Kapitel 47
Die strahlende Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel, die Vögel zwitscherten und flogen über ihre Köpfe hinweg. Alle Glocken der Stadt läuteten laut und kündigten die baldige Hochzeit von ihrem König an. Gweneth hatte sich neben Gimli und Legolas eingereiht und stand in der ersten Reihe, am Rande des Rasens um den Weißen Baum. An ihm würde das zukünftige Königspaar vermählt werden. Soldaten rings um die Menge herum sorgten dafür, dass kein Unbefugter zum Weißen Baum, geschweige denn auf die Grünfläche gelangen konnte. Ab und an wandte sich Gweneth um und blickte suchend über die gewaltige Menschenmenge, welche die gesamte Plattform ausfüllte. Sie hatten unterwegs die vier Hobbits verloren, doch waren sie so klein, dass Gweneth sie nicht mehr finden konnte.
„Hoffentlich ist genug zu essen da“, brummte Gimli und brachte sie zum Schmunzeln.
„Ich bin mir sicher, dass Aragorn nicht alle zum anschließenden Festessen eingeladen hat. Die königliche Halle kann doch so viele Leute gar nicht fassen. Sei also unbesorgt, er wird keinen Gast hungrig in die Betten schicken.“
Sie wandte sich wieder um und versuchte, ihr nervös schlagendes Herz zu beruhigen.
„Beruhige dich, mellon nin“, hauchte Legolas mit einem kleinen Seitenlächeln, das sie mit einem unruhigen Lächeln erwiderte.
„Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich war noch nie auf einer Hochzeit und vor allen Dingen starren mich einige so komisch an.“
Bei den Worten sah sie sich wieder um und begegnete mehreren Blicken, die sich schnell von ihr abwandten, wenn sie zu ihnen sah.
„Sie sehen dich nicht komisch an. Sie bewundern deine Schönheit.“
Gweneth schnaubte amüsiert und strich sich eine Haarsträhne zurück, die sich aus ihrer filigranen Frisur herausgewunden hatte. Sie wusste, dass sie noch nie in ihrem Leben besser ausgesehen hatte, doch war das ihre eigene, egoistische Meinung und der Gedanke daran, dass andere dies genauso empfanden, irritierte und erfreute sie gleichermaßen. Galadriels Kleid gab ihr die Würde einer Elbin und ihre kompliziert geflochtene Haarkunst, in denen schimmernde Perlenschnüre und weiße Blüten eingearbeitete waren, gab ihr etwas Fürstliches. Dennoch war es ihr etwas unangenehm, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schließlich war sie doch nur ein Mensch. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, ertönten plötzlich silberne Trompeten, die ihr das Herz höher schlagen ließen und das Gemurmel der Menge um sie herum verstummte. Die schwarzen Tore der Königshalle wurden geräuschvoll geöffnet. Aus ihnen traten zuvorderst Galadriel mit Celeborn und in ihren kostbaren, schillernden Gewändern sahen sie nie schöner aus. Die Sonne schien auf sie herunter und brachte die hohen Elben zum Leuchten. Sie schritten elegant und würdevoll die Stufen hinunter und gaben den Blick auf zwei Elbenmänner frei, die Zwillinge sein mussten. Sie sahen sich so ähnlich, dass Gweneth sie nicht unterscheiden konnte. Auch lag der Verdacht nahe, dass sie mit Elrond verwandt sein mussten, denn auch sie besaßen nachtschwarzes Haar und dieselben grauen Augen, in denen das Funkeln der Sterne lag.
„Wer sind sie?“, fragte sie leise Legolas, während die Zwillinge ebenfalls die Stufen hinunter Schritten und den Blick auf Elrond und Gandalf preisgaben.
„Ihre Namen lauten Elladan und Elrohir. Sie sind die Söhne Elronds und die Enkel der Herrin Galadriel und des Herrn Celeborn“, antwortete Legolas genauso leise und beide beobachteten, wie nun auch Gandalf und Elrond die Stufen hinunter schritten und den Blick auf das Brautpaar preisgaben.
