz legte sie sich erneut hin und kuschelte sich in die wunderbar flauschige Decke. Sie vergrub ihre Nase in seinem Kissen und zog den köstlichen Duft von ihm ein.
´Vielleicht sollte ich sein Kissen mit nach Hause nehmen… dann werde ich mich besser an seinen Geruch erinnern können.´
Doch der Gedanke an ihr Zuhause ließ sie erneut traurig werden. Sie vergrub sich nur noch tiefer in die Decke, während sie sich gegen die aufkommende Traurigkeit wehrte.
´Nicht jetzt! Er kommt gleich wieder und ich will nicht, dass er mich so deprimiert sieht… komm, raff dich auf und denk einfach nicht mehr dran!´
Schweren Herzens schwang sie ihre Beine aus dem Bett und wusch ihren Körper in der Waschschüssel gründlich ab. Danach suchte sie ihre Unterhose, die sie auch fand, während sie auf der Zahnputzwurzel herum kaute. Dann schlüpfte sie ebenso in ihren BH und überlegte, ob sie ihr Kleid anziehen sollte. Jedoch verwarf sie diesen Gedanken schnell, da es zu unbequem sein würde. Schließlich hob sie die Tunika von Éomer, die er gestern Nacht getragen hatte, vom Boden auf und schlüpfte hinein. Schnell knöpfte sie diese zu und lächelte, als sie merkte, dass sie ihr viel zu groß war.
´Vielleicht nehm ich auch seine Tunika mit… die könnt ich dann auch daheim tragen.´
Sie ging zum geschlossenen Fenster, teilte die Vorhänge und öffnete die hölzernen Fensterläden. Eine leichte Brise wehte herein und erfrischte sie umgehend. Die Sonne wärmte ihre Haut und als sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, ließ sie ihren Blick schweifen. In weiter Ferne erhoben sich Berge, die im hellen Schein der Sonne leuchteten und davor erstreckte sich ein saftiges, grünes Land. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und der Wind umwehte sanft ihre offenen Haare. Eine Weile stand sie so da und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut.
„An den Anblick könnte ich mich gewöhnen“, raunte eine Stimme hinter ihr und löste einen wohligen Schauer in ihr aus.
Langsam drehte sie sich um und erblickte Éomer, der mit verschränkten Armen in der Tür stand und sie musterte.
„Noch nie sah ich eine Frau gekleidet in meinen Gewändern… und es gefällt mir.“
Mit wenigen Schritten war er bei ihr, zog sie mit einem Arm an sich und küsste sie zärtlich. Sie erwiderte den Kuss nur zu gerne und kuschelte sich an ihn, wobei ihr Magen wieder anfing zu gluckern.
„Hast du was zu essen mitgebracht?“
Er lachte leise und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel.
„Ja, das habe ich. Ich habe es auf den Tisch vor meinen Kamin gestellt. Sollen wir?“
Sie nickte und folgte ihm durch die Tür in sein Arbeitszimmer. Ihr Blick wanderte sofort zu dem Tisch mit den klauenartigen Füßen, der zwischen den zwei Sesseln stand und als sie näher kam, konnte sie all die Köstlichkeiten erkennen. Ihr Blick war immer noch auf das reiche Frühstück gerichtet, als sie sich in den bequemen Sessel setzte und dieser so breit war, dass sie ihre Beine anwinkeln konnte. Hungrig wanderten ihre Augen über gekochte Eier, Wurst, frisch gebackenes Brot, Butter, Marmelade, Frischkäseaufstrich mit Kräutern und als sie ihre Nase über eine große Karaffe mit braunem Inhalt hielt, erkannte sie den aköstlichen Duft von Apfelsaft.
Sofort stürzte sie sich auf die Köstlichkeiten und schlang den Großteil herunter.
