Der Ring der Erde

Kapitel 60

Epilog

Die Sonne, die durch das geöffnete Fenster fiel, wärmte Gweneth angenehm den Rücken, obwohl sie davon wenig Notiz nahm. Zu tief war sie in dem dicken Buch vor sich auf dem Schreibtisch vertieft und versuchte, mit leicht zusammen gezogenen Augenbrauen, die schön geschwungenen Tengwar zu entziffern. Ihr Zeigefinger schwebte über dem nächsten Satz und nach kurzem Überlegen schrieb sie die Übersetzung in Westron auf einen Pergamentbogen zu ihrer Rechten nieder. Plötzlich wurde die Türe zu ihrem Gemach aufgerissen und wild kichernd stürmte ein kleines Mädchen mit wehenden, blonden Haaren herein, rannte auf Gweneth zu und versteckte sich dann breit grinsend hinter dem Schreibtisch, an dem Gweneth saß. Verwundert sah Gweneth das kleine Mädchen an, die schnell den Finger an ihren sanft geschwungenen Mund legte und bedeutete, leise zu sein. Gerade wollte Gweneth das Mädchen ansprechen, als eine Bewegung an der Tür sie aufsehen ließ. Haldir stand leicht lächelnd im Türrahmen und verbeugte sich galant, als ihr Blick auf ihn fiel. Seine blonden, glatten Haare waren leicht zerzaust und auch seine edle, grüne Kleidung war leicht zerknittert. Nichtsdestotrotz lag ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen und Gweneth hütete sich davor, ihm in dem Moment in seine blauen Augen zu sehen.
„Díheno enni brennil nîn, sevin i dhâf lín minnad? (Verzeiht mir Herrin, habe ich Eure Erlaubnis einzutreten?)“, sprach Haldir mit seiner sanften Stimme und brachte Gweneth zum Lächeln.
„Minno, mellon nîn (Tritt ein, mein Freund)“, antwortete Gweneth, so gut wie sie konnte, doch hörte sich ihr Sindarin in ihren Ohren noch lang nicht so schön an wie Haldirs, wenn er es sprach.
„Hannon le. (Ich danke Euch)“, antwortete Haldir und trat leicht grinsend ein, während seine blauen Augen ihren Schreibtisch zu fixieren schienen.
„Suchst du jemanden?“, fragte Gweneth mit einem schiefen Lächeln und das Mädchen an ihrer Seite kicherte leise.
„Nicht mehr“, antwortete Haldir, rannte plötzlich auf sie zu und sprang elegant neben Gweneth und schnitt somit den Fluchtweg des Mädchens ab.
„Ich habe Euch gefunden“, rief Haldir triumphierend und das blonde Mädchen stand kichernd auf und grinste Haldir breit an.
„Das nächste Mal werde ich mich besser verstecken!“, meinte das kleine Mädchen mit funkelnden Augen und brachte Gweneth zum Lachen.
„Gegen einen Elben hast du keine Chance, Glawar“, meinte Gweneth und strich dem Mädchen sanft über ihr Haupt.
„Ich werde es trotzdem versuchen, auch wenn es aussichtlos erscheint“, erwiderte Glawar trotzig und Haldir und Gweneth mussten sich angrinsen.
„Eure Tochter ähnelt Euch wirklich in vielerlei Hinsicht“, meinte Haldir schmunzelnd und Gweneth sah ihn gespielt böse an.
„Was soll das heißen, mellon nîn? So stur, wie meine Tochter, bin ich bestimmt nicht“, meinte Gweneth leicht grinsend, beugte sich nach vorne und nahm ihre neunjährige Tochter auf ihren Schoß.
Haldir grinste jedoch nur und antwortete geflissentlich nicht auf die Frage.
„Was machst du da?“, fragte Glawar und ihre topasfarbenen Augen wanderten über die Tengwar und dann über die krakelige Schrift ihrer Mutter.
Gweneth funkelte noch einmal Haldir mit Schalk in ihren Augen an, ehe sie sich ihrer Tochter zuwendete.
