Der Ring der Erde

Kapitel 51

Seine Lippen trafen ihre, doch dieses Mal war sein Kuss sanft und zärtlich. Sie hob ihren Blick und versank in seinen braunen Augen, während er eine Strähne ihres wirren Haars hinter ihr Ohr strich, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Langsam beugte er sich nach vorne, küsste ihre Stirn und ließ Gweneth glücklich seufzen. Dann kuschelte sie sich enger an ihn und sog begierig seinen herben Duft ein. Éomer zog sie enger in seine stählernen Arme und Gweneth konnte ihr Glück, endlich wieder in seinen Armen liegen zu können, fast gar nicht fassen und es trieb ihr vor Glückseligkeit die Tränen in die Augen. Die ersten Freudentränen rollten ihr über die Wangen und Éomer zog sorgenvoll seine Augenbrauen zusammen, das sie so sehr liebte und sie noch mehr zum Weinen brachte.
„Es schmerzt, nicht wahr?“, fragte er sanft und seine Augen sahen an ihrem Gesicht vorbei, doch Gweneth wusste nicht, wovon er da sprach.
Mühselig riss sie sich zusammen, damit sie sprechen konnte, denn je mehr sie weinte, desto sorgenvoller sah er drein.
„Den einzigen Schmerz, den ich verspüre, weine ich mir gerade von der Seele“, antwortete sie mit leicht zittriger Stimme und versuchte, durch kontrolliertes ein- und ausatmen ihre Tränen in den Griff zu bekommen.
Bei ihrer Antwort hatte er sie kurz verwundert angesehen und dann schließlich breit gelächelt, dass ihr das Herz höher schlagen ließ. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie sanft.
„Auch mich verlässt der Schmerz, da du endlich in meinen Armen liegst, doch sollten wir uns nun um deine Wunde kümmern“, raunt er und Gweneth sah ihn kurz verwundert an.
„Wunde?“, fragte sie, doch im selben Moment spürte sie den Schmerz an ihrer rechten Gesichtshälfte, der sich ihren Hals hinunterzog.
Sie verzog ihr Gesicht und wollte danach tasten, doch Éomer umfasste schnell ihre Hand und hinderte sie daran, ihre Wunde zu erkunden.
„Sie ist aufgerissen und blutet. Ich werde nach einem Heiler rufen“, und ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er seinen Arm unter ihrem Kopf hervor gezogen und stand schwungvoll aus dem Bett auf.
Ihre Augen folgten ihm und wanderten dann begierig über seinen nackten Körper. Er war stählern, muskulös und weckte in ihr erneute Begierde. Mit leichtem Bedauern musste sie zusehen, wie er eine Lederhose und ein weißes Leinenhemd überzog, wobei sie ihn doch gerne noch etwas länger beäugt hätte. Erst als er anfing, leise zu lachen, hob sie ihren Blick zu seinem Gesicht und bemerkte, wie er leicht grinste. Es störte sie jedoch nicht, dass er bemerkt hatte, wie sie auf seinen Körper reagierte und so lächelte sie nur leicht zurück.
„Kommst du gleich wieder?“, fragte sie und hörte selber, wie quengelnd sie klang.
Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn er sie keinen Herzschlag alleine lassen würde, doch wusste sie, dass es nicht ging.
„Ich werde mich eilen“, meinte er, hielt dann kurz inne und sah mit funkelnden Augen auf sie herab.
Dann kniete er sich plötzlich neben das Bett, strich sanft über Gweneths gesunde Wange und küsste sie leidenschaftlich. Sein Kuss brannte sich durch ihren Körper, stachelte das Feuer in ihr weiter an und ließ sie leise stöhnen. Éomer löste sich von ihr und grinste breit, als er das Verlangen in ihren Augen sah.
„Soll ich mich erst um das Verlangen zwischen deinen Beinen oder der Wunde in deinem Gesicht kümmern?“, fragte er schelmisch und ließ sie rot anlaufen.
Zu gerne hätte sie sich Ersteres gewünscht, doch wusste sie, dass er sich sowieso zuerst um ihre Wunde kümmern würde und auch schmerzte ihre rechte Gesichtshälfte nun immer mehr.
„Du wirst mit einer Nacht sowieso nicht mein Verlangen stillen können“, raunte sie als Antwort und grinste breit.
Seine Augen blitzten und sie fuhr mit ihren Fingerspitzen spielerisch über seinen Oberkörper.
„Also lieber zuerst die Wunde“, meinte sie mit einem noch breiteren Grinsen und brachte Éomer zum Lachen.
Eine Gänsehaut fuhr über ihren Körper, als sie sein tiefes Lachen hörte und fachte das Brennen in ihr weiter an.
„Wie du es wünschst“, raunte er, küsste sie noch einmal auf die Stirn und verließ das Schlafgemach mit großen Schritten durch einen roten Vorhang.
Gweneth sah ihm wehmütig hinterher und starrte selbst dann noch auf den Ausgang, als er bereits entschwunden war. Sie seufzte leise und ließ dann ihren Blick über das Schlafzimmer gleiten. Vorher hatte sie ihm keine Beachtung geschenkt und war doch erstaunt, wie gemütlich es für ein Zelt war. Eine Waschschüssel stand neben seinem Bett und der Boden war gänzlich ausgelegt mit Kuhfellen. Das Holzbett war groß und am Fußende befand sich dicker, flauschiger Pelz. Ihr Blick glitt zu den Nachttischen weiter und hielt erstaunt inne. Auf dem hölzernen Tischchen thronte ihr Helm und davor lag ein kleiner, lederner Beutel. Ohne es wirklich zu wissen, ahnte sie bereits, was darin war. Sie richtete sich weiter auf, nahm den Beutel in die Hand und ertastete etwas Kleines, Rundes.