„Sollte ich einmal erleben, dass du Essen nicht gleich hinunter schlingst, dann weiß ich, dass entweder irgendetwas nicht mit dir stimmt oder das Essen schlecht schmeckt.“
Gweneth hielt inne, ein Ei in ihren Mund zu schieben und grinste mit geschlossenem Mund. Danach schob sie es sich doch noch rein, schluckte es mit ein paar Schlucken Apfelsaft hinunter und lehnte sich dann gesättigt zurück in den Sessel.
„Das war wirklich gut… und nur dass du es weißt, ich kann mich beim Essen auch benehmen. Ich kann auch langsam essen und mit Besteck umgehen. Dennoch ziehe ich es vor, mit den Fingern zu essen. Genauso wie du“, meinte sie und beobachtete, wie er das letzte gekochte Ei aß und den Rest des Frühstücks verschlang.
Erneute Müdigkeit überfiel sie und sie reckte und streckte sich mit einem Gähnen und rieb sich danach müde die Augen. Éomer beobachtete sie und ein zufriedener Ausdruck legte sich auf sein Gesicht.
„Gehen wir wieder ins Bett?“, fragte sie und streckte sich erneut, dass ihre Glieder laut knacksten.
„Wenn du es wünschst. Dennoch kann ich nicht zu lange liegen bleiben. Gewisse Pflichten müssen noch erfüllt werden.“
Sein Blick schwenkte kurz zu seinem Arbeitstisch und genervt verzog er seinen Mund.
„In Ordnung… ich kann auch nicht den ganzen Tag in deinem Bett verbringen. Doch nun lass Pflichten Pflichten sein und komm mit ins Bett.“
Ungelenk stand sie auf und schwankte müde zurück in sein Gemach. Sie schmiss sich auf die Bettdecke und schob sich dann darunter. Éomer beobachtete sie amüsiert, entledigte sich dann seiner Kleider, abgesehen von seiner Hose und leistete ihr Gesellschaft. Schnurrend wie eine Katze, kuschelte sie sich an ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Er lachte leise und küsste sie sanft auf die Stirn. Sie hob ihren Kopf und ihre Lippen trafen sich. Ein wohliger Schauer durchzog ihren Körper und ließ sie lächeln, als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten.
Dann zog sie ihn näher zu sich heran, umschlang ihn mit ihren Beinen und fuhr mit ihren Händen seinen Rücken auf und ab. Erneut küssten sie sich, wurden immer intensiver und Hitze wallte erneut in ihr hoch, doch dieses Mal ließ sie es nicht verebben. Die restlichen Kleidungsstücke gingen zu Boden und sie liebten sich mit voller Hingabe.
Ihr Herz schlug noch immer schnell und der Schweiß auf seiner Haut war noch nicht getrocknet, als sie sich erneut, doch dieses Mal voller Zärtlichkeit, küssten.
Gweneth seufzte tief und malte gedankenverloren Kreise mit ihrem Zeigefinger auf seine Brust. Erneut stieg leichte Angst und Nervosität hoch und sie wusste, dass es nur schlimmer werden würde, wenn sie nicht darüber sprechen würde, was zwischen ihnen war.
„Was bin ich für dich, Éomer?“, sprach sie ihre erste Angst aus und hob nicht den Blick von seiner Brust.
Eisige Finger legten sich um ihr Herz, nur um fest zuzudrücken, falls Éomer ihre Angst bestätigte.
Er legte sanft seine Finger an ihr Kinn und zwang sie, ihren Kopf zu heben. Nur widerstrebend hob sie ihren Blick und sah tief in seine hellbraunen, ernsten Augen.
„Als ich dich zum ersten Mal sah, gab es für mich keine schönere Frau auf Arda… und als ich das erste Mal mit dir sprach und dir so nah war, dass ich deine Wärme spüren konnte, verlor ich mein Herz an dich“, flüsterte er und Gweneths Herz schwoll vor Glück und Liebe zu ihm an.