Gweneth raunte leise vor Überraschung, so wie viele es in der Menge taten. Sie hatte das Brautpaar zwar schon zuvor in ihren festlichen Gewändern gesehen, doch das Sonnenlicht und ihre aufrechte Haltung ließen sie wahrhaftig strahlen und königlich wirken. Die Erhabenheit und Macht, welche die beiden ausstrahlten, konnte sie regelrecht spüren und es jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Aragorn trug seine geflügelte Krone und eine silberne, filigran gearbeitete Rüstung und darüber einen schwarzen Mantel mit silbernem Innenfutter. Sein Schwert hing an seiner Hüfte und an seinem angewinkelten Arm hatte sich die bezaubernde Arwen eingehängt. Während sie beide unter dem Jubel des Volkes hinabschritten zum Weißen Baum an dem schon Gandalf wartete, betrachtete Gweneth das wunderschöne, pastellgrüne Kleid von Arwen. Es schien um ihren Körper zu fließen und ließ sie wahrlich königlich wirken. Ihre dunklen Haare waren kunstvoll geflochten; ein Kunstwerk aus silberner Krone schmückte ihr Haupt und ihr Haar war von silbernen Fäden durchwoben. Gemeinsam schritten sie zu Gandalf und stellten sich dann gegenüber auf, ihre Hände waren ineinander verschlungen. Arwen und Aragorn schenkten sich ein breites Lächeln und Gandalf hob seine beiden Hände in die Höhe. Die Menschen verstummten und alle Augen waren auf die drei gerichtet.
„Wir sind heute hier versammelt, um diese beiden Seelen unter den Augen der Valar zu vereinigen“, sprach Gandalf laut und seine mächtige Stimme drang in jeden Winkel der siebten Plattform.
Er zog ein langes, silbernes Band aus seinem Umhang und wickelte es sorgsam um die ineinander verschlungenen Hände des Paares. Dann ließ er seine Hände über ihre schweben und sprach:
„Als Zeichen der Verbundenheit wurde das Band der Treue um Eure Hände geschlungen. Eure Liebe soll ein Feuer sein, das durch die Nacht in den hellen Tag führt. Es soll nie vergehen und selbst in den Hallen Mandos weiterbrennen.“
Er wickelte sachte das Band von ihren Händen.
„Aragorn, Sohn des Arathorn und Elessar deines Volkes, bist nun auf ewig mit Arwen Undómiel, Abendstern ihres Volkes, verbunden!“ Bei seinen Worten schien die Sonne heller zu leuchten und tauchte das Paar in strahlendes Licht.
Silberne Trompeten ertönten und ließen ihr Innerstes vibrieren. Das Volk jubelte und mit ihnen auch Gweneth, die freudestrahlend zusah, wie Aragorn seine Braut an sich zog und sie stürmisch, aber dennoch liebevoll, küsste. Es rührte ihr Herz zutiefst, dass er die Liebe seines Lebens gefunden und an sich gebunden hatte. Sie hatte Aragorn noch nie so glücklich und so strahlend gesehen. Die Glocken der Stadt läuteten laut und sie hörte, wie das Volk in den anderen Ringen jubelte und freudige Lieder gespielt wurden. Unweigerlich traten ihr die Tränen der Freude in die Augen, als sie dem Brautpaar zusah, wie es langsam am Rand der Menge, in Begleitung der Turmwachen, entlang ging und die Hohen Herren ihnen gratulierten. So kamen sie auch den dreien immer näher und hielten dann schließlich vor ihnen inne. Gweneth grinste die beiden breit an und verbeugte sich dann respektvoll vor ihnen, wie es auch Legolas und Gimli taten. Aragorn nickte ihnen lächelnd zu und ging dann mit strahlenden grauen Augen weiter, mit Arwen an seiner Seite. Gweneth verfolgte ihn mit ihren Blicken und entdeckte mit einem mal Faramir, der Aragorn ebenfalls zunickte. Ihr Herz hüpfte vor Freude und erneut traten ihr Tränen in die Augen.
´Es tut gut, ihn gesund zu sehen. Er sieht glücklich aus, obwohl er doch so viel Leid erfahren hat.´
Dann trat Faramir zurück und gab den Blick auf die vier Hobbits frei, die sich etwas steif vor dem Brautpaar verbeugten und Gweneth zum Schmunzeln brachten.
„Meine Freunde“, sprach Aragorn und trat etwas nach vorne.
Verwirrt richteten sich die vier auf und sahen fragend Aragorn an.
„Ihr verneigt Euch vor niemandem“, und mit den Worten kniete sich Aragorn vor ihnen hin und neigte sein Haupt vor ihnen.