´Er hat meine Patronenhülse also wirklich aufgehoben.´
Bei dem Gedanken wurde es ihr ganz warm ums Herz und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie legte den Beutel wieder zu ihrem Helm zurück, betrachtete die beiden Sachen einen Augenblick lang und ließ sich dann zurück in das weiche Federbett sinken. Ein Schmerz zuckte dabei durch ihren Körper und sie konnte aus dem Augenwinkel etwas Rotes ausmachen, das ihr zuvor noch nicht aufgefallen war. Ihren Kopf konnte sie wegen der Schmerzen nicht drehen, so setzte sie sich wieder langsam auf und erstarrte, als sie auf das ehemalige, weiße Bettlaken sah. Große, blutrote Flecken waren darauf und als sie vorsichtig an ihren Hals tastete, spürte sie etwas Feuchtes. Überrascht zog sie ihre Hand zurück und sah auf sie herab. Ihre Fingerspitzen waren blutgetränkt und das ließ sie laut aufseufzen. Leise fluchend sah sie wieder auf das Bettlaken und je länger sie auf die Blutflecken sah, desto mehr schmerzte ihre Wunde.
´Wie konnte ich die Wunde eigentlich vorher nicht bemerken?´
Leicht verärgert, dass ihre Wunde ihre traute Zweisamkeit zerstört hatte, tupfte sie mit einem Zipfel des Lakens ihren Hals vorsichtig ab. Kurz zögerte sie, ob sie einfach sitzen bleiben oder sich doch etwas anziehen sollte, wenn der Heiler kam. Sie entschied sich für Letzteres und fischte vom Boden schnell ihre Unterhose und ihren BH, die sie beide eilig und unter piksenden Schmerzen anzog. Dann schlüpfte sie in ihre Hose und wickelte sich das blutverschmierte Laken um ihren Oberkörper. In dem Augenblick hörte sie Schritte und als sie aufsah, klopfte ihr Herz vor Erleichterung, als Éomer das Schlafzimmer mit einem anderen Mann betrat. Dieser war groß und sein blonder Vollbart war an manchen Stellen schon ergraut. Er trug eine große Ledertasche und ließ sich ohne Umschweife neben Gweneth auf der Kante des Bettes nieder, während Éomer sich gegenüber den beiden stellte und mit verschränkten Armen wachsam die beiden beobachtete.
Der blonde Mann mit den grauen Augen lächelte leicht und nickte ihr zum Gruße zu.
„Ich bin Legios und ich bin der Heiler in Rohan“, sprach er mit heller Stimme und sie nickte ihm freundlich zu.
Sogleich wanderten seine Augen über ihre Verletzung und schien sie eingehend zu betrachten.
„Woher habt Ihr jene Wunde?“
„Als wir am Waldesrand übernachteten, griffen uns Orks an. Einer von ihnen verpasste mir diese Wunde.“
Sie sah aus dem Augenwinkel wie Éomer zuckte, doch sagte er nichts. Nur allein Legios nickte brummend und öffnete seine Tasche.
„Die Valar müssen Euch wohl gesinnt sein, denn beinahe hätte er Eure Halsschlagader durchtrennt und dann wäret Ihr gewiss verblutet“, sprach er, während er ein Tontöpfchen und mehrere weiße Stoffstreifen aus seiner Tasche holte und sie neben sich auf das Bett legte.
„Die Wunde ist nur oberflächlich, doch darf sie sich nicht entzünden.“
Er öffnete das Tontöpfchen, aus dem gleich ein starker Kräutergeruch drang, den sie von irgendwoher kannte. Er zeigte ihr die rote Salbe darin und verschloss wieder das Töpfchen.
„Da Ihr Euch gewiss noch von dem Schmutz reinigen werden, bestreicht sie danach mit dieser Salbe und verbindet sie gut“, meinte er ernst und schloss wieder seine Ledertasche.
„Jeden Tag müssen die Verbände gewechselt und mit der Salbe bestrichen werden“, gab der Mann letzte Anweisungen und erhob sich dann.
Er nickte ihr zu und verbeugte sich vor Éomer, bevor er das Zelt eilig verließ. Gweneth griff neugierig nach dem Tontöpfchen, öffnete es und schnupperte an der roten Salbe. Der Geruch kam ihr abermals bekannt vor und da erinnerte sie sich, dass Jod ähnlich roch. Eine Bewegung ließ sie aufblicken und sie sah gerade noch, wie Éomer sich vor ihr auf den Boden kniete und sie mit hochgezogenen Augenbrauen besorgt ansah. Schnell legte sie das Tontöpfchen beiseite und er nahm eine Hand von ihr in seine großen, rauen Hände.
„Verzeih mir bitte“, sprach er plötzlich mit Schmerz in seiner Stimme und ließ ihre Brust unangenehm zusammenziehen.
„Weswegen soll ich dir verzeihen?“, fragte sie schnell und strich mit ihrer freien Hand zärtlich über seine stoppelige Wange.
Er führte ihre andere Hand an seinen Mund und küsste sachte ihren Handrücken.
„Ich hätte mich gleich um deine Wunde kümmern sollen, stattdessen…“, er brach ab und schüttelte seinen Kopf.
Sachte legte sie ihre freie Hand unter sein Kinn und brachte ihn dazu, zu ihr aufzusehen. Langsam beugte sie sich nach vorne und küsste ihn sanft auf seine Lippen, die ihr einen kleinen Stromschlag versetzten und das Kribbeln in ihrem Bauch verstärkten.