„Du bist meine Geliebte, die ich gerne einmal in der Zukunft als meine Frau genommen hätte.“
Ihr vor Glück erfülltes Herz schwoll nur noch weiter an, nur um gleich darauf zu zerbrechen. Es gab für sie keine Zukunft.
Die Erkenntnis traf sie so hart, als hätte ihr jemand einen Dolch in ihr Herz gerammt. Nur mühselig hielt sie die Tränen zurück und konzentrierte sich ganz auf den Mann, den sie so über alles liebte.
„Es wäre für mich das höchste Glück gewesen, deine Frau zu werden… doch…“
Sie seufzte tief und konnte die Worte vor lauter Schmerz nicht aussprechen. Es war, als hätte ihr jemand die Kehle zugedrückt.
„Ich weiß“, raunte er und sie konnte die Traurigkeit und die Wut in seiner Stimme deutlich hören.
Er drehte sich auf den Rücken und legte seinen Handrücken auf seine Augen. Sie studierte sein Gesicht, konnte daraus jedoch nur Trauer und Schmerz lesen.
„Meinst du, es war ein Fehler?“, fragte sie fast flüsternd und ihr wurde es bang ums Herz.
Er hob seine Hand und sah sie ernst an.
„Mit uns?“
Sie nickte.
„Nein. Ich denke, ich hätte es ewig bereut, diesen Schritt nicht gewagt zu haben.“
Ernst sahen sie sich in die Augen und sie las in ihnen, dass er die Wahrheit sprach. Schon fast ferngesteuert drehte sie sich auf den Bauch, hob ihre Hand und strich zärtlich seine Gesichtszüge nach. Er hatte ein schönes Gesicht. Kantig, ernst und doch ganz weich. Seine dunklen Bartstoppeln kitzelten leicht unter ihren Fingerspitzen und brachten sie dazu, amüsiert die Mundwinkeln zu verziehen. Sachte strich sie durch seine blonden, langen Haare und zwirbelte sanft eine Strähne zwischen ihren Fingern. Obwohl sie eigentlich kürzere Haare bei Männern vorzog, musste sie zugeben, dass sie ihm etwas Wildes, Ungebändigtes gaben und er dadurch nur noch anziehender auf sie wirkte.
„Würde es dich stören, wenn ich dich später einmal zeichnen würde?“
Er schüttelte seinen Kopf und beobachtete sie weiterhin, während sie durch sein Haar strich. Éomer schien es zu genießen, denn kein Wort drang über seine Lippen. Jedoch hielt sie es für nötig, weiter über ihre besondere Beziehung zueinander zu sprechen. Vor allem, da es auch andere betraf.
„Wie sollen wir uns vor den anderen verhalten?“
Éomer atmete tief ein und überlegte, während sie ihre Hand langsam zurück zog und wieder als erste das Wort ergriff.
„Aragorn und Legolas wissen es schon. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Legolas uns gehört hat und Aragorn konnte die Ereignisse wohl richtig deuten“, meinte sie und er zog sie mit einem Mal nahe an sich heran.
„Dennoch denke ich, es wäre besser, wenn wir es für den Rest geheim hielten.“
„Vermutlich hast du Recht. Es wird sich nicht jeder für uns freuen. Ich möchte nicht, dass sie uns mit einem traurigen Blick ansehen und unser Schicksal bemitleiden.“
Éomer vergrub seine Nase in ihrem Schopf und sie spürte, wie er ihren Geruch tief einatmete. Glück breitete sich in ihrem Herzen aus und ließ sie sanft lächeln. Doch dann spürte sie, wie er sich versteifte und sie wusste, dass er an seine Pflichten dachte, die dringend erledigt werden mussten.
Sie sah ihm traurig in die Augen und küsste ihn noch einmal sanft.
„Die Zeit für uns ist wohl gerade abgelaufen.“
Er nickte und umarmte sie jedoch nur fester.