Arwen tat es ihm gleich und sogleich kniete jedermann vor ihnen nieder und beugte sein Haupt. So auch Gweneth, die tiefe Dankbarkeit gegenüber den Hobbits und insbesondere Frodo und Sam empfand. Nur durch sie waren all ihre Freunde noch am Leben und sie spürte deutlich, wie sie mit jeder Faser ihres Herzens fühlte, dass sie den Hobbits auf ewig dafür dankbar sein würde. Eine kurze Zeit lang knieten sie noch, bis Aragorn sich wieder erhob und sich alle wieder erheben konnten.
„Kommt, meine Freunde, lasst uns feiern“, sprach er zu den vier und deutete mit einer einladenden Geste auf die königliche Halle.
So gingen die vier Hobbits mit dem König und der Königin an der Spitze in die Richtung der Königshalle und all jene, die zum Fest eingeladen waren, folgten ihnen. Gweneth schloss sich Legolas und Gimli an, die mit dem Strom der Elben hinein gingen und als sie eingetreten waren, schlossen sich die königlichen Türen hinter ihnen mit einem leisen Rums.
„Bei meinen Barte!“, hörte sie Gimli murmeln und sah auf den perplexen Zwerg hinab, der mit starren Augen geradeaus sah.
Verwundert folgte Gweneth seinem Blick und selbst ihr klappte der Mund auf, was nun vor ihnen stand. Vor ihnen erstreckte sich eine lange Tafel, die reich gedeckt war mit den köstlichsten Speisen, die sie je gesehen hatte. Obst in Hülle und Fülle hing in großen Körben an den steinernen Säulen; halbe, gebratene Schweine, Gänse und Hühner stapelten sich auf goldenen Tabletts und frisches Brot stand in kunstvoll geflochtenen Weidenkörben auf dem Tisch. Schüsseln mit verschiedenen Soßen, köstlichem Gemüse, Kartoffeln und vielen anderen Leckereien standen dicht gedrängt auf der festlich geschmückten Tafel. Der Duft von gebratenem Fleisch und süßem, schwerem Wein hing in der Luft. Mit einem Mal knurrte ihr Magen genau zur selben Zeit wie Gimlis und als sich die beiden überrascht ansahen, mussten beide laut loslachen. Musiker traten plötzlich zwischen den Säulen hervor und spielten ihre fröhlichen Lieder. So begann das Hochzeitsfest.
Es wurde viel gelacht und getanzt und Gweneth amüsierte sich köstlich zusammen mit den Gefährten. Dabei verdrängte sie die Sehnsucht nach Éomer, die allgegenwärtig an ihrem Herzen zog, und genoss es einfach nur, mit ihren Freunden zusammen zu sein. Sie tanzte mit den Hobbits zur Musik der fröhlichen Fideln und dem Rhythmus der Trommel. Von Legolas ließ sie sich herumwirbeln und tanzte etwas mit dem unbeholfenen Gimli, dessen Kopf immer röter wurde, je mehr Bier er in sich hinein schüttete. Auch mit Frodo und Sam unterhielt sie sich und stellte fest, dass sie wesentlich fröhlicher waren, als sie zuerst gedacht hatte. Immer wieder tanzte sie mit den vier Hobbits und lachte stets aus vollstem Herzen. Dabei achtete sie kaum auf die anderen um sich herum, sondern genoss die Leichtigkeit in ihrem Herzen und das Lachen auf ihren Lippen. Auch tanzte sie mit Aragorn, der nie glücklicher schien und es ließ ihr das Herz anschwellen vor Glück.
Als der Abend schon vorgeschritten war und Gimli bereits laut schnarchend unter einer Bank lag, begab sich Gweneth in den königlichen Garten, um etwas Luft zu schnappen. Die königliche Halle war stickig und warm geworden und sie genoss den kühlen Wind, der ihr ins Gesicht schlug, sobald sie die Tür geöffnet hatte. Genüsslich zog sie die frische Luft ein und ging zu einem der steinernen Pavillons, der mittig in einem Teich voller farbiger Fische stand.
Sie stützte sich auf die steinerne Brüstung und sah hinab zu den Fischen, die sich unbewegt darin aufhielten und zu schlafen schienen. Ihre Gedanken wanderten unbewusst wieder zu Éomer und die Sehnsucht zog erneut heftig an ihrem Herzen. Doch vermisste sie nicht nur Éomer, sondern auch Éowyn und Erkenbrand, die Éomer begleiteten. So hatte es ihr Aragorn erzählt, als sie nach den beiden anderen gefragt hatte.