„Du musst dich dafür nicht entschuldigen. In dem Moment wollte ich nichts anderes als du auch und meine Wunde spürte ich bis dahin nicht einmal.“
Éomer legte seine Stirn gegen ihre und seufzte erleichtert. Dann bettete er seinen Kopf in ihren Schoß und legte seine Arme um ihre Hüfte. Gweneth begann sofort zärtlich durch seine zerzausten Haare zu streicheln und strich ihm ebenso über seine breiten, muskulösen Schultern. Eine Zeit lang blieben sie in der Position, bis sich Éomer leicht aufrichtete und sie anlächelte. Der Schmerz in seinen Augen schien verschwunden zu sein und ließ sie erleichtert zurück lächeln. Dann wanderten seine Augen über ihr Antlitz und Gweneth hatte das Gefühl, dass er sie intensiv musterte.
„Du hast dich verändert“, murmelte mit einem Mal Éomer und drückte sachte ihre Hände.
„Inwiefern?“, fragte sie neugierig, doch meinte sie schon zu ahnen, auf was er ansprach.
„Schon immer warst du in meinen Augen die schönste Frau in Mittelerde und nun scheinst du vom Äußeren den Elben näher zu sein, als den Menschen. Wie ist das möglich?“, fragte er sanft und mit gerunzelter Stirn.
Unwillkürlich beugte sie sich nach vorne und strich mit ihrem Daumen über die Falten seiner gerunzelten Stirn. Sie war in dem Moment so glücklich, dass er bei ihr war, dass sie das immer stärkere Brennen ihrer Wunde krampfhaft ignorierte.
„Mit Elbenmagie ist fast alles möglich. Die Herrin Galadriel schenkte mir einen Kamm, der meine elbische Seite mehr hervorgebracht hat“, antwortete Gweneth wahrheitsgemäß und lächelte ihn sachte an.
Éomer schien jedoch leicht betrübt zu sein und Gweneth zog sorgenvoll ihre Augenbrauen leicht zusammen.
„Was hast du?“, fragte sie sanft und Éomer seufzte tief, bevor er antwortete.
„Ich werde nun mehr auf dich achtgeben müssen, denn mit deiner Schönheit wirst du andere Mannen anziehen, wie die Motten zum Licht.“
Gweneth konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie an Haldir dachte, erwähnte ihn aber vorsichtshalber nicht. Sie wusste, wie aufbrausend Éomer sein konnte und sie spürte, dass dies nicht der richtige Moment war, ihm von Haldir zu erzählen. Stattdessen zog sie ihre Hand aus seinen und legte beide Hände an seine stoppeligen Wangen.
„Niemand wird es wagen, mir zu nahe zu kommen, denn sie werden wissen, dass ich dir versprochen bin, dem großen Krieger und König von Rohan und sollten sie mir doch zu nahe kommen, dann weiß ich mich zu wehren. Auch wenn es bedeutet, mein Knie in ihre Weichteile zu rammen oder einen Dolch zwischen ihre Rippen zu stechen.“
Éomer fing an zu grinsen und küsste dann federleicht ihre Hände.
„Den Valar werde ich wohl ewig danken, dass sie dich in meine Welt brachten“, raunte er und Gweneth lief eine angenehme Gänsehaut ihren Rücken hinunter.
Dann richtete er sich mit einem Mal ruckartig auf und ein freches Grinsen lag auf seinen Lippen.
„Was?“, fragte Gweneth neugierig und fing an, bei seinem Anblick selber leicht zu grinsen.
„Ich glaube kaum, dass ich dich länger meiner Schwester vorenthalten kann“, meinte er und ihr Grinsen veränderte sich zu einem glücklichen Lächeln.
„Sie weiß, dass ich hier bin?“, fragte sie und ihr Kopf drehte sich automatisch zum Eingang, als würde sie halb erwarten, dass Éowyn mit einem Lächeln darin erscheinen würde.
Éomer jedoch lachte leise und jagte ihr erneut einen angenehmen Schauer über den Rücken.
„Nein, sie weiß nur, dass eine Frau in meinen Gemächern ist“, meinte er mit einem breiten Grinsen.
„Woher weiß sie, dass eine Frau bei dir ist?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und ließ Éomers Grinsen nur noch breiter werden.
„Wir waren anscheinend nicht gerade leise gewesen“, meinte er mit dem größten Grinsen, das sie je bei ihm gesehen hatte und ihr schoss das Blut ins Gesicht.
„Oh nein!“, jammerte sie leise und vergrub ihr vor Scham errötetes Gesicht in ihren Händen.
Dabei zuckte wieder der Schmerz ihrer Wunde durch ihr Gesicht und kurz verzog sie den Mund, doch Éomer konnte es zum Glück nicht sehen.
„Wie kann ich jetzt noch den Menschen da draußen unter die Augen treten!“, jammerte sie weiter und brachte Éomer zum Lachen.
Sie spürte, wie er sachte ihre Arme küsste und dann sanft, aber bestimmend ihre Hände von ihrem rot angelaufenen Gesicht nahm.
´Bei Eru, ist mir das peinlich! Die haben uns alle gehört!´
In Gweneth zog sich alles unangenehm zusammen, während Éomer noch immer breit grinste.
„Vorerst musst du niemandem unter die Augen treten. Ich ließ ein Bad für dich eingießen und befahl dann den Wachen, niemanden herein zu lassen. Du kannst dich also ungestört waschen,“ sprach er mit seiner rauen, tiefen Stimme.
„Und genau dies solltest du nun tun“, meinte er, doch sein Gesichtsausdruck ließ keinen Widerspruch zu.
Am liebsten wäre sie in ihrer trauten Zweisamkeit sitzen geblieben, doch ihre Wunde schmerzte immer mehr und so nickte sie ergeben.