„Ich versuche, das Buch, welches mir Legolas aus Eryn Lasgalen mitbrachte, zu übersetzen. Es soll recht spannend sein, doch die Tengwar bereiten mir Schwierigkeiten“, gab Gweneth seufzend zu und ließ ihren Blick über die wunderschönen, geschwungenen Tengwar gleiten.
„Du hast da was falsch übersetzt“, meinte mit einem Mal Glawar und Gweneth sah überrascht auf.
„Wo denn?“, fragte Gweneth und sah stirnrunzelnd über ihre Übersetzung.
„Du hast ´Telin le thaed´ mit ´Ich bin gekommen, um zu hören´ übersetzt. Die richtige Übersetzung lautet aber ´Ich bin gekommen, um Euch zu helfen´, erklärte das kleine Mädchen grinsend und Gweneth seufzte tief.
„Das macht jetzt auch viel mehr Sinn“, meinte Gweneth, nahm schnell ihren hölzernen Füller zur Hand und verbesserte sogleich ihre Übersetzung.
„Tengwar sind wirklich nicht meine Stärke“, gab Gweneth zu, während sie den Füller verschloss und beiseite legte.
„Warum kann das nicht so einfach sein wie Rohirrisch? Damit habe ich kaum Probleme“, meinte Gweneth tief seufzend, während Glawar zu ihrer Mutter aufblickte und breit grinste.
„Ich finde die Tengwar nicht schwer“, meinte sie breit grinsend und Gweneth stupste sie leicht in die Seite.
„Nicht jeder lernt so schnell, wie du es tust“, meinte Gweneth während sie Glawar leicht kitzelte und diese sich kichernd auf Gweneths Schoß wand.
„Brennil Glawar (Herrin), wir sollten uns hinunter begeben. Die Schule beginnt bald“, sprach Haldir mit seiner sanften Stimme und Glawar rutschte schnell vom Schoß ihrer Mutter.
„Wo ist eigentlich Elfwine?“, fragte Gweneth Haldir, der dann seinen Blick aus dem Fenster richtete.
„Vermutlich bei Eurem Gemahl auf dem Feld“, antwortete Haldir mit einem kleinen Lächeln und Gweneth seufzte tief.
„Dann wird er vermutlich in den Übungen vertieft sein. Ich werde ihn holen gehen“, meinte Gweneth seufzend, doch kaum wollte sie sich erheben, spürte sie einen sanften, aber dennoch kräftigen Druck auf ihrer Schulter.
Verwundert sah sie auf und merkte, dass Haldir seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte und seine blauen Augen, die tiefer waren als das Meer, voller ernst waren.
„Auch ich kann ihn zur Schule schicken, Ihr braucht deswegen nicht den Hang hinab zu steigen“, sprach Haldir eindringlich und seine Stimme war wie ein verlockendes Glockenspiel im Wind.
Gweneth lächelte jedoch leicht, nahm seine Hand in ihre und schob sie sanft von ihrer Schulter hinunter.
„Ich weiß deine Geste zu schätze, doch habe ich heute genug geruht und etwas Bewegung wird mir gut tun“, meinte sie freundlich, aber bestimmend und stand auf, während Haldir ihr respektvoll Platz machte.
Zu dritt verließen sie das königliche Gemach und Glawar lief den beiden fröhlich hüpfend und singend voraus. Lächelnd beobachteten Gweneth und Haldir das kleine Mädchen, das Gweneth wie aus dem Gesicht geschnitten war und nur von ihrem Vater die Haar- und Hautfarbe geerbt hatte. Auch hatte Gweneth das Gefühl, als sei der elbische Zauber des Kamms auch auf ihre Kinder übergegangen, denn beide besaßen eine strahlende Aura, die jeden in den Bann zog und selbst in ihrem jungen Alter konnte man schon sehen, dass beide zu hübschen Menschen heranwachsen würden. Selbst ihre Stimmen hatten einen schöneren Klang, als die anderen und Gweneth hörte mit Stolz gefülltem Herzen dem süßen Lied ihrer Tochter zu, während sie durch die goldene Halle gingen. Alle Menschen, die ihnen begegneten, hielten kurz in ihrer Arbeit inne, um respektvoll ihre Königin und deren Tochter mit einer kleinen Verbeugung zu begrüßen. Stets erwiderte Gweneth den Gruß mit einem kleinen Kopfnicken und einem Lächeln, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Als ihnen die Tür der Halle geöffnet wurde, fuhr der kühle Wind durch Gweneths offenes Haar und schien ihren Kopf klarer werden zu lassen. Tief atmete sie die frische Luft ein und genoss den Blick über Edoras.