„Die Frische der Nacht erweckt in einem neue Lebensgeister“, sprach plötzlich jemand hinter ihr.
Sie zuckte erschrocken zusammen und drehte sich mit hämmerndem Herzen um. Auf einer steinernen Bank hinter ihr saß Faramir, den sie völlig ignoriert hatte. Sie lächelte bei seinem Anblick erleichtert und er erhob sich von der Bank.
„Es freut mich, Euch gesund und munter zu sehen, Faramir, wo doch bei meiner Abreise Euer Leben noch auf Messers Schneide stand.“
Faramir lächelte sanft und gesellte sich neben sie. Er stützte sich ebenfalls auf die Brüstung und sah hinunter zu den Fischen.
„Wohl wahr“, gab er zu und sah sie dann wieder an.
„Pippin erzählte mir von Euren Taten und ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet.“
Verwirrt sah sie ihn an, denn sie wusste nicht, von welchen Taten er genau sprach und ihr verwirrter Gesichtsausdruck brachte ihn zum Lächeln.
„Wovon sprecht Ihr?“, fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach.
„Ihr rettetet mir das Leben, wodurch Ihr Euer eigenes gefährdet habt.“
Da verstand Gweneth und sie lächelte sanft.
„Ich konnte Euch doch nicht sterben lassen.“
„Ihr hättet es tun können. Doch schenktet Ihr mir nicht nur den Mut meines Volkes, der mir die Hoffnung zurückgab, die ich zuvor verloren glaubte, sondern auch ein neues Leben.“
Ernst sah er sie aus seinen grauen Augen an.
„Ich helfe nun mal jenen, die Hilfe brauchen. Egal ob sie wollen oder nicht“, meinte sie und er nickte.
„Wenn es etwas gibt, das ich für Euch tun kann, so zögert nicht und fragt.“
Schon wollte sie dankend ablehnen, als ihr etwas in den Sinn kam. Faramir schien es zu bemerken, denn er zog erwartungsvoll seine Augenbrauen hoch.
„Es gibt tatsächlich etwas, das Ihr tun könnt. Kennt Ihr einen Soldaten, dessen Frau Arara heißt?“
Faramir lächelte plötzlich breit und er wirkte gleich um viele Jahre jünger.
„Ja, den kenne ich. Er erzählt immer ganz stolz von seiner kleinen Familie.“
„Das ist gut zu hören, denn ich durfte bei ihnen nächtigen und speisen, ohne dass sie etwas von mir erwarteten. Ich würde mich gerne bei ihnen erkenntlich zeigen, doch weiß ich nicht wie. Könntet Ihr vielleicht ihm… ähm ein paar Tage Urlaub oder so etwas in der Art schenken? Irgendetwas, über das sie sich vielleicht sehr freuen würden?“
Bittend sah sie Faramir an, der zu überlegen schien und dann breit lächelte.
„Ich werde mich darum kümmern“, meinte er schließlich und Gweneth lächelte erleichtert.
„Habt Dank, ich wüsste ansonsten nicht, wie ich mich bei ihnen bedanken könnte.“
Sie lehnte sich wieder auf die Brüstung und sah auf die Fische herab. Faramir tat es ihr gleich und eine kurze Zeit schwiegen sie, wobei Gweneth spürte, dass er eine Frage auf dem Herzen hatte. Geduldig wartete sie ab, bis er endlich die Stille durchbrach.
„Kommt Ihr ursprünglich wirklich aus der Anderswelt?“, fragte er mit einem Mal und überrumpelte Gweneth, denn auf diese Frage war sie nicht gefasst gewesen.
„Anderswelt? Warum fragt Ihr?“, neugierig sah sie ihn von der Seite an.
„Éowyn erzählte mir von Euch… woher Ihr kommt und wohin Ihr vermutlich gegangen seid. Ist das wahr?“
Nun wandte er seinen Kopf um und musterte sie neugierig.
´Warum sollte Éowyn ihm so etwas Privates erzählen?´
„Wann hat Euch Éowyn davon erzählt?“, stellte Gweneth eine Gegenfrage und mit einem Mal errötete Faramir ganz leicht.
Da fiel es Gweneth wie Schuppen von den Augen.
„Ihr seid ein Liebespaar!“, stellte sie fest und er lächelte sanft und brachte Gweneths Herz zum Jubeln.