Zusammen erhoben sie sich und Hand in Hand verließen sie das Schlafzimmer. Éomer hielt ihr den dunkelroten Vorhang auf und sie schritt in das Hauptzimmer des Zeltes. Zwar hatte sie schon einmal darin gestanden, doch Éomer hatte damals ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen und nun sah sie sich begierig um.
An den Zeltwänden befanden sich rote Vorhänge, die dem Zelt einen königlichen Hauch verliehen und gleichzeitig die Kälte ausschlossen. Der Boden war, wie schon das Gemach, mit Kuhfellen ausgelegt und diese schmiegten sich sanft an ihre nackten Fußsohlen. Gegenüber von dem Zelteingang war die Flagge von Edoras an zwei langen Speeren befestigt und Gweneth musste bei ihrem Anblick leicht lächeln, so schön war sie. Der grüne Untergrund mit dem galoppierenden, weißen Pferd darauf war aus satten Farben und die goldene Sonne in der linken oberen Ecke und der goldene Saum leuchteten hell im Schein des Feuers. Darunter befand sich ein Holzstuhl und links und rechts daneben flackerte in Feuerschalen ein kleines Feuer. Drei Banner je Seite flankierten die Flagge von Edoras und Gweneth vermutete, dass sie die anderen Provinzen Rohans darstellten.
Neben den Bannern standen sich zwei Tische gegenüber, die beladen waren mit Papierkram und als Gweneth näher schritt, erkannte sie die markanten und dennoch weichen Schriftzeichen der Rohirrim. Kerzenständer mit brennenden Kerzen standen auf den Tischen und erhellten den kleinen Raum. Gweneths Blick wanderte über den großen, dampfenden Zuber, der zwischen den Tischen stand und ein Glänzen in der Ecke erhaschte ihre Aufmerksamkeit. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie Éomers Rüstung ausmachte und schritt dann auf jene zu. Langsam fuhren ihre Fingerspitzen über die Verzierungen und sie konnte nicht verhindern, dass bei dem Anblick der Rüstung ihr Herz schneller schlug. In dieser Rüstung hatte sie ihn kennengelernt und sogleich schossen unzählige Erinnerungen von ihm in dieser Rüstung vor ihr geistiges Auge.
Sie drehte sich zu ihm um und sah, dass Éomer sie lächelnd beobachtete. Plötzlich ertönte vor dem Eingang des Zeltes ein kleines, undeutliches Wortgefecht und ließ Gweneth verwundert zum Eingang sehen. Mit einem Mal wurde der keilförmige Eingang aufgerissen und jemand stürmte in das Innere des Zeltes.
Da Gweneth in der Ecke stand, wurde sie von dem Eindringling nicht gesehen und so schritt die Frau mit wippenden, goldenen Haaren auf Éomer zu, der bei ihrem Anblick anfing, breit zu grinsen.
„Wo ist diese Hure, mit der du dein Bett geteilt hast!“, fauchte die Frau und Gweneth konnte sich ein Lachen gerade noch verkneifen.
„Und ich gab den Wachen Anweisungen, niemanden herein zu lassen“, brummte Éomer, doch schien er mehr belustigt, als wirklich sauer.
„Schämst du dich denn nicht, nach so kurzer Zeit jemanden in dein Bett zu lassen!“, fauchte die Frau weiterhin und Gweneth sah belustigt zu, wie Éomer versuchte, sein Grinsen zu verbergen.
„Ich würde es wieder tun, denn die Hure, von der du sprichst, steht hinter dir, Schwester“, meinte Éomer und Éowyn drehte sich mit funkelnden, grauen Augen um.
Doch als sie Gweneth erblickte, verschwand die Wut aus ihrem Gesicht und Überraschung breitete sich stattdessen aus, die sogleich in Freude umschlug.
„Gweneth!“, rief Éowyn mit einem hellen Lachen und die Freudentränen stiegen Gweneth in die Augen.
„Éowyn“, hauchte sie und beide Frauen fielen sich in die Arme.
Glücklich lachend drückten sie sich fest aneinander und hüpften im Kreis leicht auf und ab. Dann sahen sie sich glücklich in die Augen und Gweneth wischte sich die Tränen von ihren Wangen. Auch Éowyn musste sich die Tränen wegwischen und noch einmal umarmte sie kurz Gweneth.
„Wie ist das möglich?“, fragte Éowyn und schien aus tiefstem Herzen zu strahlen.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Gweneth wahrheitsgemäß, doch der Grund war ihr in dem Moment so egal, wie noch nie.
„Lass sie sich doch erst einmal reinigen“, sprach Éomer bestimmend, aber dennoch sanft. Éowyn kam bei seinen Worten wieder zur Besinnung und schien Gweneth nun erst einmal richtig zu mustern und dabei wurde ihr Ausdruck etwas ernster.
„Du bist verletzt! Und ist das Orkblut? Was ist geschehen?“, fragte sie entsetzt und besah sich Gweneths Gesicht genauer.
Gweneth seufzte, warf einen Blick in den dampfenden Zuber und spürte den Drang, sich endlich von dem Blut rein zu waschen, als auch endlich ihre brennende Wunde zu säubern.
„Kann ich euch das auch beim Baden erzählen?“, fragte sie und als keiner Einwände brachte, ging sie erneut zum Zuber und zog sich komplett aus, denn vor Éowyn hatte sie keine Hemmungen, sich auszuziehen, geschweige denn vor Éomer.
Dann glitt sie in das warme Wasser und lächelte selig, während das warme Wasser den Dreck von ihrem Körper hinweg wusch.
„Lass mich dir helfen, dein Haar zu waschen und zu entwirren“, meinte Éowyn sanft und Gweneth nickte erleichtert.