„Ich fürchte schon. Auch wenn meine Pflichten mir in diesem Moment als das Unwichtigste auf Arda erscheinen. Nichts lieber täte ich, als den ganzen Tag mit dir hier zu verbringen.“
„Nichts lieber täte ich… doch es geht nicht. Éowyn wird mich bestimmt bald besuchen und wenn sie mich in deinen Armen findet, weiß ich nicht, was sie dann sagen wird.“
Sie lachte leise und brachte ihn zum Grinsen.
„Nein, das wollen wir beide fürwahr nicht.“
Erneut küsste er sie auf ihren Schopf und ließ sie dann aus seinen Armen. Sie richtete sich auf und quälte sich schweren Herzens aus seinem Bett. Rasch sammelte sie ihre Kleider ein, zog sich schnell ihre Unterwäsche an und warf einen Blick zurück zu Éomer, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Seine langen blonden Haare waren noch von ihr ganz zerzaust und fielen ihm verführerisch ins Gesicht. Sie grinste ihn an und setzte sich noch einmal auf die Bettkante.
„Was für ein seltsames Kleidungsstück trägt du da eigentlich? Solches sah ich noch nie zuvor.“
Sein Blick blieb an ihrem BH hängen und entlockte ihr ein breites Grinsen.
„Das nennt man einen BH oder ausgesprochen einen Büstenhalter. Er stützt und formt die Brust. In meiner Welt trägt dies so gut wie jede Frau und auch in Arda wäre dieses Kleidungsstück nicht verkehrt. Vor allem, wenn man so.. ähm… große Brüste hat wie ich. Ich mein, sieht dir manch alte Frau an. Manche von ihnen könnten sich ihre einmal um den Hals wickeln und sie würden immer noch in der Kniekehle hängen.“
Verdutzt sah er sie an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Verzückt beobachtete sie, wie sich Grübchen in seinen Wangen bildeten und er mit einem Male um Jahre jünger aussah. Langsam beruhigte er sich wieder, konnte jedoch ein breites Grinsen nicht von seinem Gesicht wischen.
„Wo du Recht hast, hast du Recht.“
Seine Augen schweiften kurz über ihren hautfarbenen BH und mit einem Male wünschte sie sich, dass sie einen schöneren, reizvolleren an hätte. Schnell sah sie weg, stand auf und schlüpfte in ihr Kleid. Er folgte ihrem Beispiel, blieb jedoch auf der Bettkante sitzen. Als sie sich ihre Bänder locker zusammenzog, spürte sie, wie Éomer sie sanft am Handgelenk nahm und er sie bestimmend, aber zärtlich an sich zog. Er legte seine starken Arme um ihren dünnen Körper und kuschelte seinen Kopf an ihren Bauch. Mit einem seligen Lächeln strich sie sanft durch seine Haare. Er hob seine Hand und strich ihr liebevoll über ihren Rücken.
„Sehen wir uns heut Abend?“, fragte sie und sie spürte, dass er lächelte.
„Wenn du es denn möchtest.“
„Ich möchte momentan nichts lieber, als bei dir zu sein und mich in deine Arme zu legen“, sagte sie und er hob seinen Kopf.
Einen Moment lang sahen sie sich tief in die Augen, bis sich Gweneth hinunter beugte und sie sich sanft küssten.
„Wir sehen uns später“, hauchte sie gegen seine Lippen und er ließ seine Arme sinken.
Ein letztes Mal strich sie durch seine Haare, löste sich dann schweren Herzens von ihm. Schnellen Schrittes ging sie durch sein Gemach und öffnete leise seine Tür einen Spalt. Vorsichtig streckte sie ihren Kopf heraus und sah sich auf dem Gang um, jedoch konnte sie niemanden entdecken. Fast rennend eilte sie in ihr Gemach und schloss die Tür hinter sich mit einem erleichterten Seufzen.
„Wo warst du denn so lange?“
Gweneth erstarrte und drehte sich dann auf den Fersen um. Éowyn stand mit verschränkten Armen und missmutiger Miene vor ihrem Bett.