„Wann! Wie?“, fragte sie gespannt, denn davon hatte ihr noch niemand erzählt und so begann er zu erzählen, wie sie sich in den Häusern der Heilung kennen und lieben gelernt hatten.
„Nach der Beerdigung König Théodens werden wir unsere Verlobung bekannt geben.“
„Meinen Glückwunsch!“, rief Gweneth voller Glück und zog den perplexen Faramir in ihre Arme.
Dieser lachte und erwiderte kurz ihre Umarmung.
„Ich freu mich so für Euch!“, meinte sie ganz hibbelig und ihre Augen glühten vor Freude.
„Argh! Ich muss unbedingt den Holzköpfen da drin mal den Kopf waschen! Bei Eru, wie konnten die mir so etwas verheimlichen!“, schnaubte sie gespielt böse und stemmte ihre Hände in die Seite, was Faramir zum Lachen brachte.
„Seid nicht so streng mit ihnen“, meinte er ernst, doch der Schalk lag in seinen Augen.
„Die können sich auf was gefasst machen!“, wetterte sie weiter und schüttelte leicht den Kopf.
Dann seufzte sie tief und sah kurz Faramir abwägend an, bis sie sich entschloss seine Frage ehrlich zu beantworten.
„Ja, ich komme aus der Anderswelt“, gab sie schließlich zu und lehnte sich leicht gegen die Brüstung.
Schon wollte sie weitererzählen, doch spürte sie, dass dies nicht der richtige Moment und Ort war, um über so etwas zu sprechen. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und Faramir lächelte leicht.
„Doch möchtet Ihr mir davon nicht erzählen“, stellte er fest und kein Vorwurf schwang in seiner Stimme mit.
„Nein, nicht jetzt. Doch werde ich Euch bei einer anderen Gelegenheit davon erzählen, wenn Ihr es wirklich wissen wollt.“
„Es wäre mir eine Ehre und eine große Freude“, meinte er und verbeugte sich leicht vor ihr, das Gweneth zum Lächeln brachte.
Erneut schwenkten ihre Gedanken zu ihren Freunden und erneute Wut drang in ihr hoch.
„Entschuldigt mich nun, Faramir, ich muss gewissen Leute noch den Kopf zurechtrücken“, sprach sie mit erneuter Wut im Bauch, nickte ihm leicht zu und Faramir erwidert schnell die Geste.
„Gehabt Euch wohl und ich wünsche Euch einen weiteren bezaubernden Abend“, sprach er als Abschied.
„Euch ebenso!“, antwortete sie schnell, bevor sie sich schwungvoll umdrehte und davon stürmte.
Sie freute sich für Éowyn, dass ihr gesamtes Innerstes jubilierte, doch war sie auch etwas sauer, dass keiner es für wichtig genug erachtet hatte, sie darüber zu unterrichten.
Gweneth fegte um den nächsten Strauch und wäre fast mit jemandem zusammengestoßen.
„Verzeiht, ich wollte nicht…“, doch dann brach ihre Stimme ab, als sie in wunderschöne, dunkelblaue Augen sah, die selbst noch in der Nacht funkelten.
Unweigerlich schritt sie ein wenig zurück, sah in das perfekte Gesicht von Haldir und vergaß, weswegen sie aufgebracht war. Er hatte ein goldenes Wams an, das gut zu seinen langen, goldenen Haaren passte. Seine Erscheinung schien zu leuchten und raubte ihr für einen kurzen Moment jeden Gedanken. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er verbeugte sich leicht vor ihr.
„Le suilon, Gweneth (Ich grüße Euch) “ , sprach dieser mit seiner melodischen Stimme, als er sich leicht aufrichtete und sie sich wieder fangen konnte.
„Guten Abend, Haldir“, meinte Gweneth und war etwas argwöhnisch, was er nun von ihr wollte.
„Seid Ihr auf dem Weg zurück in die Halle? Dürfte ich Euch begleiten?“, fragte er mit einem strahlenden Lächeln, das ihr beinahe den Atmen raubte und er hielt ihr seinen angewinkelten Arm hin.
´Na gut, warum nicht. Zumindest fällt mir auf die Schnelle kein plausibler Grund ein, warum er mich nicht begleiten kann. Aber ich sollte vorsichtig sein, was er sagt. Ganz traue ich ihm nicht über den Weg.´
„Ich habe dem nichts entgegenzusetzen“, meinte sie freundlich, versuchte aber dennoch, distanziert zu wirken und legte sanft ihre Hand in seine Armbeuge.