Das Geschwisterpaar zog sich Stühle her und Éomer setzte sich an ihre linke Seite, während Éowyn sich hinter Gweneth setzte. Gweneth lehnte sich seufzend nach hinten und sie spürte, wie Éowyn ihre Haare in ihre schlanken Hände nahm und mit ihren Fingern anfing Strähne um Strähne zu entwirren. Éomer griff nach einem sauberen Tuch, das er aus dem Schlafzimmer mitgenommen haben musste, tauchte es in eine Schüssel klarem, sauberem Wasser und fing an ihre Wunde zu reinigen. Gweneth zuckte zusammen, als das Wasser ihre Wunde berührte, ließ es jedoch zu, dass er ihre Wunde weiterhin säuberte.
„Was wollt ihr wissen?“, fragte sie, um sich selber von den Schmerzen abzulenken.
„Wie bist du nach Hause gekommen und was geschah danach?“, fragte Éowyn und Gweneth seufzte innerlich, denn vor dieser Frage hatte sie sich gefürchtet.
Innerlich wappnete sie sich vor dem aufkommenden Schmerz, der gewiss bei ihrer Erzählung kommen würde. Tief atmete sie ein und fing dann an zu erzählen:
„Wie euch bestimmt schon Gandalf erzählt hat, bin ich durch eine unglückliche Fügung in die Tiefe gestürzt und wäre gewiss gestorben, wenn der Ring nicht gewesen wäre. Er rettete mich erneut vor meinem sicheren Tod und brachte mich in meine Welt zurück. Es hat kurz gedauert, bis ich wirklich verstanden habe, nicht mehr in eurer Welt zu sein und wenn ich ehrlich bin…“, sie hielt kurz inne, als die Erinnerung wieder lebendig wurde, mit all dem Schmerz den sie durchlitten hatte, „brach es mir das Herz.“
Sie atmete tief ein und verdrängte den aufkommenden Schmerz in ihrer Brust.
„Ich kontaktierte meine Eltern, die mir, Eru sei Dank, glaubten, wo ich gewesen war und die sich dann um mich kümmerten. Sie blieben in meinem Haus, bis es mir wieder besser gehen würde, doch…. ging es mir immer schlechter. Ich verlor die Lust am Leben und wenn meine Eltern nicht gewesen wären, würde ich es vermutlich auch nicht mehr sein.“
Sie warf einen Seitenblick zu Éomer, der eisern weiterhin ihre Wunde säuberte, doch sein Blick war hart und seine Miene steinern. Offenbar versuchte er, ihr nicht zu zeigen, wie sehr ihre Worte ihn schmerzten.
„Vermutlich liegt es daran, dass ich elbisches Blut in den Adern habe. Wenn ein Elb sein Herz vergeben hat, so kann er ohne den anderen nicht mehr leben.“
Éomer hielt kurz inne, ihre Wunde vorsichtig abzutupfen und als sie auf seine Hand sah, die das Tuch umklammerte, hatte er sie so fest zur Faust geballt, dass seine Knöchel schon weiß hervortraten. Doch obwohl sie wusste, dass es ihnen beiden wehtat, darüber zu sprechen, konnte sie nicht innehalten.
„Als ich in meiner Welt ankam, spürte ich regelrecht, wie mein Herz zerbrach, ohne meinen Seelengefährten“, sprach sie leise, während ihr Blick stur auf die Wasseroberfläche gerichtet war.
„Wie ging es weiter?“, fragte Éowyn, die inzwischen zu einem einfachen Holzkamm gegriffen hatte, der gewiss Éomer gehörte und nun ihr Haar bedacht kämmte.
„Es ging mir so schlecht, dass meine Eltern es nicht mehr aushielten und mich überzeugten, den Ring zu benutzen. Als ich merkte, dass er noch funktionierte, wollte ich sogleich hierher reisen, doch meine Eltern überredeten mich, noch eine Woche zu bleiben. Wir alle wussten nicht, ob das Böse oder das Gute gewonnen hatte und so rüstete ich mich für das Schlimmste. Vor wenigen Tagen bin ich dann hierher gereist und wollte eigentlich auf euch warten, doch hielt ich es nicht mehr länger aus“, gab sie offen zu und wagte es wieder, Éomer anzusehen, der begonnen hatte, weiterhin ihre Wunde vorsichtig zu säubern. Immer noch war sein Gesicht steinern, doch lag in seinen Augen kein Schmerz, das Gweneth ungemein erleichterte.
„Ich konnte nicht einen weiteren Tag tatenlos herumsitzen, mit Sehnsucht in meinem Herzen“, sprach sie weiterhin und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
„Ich bat um Aragorns Segen, den er mir auch erteilte und schickte Legolas und Gimli als meine Begleiter mit. Als die Nacht schon zu dämmern begann, schlugen wir unser Lager an einem Waldrand auf und es ging alles gut, bis ich im Wald Orks begegnete. Ich musste kämpfen und konnte fliehen, doch ich musste mein Schwert zurücklassen. Ich warnte Gimli und Legolas gerade noch rechtzeitig, denn dann griffen uns die Orks an. Es waren mehr, als ich zu zählen vermochte und es wurden immer mehr. Ich versuchte zu helfen, doch dadurch wurde ich verwundet. Dann nahm ich eine Waffe aus meiner Welt und jagte die Orks in die Luft.“
Éomer hielt inne und auf sein versteinertes Gesicht legte sich Neugierde.
„In die Luft jagen?“, ertönte Éowyns Stimme hinter ihr und da wurde Gweneth erst klar, dass die beiden sich unter ihrer Wortwahl nichts vorstellen konnten.
„Saruman benutzte so etwas ähnliches, um ein Loch in die Mauer von Helms Klamm zu reißen.“
„Du trägst solch eine Macht mit dir?“, fragte Éomer leicht blass und Gweneth drückte ihm beruhigend die Hand.
„Ohne Feuer wird nichts geschehen und zum Glück hatte ich es dabei, denn somit konnte ich ein Großteil von ihnen vernichten. Ich vermute, der Knall wird die Aufmerksamkeit von euch geweckt haben.“
Fragend sah sie Éomer an, der nickte, doch Éowyn antwortete:
„Ein Donner peitschte durch die Nacht und weckte uns alle. Die Wachen erzählten von einem hellen Licht in der Ferne.“
„Ich entsandte Reiter, denn ich befürchtete, dass Orks dahinter stecken würden. Bald darauf knallten zwei Peitschenschläge durch die Nacht und es ward Stille.“
´Ah, ich glaub, er meint die Pistole.´
„Die Peitschenschläge kommen von einer anderen Waffe. Es ist solch eine, die mich einst verwundet hat und mich in diese Welt brachte.“
Neugierig sah Éomer auf und sie wusste, was er fragen wollte.
„Ich kann sie euch zeigen, doch zu einem geeigneteren Zeitpunkt“, meinte sie mit einem breiten Grinsen und Éomer lächelte leicht.
Dann schloss sie ihre Augen und genoss die zarten Berührungen Éowyns, die weiterhin ihre Haare kämmte und Éomers Bemühungen, ihre Wunde zu säubern. Mit einem Mal fiel ihr etwas Dringendes ein und grinsend lehnte sie sich weiter zurück.
„Ich vergaß beinahe, dir zu gratulieren, Éowyn.“
„Wozu?“, fragte sie verwundert und entlockte Gweneth ein kleines, melodisches Lachen.
„Natürlich zu deiner Verlobung.“
Hinter ihr ertönte ein helles Lachen und im nächsten Moment war Éowyn an ihre Seite getreten. Sie strahlte voller Glück und ihre Augen funkelten, dass Gweneths Herz ganz leicht wurde.
„Ist er nicht ein toller Mann?“, hauchte sie und ihre Augen strahlten noch mehr.
Gweneth lachte und strahlte ihre treue Freundin an.
„Er ist ein Edelmann und scheint voller Herzlichkeit und Güte. Ein ehrenhafter Soldat und er wird bestimmt ein guter Ehemann sein.“
„Ja, das wird er“, hauchte Éowyn freudestrahlend.
„Éowyn“, ertönte mit einem Mal die leicht genervte Stimme von Éomer, den sie einfach beiseite gedrängt hatte.
„Bring ihr ein Kleid, wir müssen bald aufbrechen“, meinte Éomer sanft, aber bestimmend. Éowyn seufzte nur, nickte dann und verließ mit wehendem Rock das Zelt.
„Ich kann auch meine alten Sachen anziehen“, meinte Gweneth sogleich, als Éowyn das Zelt verlassen hatte, „und außerdem kann ich in einem Kleid schlecht reiten.“
Éomer rutschte etwas näher zu ihr hin, wrang das Tuch aus, legte es mit der Schale beiseite und nahm ihre linke Hand in seine. Er sah auf und küsste sanft ihre Hand. Seine Bartstoppeln piksten sie sanft in die Haut und unweigerlich drehte sie sich zu ihm hin.
„Du kannst bei mir mitreiten“, raunte er und sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut.
„Ist das nicht unbequem?“, fragte sie, doch allein der Gedanke, die ganze Zeit an ihn gekuschelt zu reiten, löste in ihr pure Freude aus.
„Nicht wenn du auf meinem Schoß sitzt“, sprach er und ein angenehmer Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als er leicht lächelte.
„Bin ich denn nicht zu schwer?“, fragte sie leise und brachte Éomer zum Lachen.
Das war wie Musik in ihren Ohren und beinahe hätte sie laut zufrieden geseufzt. Fasziniert sah sie seinem Mienenspiel zu und Schmetterlinge flogen in ihrem Bauch wild umher.
„Nein, nicht für mich. Doch selbst wenn du schwer wärest wie ein Ork, wollte ich die Last lieber auf mich nehmen, als dich nicht bei mir zu wissen.“
Er hielt kurz inne und seine Augenbrauen zogen sich mit einem Mal zusammen und legten seine Stirn leicht in Falten. Sie musste den Drang unterdrücken, seine Falten glatt zu streichen und drückte nur leicht seine Hand. Er schien über etwas intensiv nachzudenken und erneut trat ein Schmerz in seine Augen, der auch in ihr beinahe Schmerz auslöste. Besorgt lehnte sie sich zu ihm und drückte sachte seine Hand.
„Was ist?“, fragte sie sanft und versuchte, in seine Augen zu sehen, die nach unten gerichtet waren.
„Bleibe an meiner Seite und verlass mich nicht erneut“, sprach er eindringlich und aus einem Impuls heraus beugte sie sich zu ihm hin und küsste sanft seine Stirn.
Er sah zu Gweneth auf und sie sah Éomer tief in seine braunen Augen.
„Ich werde dich nicht mehr verlassen“, hauchte sie und sah ihm fest in die Augen.
„Dann bleibe für immer an meiner Seite und werde meine Frau“, raunt er und sie erstarrte.
Ihre Gedanken waren wir leergefegt und ihr Innerstes schien wie eingefroren.
´Er will… dass ich ihn heirate?´, der Gedanke sickerte nur langsam in ihren Verstand, während Éomer mit großen, flehendem Blick ihr in die Augen sah.
Alles in ihrem Inneren schien mit einem Mal zu erzittern und pures Glück und Freude jagte durch ihre Adern.