Er lächelte ihr zu und führte sie elegant durch den Garten. Innerlich fragte sie sich, was er sich dadurch wohl erhoffte, sprach es jedoch nicht aus.
„Ein schöner Abend, nicht wahr?“, fragte er, während er hoch in den Sternenhimmel sah.
„Ein schöner Abschluss für einen schönen Tag“, meinte auch sie, immer noch abwartend.
Kurz schwiegen sie erneut, während sie die Gärten langsam hinter sich ließen.
„Was macht eine schöne Frau, wie Ihr es seid, ganz allein hier draußen?“
„Ich war nicht alleine. Faramir leistete mir Gesellschaft.“
„Euer Gefährte?“
Kurz stolperte Gweneth über Haldirs Ausdrucksweise und lachte dann, als sie verstand, was er eigentlich fragen wollte.
„Nein, er ist nicht mein Gefährte, sondern nur ein guter Freund.“
„Wie auch die anderen der Gefährten.“
„Ja, genauso wie die anderen.“
Ganz langsam wurde ihr bewusst, dass er sie gerade ausfragte, ob sie vergeben war oder nicht und so versuchte sie ihm schnell klar zu machen, das sie bereits ihr Herz an jemanden verloren hatte.
„Mein Geliebter ist leider nicht hier, sonst würde ich mit ihm zusammen feiern“, meinte sie, während sie den Gang zum Königspalast entlang gingen.
„Fiel er während der Schlacht?“, fragte Haldir weiter und Gweneth verneinte.
„Er ist auf dem Weg hierher“, meinte sie, als sie schließlich in der Halle angekommen waren und sie sich von ihm löste.
„In sechs Tagen wird er hier eintreffen“, meinte sie abschließend und hoffte, Haldir würde sie somit in Ruhe lassen, doch der Elb lächelte nur breit und strahlend.
Er nahm ihre Hand und küsste sanft ihren Handrücken.
„Das ist gut, denn so bleiben mir noch sechs Tage Zeit, um Euch umzustimmen.“
Verwirrt sah sie ihn an, als er sich erhob und ihre Hand losließ.
„Mich umzustimmen? Wovon?“
„Dass ich die bessere Wahl bin als er“, und mit den Worten lächelte er sie strahlend an, wandte sich ab, mischte sich unter die Menge und verschwand aus ihren Augen.
Wie festgefroren starrte sie ihm hinterher, bis mit einem Mal jemand sie leicht antippte und sie zusammenzuckte. Erschrocken drehte sie sich um und war erleichtert, als sie in die hellblauen Augen von Legolas blickte.
„Alles in Ordnung mit dir? Du bist etwas blass.“
Gweneth lächelte sanft und seufzte.
„Ich bin nur etwas überrascht. Haldir versucht, mir den Hof zu machen, obwohl er weiß, dass mein Herz bereits vergeben ist.“
Legolas Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen und brachten sie zum Schmunzeln. Sie ahnte, was er gleich sagen würde und unterbrach ihn sogleich.
„Ich werde schon allein mit ihm fertig… er ist nicht der erste Mann, der meine Gunst erlangen will. Trotzdem, danke um deine Sorge“, meinte sie mit einem ehrlichen Lächeln und Legolas entspannte sich wieder etwas.
„Dann ist gut“, sprach er sanft und sah sie dann mit einem kleinen Funkeln in den Augen an.
„Darf ich um den nächsten Tanz bitten?“, fragte er plötzlich mit einem kleinen Lächeln und Gweneth verstand, dass er sie ablenken wollte.
„Ja, nur zu gerne“, meinte sie erleichtert und ließ sich auf die Tanzfläche führen.
Legolas war ein geschickter Tänzer und ließ Gweneth auf der Tanzfläche herumwirbeln, bis sie ihre Sorgen allmählich vergaß und sie sich wieder entspannte. Sie tanzten so lange miteinander, bis Gweneth fast keine Luft mehr bekam und sich setzen musste. Doch kaum war sie an ihrem Tisch angelangt, fingen die Hobbits an, grölend auf den Tischen zu tanzen und brachten Gweneth zum Lachen. Gimli war inzwischen wieder wach und grölte lallend mit. Aragorn war bereits mit Arwen verschwunden und einige Gäste schliefen schon auf ihren Stühlen ein. Der Wein floss in Strömen und bald sank auch ihr Kopf auf ihre Brust und sie wurde von Legolas zu Bett gebracht.