„Wirst du für immer als meine Frau, Weggefährtin und Königin an meiner Seite bleiben?“, fragte er nun nochmals und sie spürte, dass seine Hände leicht zitterten.
Tränen vor Freude stiegen ihr mit einem Mal in die Augen und alles in ihr explodierte vor Glück.
„Ja, das werde ich“, hauchte sie mit zittriger Stimme.
Éomers Gesichtszüge hellten sich mit einem Mal auf und Freude funkelte in seinen Augen. Dann lachte er überglücklich und küsste sie liebevoll, aber stürmisch und zärtlich zugleich. Gweneth zog ihn noch näher zu sich heran und klammerte sich fest an ihn. Er erhob sich und zog sie mit nach oben. Sie presste ihren nackten Körper an seinen und badete in der Liebe, die aus ihrem Herzen quoll. Jeglicher Zweifel um seine Liebe zu ihr, war wie davon gewaschen. Sie strich zärtlich durch seine zerzausten Haare und fuhr dann mit ihren Händen seinen breiten und muskulösen Körper hinunter, während in ihr erneut ein Feuer entfachte. Gweneth wollte am liebsten seine Kleider von seinem Körper reißen und mit dem verschmelzen ihrer Körper ihre Verlobung feiern.
„Ich hoffe, dies wird dir… oh, verzeiht die Störung“, ertönte plötzlich die belustigte Stimme von Éowyn und störte die traute Zweisamkeit.
Éomer seufzte für Gweneth gut hörbar und beide sahen sich einen Moment wehmütig in die Augen, bis Gweneth sich grinsend von Éomer abwandte und seitlich an ihm vorbei zu Éowyn sah. Éowyn grinste und hielt in ihren ausgestreckten Händen ein grünes Kleid, das für Gweneth bestimmt war.
„Wie immer kommst du zur rechten Zeit, Schwester“, meinte Éomer mit tiefster Ironie und warf Éowyn einen gespielt genervten Blick zu.
„Immerhin wirst du die Erste sein, die es erfährt“, sprach er, warf einen kurzen Blick zu seiner Schwester und dann zu Gweneth, die noch immer in seinen Armen lag.
Gweneth sah mit funkelnden Augen zu ihm hoch und erneut durchwallte sie pures Glück.
´Ich wusste gar nicht, dass man mehr als Überglücklich sein kann! Ich könnte gerade die ganze Welt umarmen!´
„Was erfahren?“, fragte Éowyn, doch beide wandten die Augen nicht voneinander ab.
„Ich werde seine Frau“, sprach Gweneth und bei ihren Worten rollte ein angenehmer Schauer durch ihren Körper.
Éowyn schrie mit einem Mal laut auf, das beide zusammenzucken ließ und im nächsten Moment hatte sie die beiden stürmisch umarmt. Freudestrahlend sah sie beide an, die etwas überrumpelt waren, sich dann ebenso freuten wie Éowyn.
„Wann hat er dich gefragt?“, fragte Éowyn mit freudestrahlenden, glänzenden Augen.
„Gerade eben“, antwortete Gweneth, ebenso freudig und strahlte mit Éowyn um die Wette.
„Ich freue mich so für euch!“, doch plötzlich triefte der glückliche Ausdruck von Éowyns Gesicht und sie wurde ganz blass.
„Was hast du?“, fragte Gweneth besorgt und Éowyn setzte sich auf einen der Stühle.
„Es gibt noch so viel zu tun… eine königliche Heirat in der Halle Meduseld gab es schon lange nicht mehr. Es muss alles perfekt sein und meine Heirat muss natürlich dann verschoben werden. Die Köche müssen unterrichtet werden!“, Éowyn sah geschockt hoch und Gweneth musste sich ein Lachen verkneifen.
„Es ist so viel zu tun“, hauchte Éowyn und Gweneth konnte nicht mehr an sich halten und fing an zu lachen.
„Es ist noch Zeit, Éowyn. Niemand drängt und es ist keine Eile geboten, also entspanne dich“, meinte Gweneth nur mit einem breiten Grinsen und legte ihre gesunde Wange an die Brust von Éomer.
Zwar hatte sie den Schmerz die ganze Zeit verdrängt, doch langsam brannte die Wunde immer mehr. Éomer küsste sie sanft auf ihren Scheitel und zog sie näher an sich heran.
„Schwester, hilf Gweneth, sich einzukleiden und begebt euch dann hinaus. Die Abreise muss vorbereitet werden“, raunte Éomer und Éowyn nickte, doch Gweneth klammerte sich bei seinen Worten unbewusst fester an ihn, denn der Gedanke ihn loszulassen, schmerzte sie ein wenig. So lange hatte sie seine Körperwärme nicht mehr gespürte und bezweifelte, dass sie es lange ohne ihn aushalten würde. Zweifelnd sah sie auf und versank in seinen hellbraunen Augen, die voller Zuneigung und Liebe waren. Sanft strich er ihr eine Strähne hinter ihr Ohr und küsste sie zärtlich.
„Unsere Trennung wird nur von kurzer Dauer sein. Dies schwöre ich bei Eru“, sprach er leise und so eindringlich, dass sie ihm sofort glaubte.
Kurz sahen sie sich tief in die Augen, ehe er sie sanft küsste, sie voneinander abließen und Éomer, mit einem letzten Blick zurück, das Zelt verließ.
Gweneth sah ihm sehnsüchtig hinterher und vermisste ihn jetzt schon.
„Komm aus dem Zuber“, meinte Éowyn sanft und reichte ihr ein dickes Tuch, das sie sich gleich um ihren Oberkörper schlang.
Vorsichtig stieg Gweneth aus dem Zuber, sammelte ihre Unterwäsche auf und ging dann mit Éowyn in Éomers Schlafzimmer. Éowyn zog schnell den dunkelroten Vorhang zu, während Gweneth ihre Haare und ihren Körper trocknete. Vorsichtig tupfte Gweneth ihre Wunde mit dem Tuch ab und verzog das Gesicht, als jene nun noch mehr brannte.
„Erzählst du mir von den vergangenen Tagen?“, fragte Gweneth, mehr um sich von dem Brennen abzulenken, als dass es sie wirklich interessierte.
So fing Éowyn an, munter von den Tagen in Edoras und jenen nach dem Krieg zu erzählen. Gweneth kannte zwar schon die Geschichte von verschiedenen Blickwinkeln, doch bekam sie von Éowyn andere Eindrücke, da sie nicht in den Kampf vor dem Schwarzen Tor mitziehen durfte, aufgrund ihrer Krankheit. Unterdessen schmierte Éowyn die rote Salbe auf Gweneth Wunde, das fürchterlich schmerzhaft war, und verband auch jene. Danach ölte Gweneth ihren Körper mit duftendem Öl ein, kämmte ihr feuchtes Haar und band es nach der Art der Rohirrim zusammen. Schließlich wurde sie von Éowyn nach den vergangenen Tagen in Minas Tirith regelrecht ausgefragt und Gweneth erzählte ihr alles wahrheitsgemäß.
Währenddessen schlüpfte sie in Unterwäsche und Éowyn überreichte Gweneth das grüne Kleid, welches Gweneth interessiert beäugte. Die Trompetenärmel waren lang und die Säume aus goldenem Brokat. Rund war der Ausschnitt und unterhalb ihrer Brust zog sich ein goldenes Brokatband entlang. Darunter teilte sich der Überstoff und offenbarte noch einen dunkelgrünen Unterstoff, der mit dunkelgrünem Garn kunstvoll bestickt war. Am Rücken wurde das Kleid mit einer langen Knopfleiste verschlossen und die grünen Lederstiefel, schmiegten sich angenehm an ihre Haut. Éowyn schloss gerade die Knöpfe auf ihrem Rücken, als Gweneth anfing, von Haldir zu berichten und Éowyn erschrocken inne hielt.
„Und er hat nicht von dir abgelassen, selbst als du erzähltest, dass du bereits vergeben bist?“, fragte sie empört und Gweneth hörte deutlich den unterschwelligen Zorn aus ihrer Stimme heraus.
„Ja, er meinte nur, er würde mich umstimmen, dass er der Bessere sei.“
Éowyn seufze tief und verschloss die Knöpfe weiterhin.
„Haldir hat mich auch versucht umzustimmen und würde ich Éomer nicht aufrichtig und aus tiefstem Herzen lieben, wäre ich schwach geworden und hätte mich ihm vermutlich hingegeben.“
„Sieht er denn wahrlich so gut aus?“
„Oh ja, so gut, wie ein Elbenmann nur aussehen kann, doch zieht mich die menschliche, fehlerhafte Schönheit viel mehr in den Bann, als eine so offensichtliche.“
„Fehlerhafte?“, fragte Éowyn und Gweneth musste leicht grinsen.
„Naja, außer Elben ist niemand perfekt, doch ist es manchmal nicht das unperfekte, das einen so anzieht?“
Eine kurze Stille herrschte, in der Éowyn die Knopfleiste vollends schloss und sich dann vor Gweneth stellte.
„Ich denke, ich weiß wovon du sprichst“, meinte sie mit einem kleinen Lächeln und sie musste unweigerlich an Faramir denken, denn ein glücklicher Ausdruck lag in ihren Augen.
„Doch erzähle Éomer erst einmal nicht von ihm“, sprach mit einem Mal Éowyn sanft.
„Noch habe ich nicht die Absicht, ihm von Haldir zu erzählen. Ich weiß, was für ein hitziges Gemüt Éomer haben kann“, meinte Gweneth mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, als sie an sein Gesicht dachte, dass er bestimmt ziehen würde, wenn sie ihm von Haldir erzählte.
„Ich hoffe, dass Haldir nichts Ungeschicktes zu ihm sagen wird, wenn wir nach Minas Tirith kommen“, sprach Gweneth mit leichter Sorge in ihrer Stimme.
„Bis dahin ist noch ein wenig Zeit“, meinte Éowyn und Gweneth stimmte mit ihr überein.
´Noch kann ich es ihm schonend beibringen, wenn die Zeit dafür reif ist… wie wohl Faramir reagieren würde, wenn jemand um Éowyn warb? Vermutlich gar nicht, denn Éowyn wüsste sich zu helfen.´
Gweneth strich über das schöne Kleid und seufzte glücklich, als sie wieder an Éomer dachte.
„Wir sind beide wohl wahrlich verfallen…“, meinte Gweneth und strich über ihren goldenen Herzanhänger, der ihr sacht gegen ihren Bauch drückte.
„Kannst du meine Kette bitte kürzen? Ich brauche sie nun vor niemandem mehr zu verstecken“, fragte Gweneth und Éowyn half ihr gerne, ein Teil der goldenen Kette zu entfernen, damit nun das goldene Herz, das sie nie abgelegt hatte, auf ihrer Brust schimmerte.
Den übrigen Teil der Goldkette wickelte sie um ihr Handgelenk und trug es als Armband.
„Hab Dank“, murmelte Gweneth und strich über ihren kostbaren Schatz.
„Glückliche Zeiten werden nun kommen“, meinte Éowyn und Gweneth lächelte breit.
„Und ich werde sie mit offenen Armen empfangen.“

Kapitel 1-10

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Kapitel 31-40

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Kapitel 41-50

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Kapitel 51-60

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