„Modhra (rohirrisch: Mutter), ich lauf schon mal vor“, meinte Glawar freudig lächelnd, ehe sie sich umdrehte und mit wehendem grünen Kleid die steinernen Stufen hinunter rannte.
„Ich wünschte, Elfwine würde sich genauso für die Schule begeistern wie Glawar“, meinte Gweneth, die mit den Augen ihre Tochter verfolgte.
„Euer Sohn erbte den Geist Rohans und den seines Vaters. Er sehnt sich nach Abenteuern und nach den weiten Rohans“, sprach Haldir, als sie zusammen die steinernen Stufen hinunter schritten, „sein Blut ist noch jung und Geduld wird er noch lernen.“
„Ich hoffe, du behältst Recht“, meinte Gweneth leicht seufzend und für einen Moment liefen sie still nebeneinander her.
„Vermisst du eigentlich den Golden Wald?“, fragte Gweneth ihn plötzlich, denn diese Frage hatte schon lange auf ihrer Seele gelegen.
Schon lange hatte er nicht mehr den Goldenen Wald besucht, noch Gweneth gefragt, ob sie ihn hinbringen konnte. Bei der Erwähnung des Goldenen Waldes legte sich ein Schatten auf Haldirs Gesicht und Gweneth bereute es sogleich, gefragt zu haben.
„Ai, ich vermisse ihn. Doch ist es eine Erinnerung, nach der ich mich sehne, denn der Goldene Wald zerfällt, nachdem die Goldene Herrin ihn verlassen hat und birgt nur noch wenig von der Schönheit, die er einst besaß“, sprach Haldir mit schwerer Stimme und in seinen Augen lag tiefer Schmerz.
„Es bekümmert mein Herz, den Verfall des Reiches mit anzusehen und selbst mein Herr Celeborn wird des Reiches müde. Bald wird auch er ihn verlassen und womöglich nach Bruchtal ziehen, um dort Elronds leeren Platz zu füllen.“
„Erzählt man sich solch Dinge unter den Galadhrim?“, fragte Gweneth sanft.
„Ai“, bestätigte Haldir und schweigend liefen sie den gepflasterten Weg hinunter, bis sie ein längliches Gebäude erreichten, aus dem fröhliche Kinderstimmen drangen.
„Dann bereust du es nicht, hier zu sein, anstelle an der Seite von Herr Celeborn?“, fragte Gweneth und blieb vor dem Gebäude stehen, das zwischen der goldenen Halle und dem Dorf errichtet worden war und als Schulgebäude diente.
Haldir blieb ebenfalls stehen und der Schmerz und der Schatten waren aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Augen funkelten wieder voller Leben und auf seinen Lippen lag ein Hauch von einem Lächeln.
„Ich bereue es nicht, hier zu sein. Das Lachen der Kinder und deren Heranwachsen zu beobachten, gibt meinem Herzen so viel Freude, dass es die Trauer und die Sehnsucht überschattet. Meine alte Heimat vergilbt, doch Edoras steht im strahlenden Licht der Sonne und blüht unter dem Glanz Eurer Herrschaft. Dies ist meine neue Heimat, in der mein Herz allmählich Ruhe findet“, sprach Haldir mit leichtem Nachdruck und als sie keine Lüge in seinen tiefen Augen sah, wurde ihr Herz ganz leicht.
„Das zu hören, erleichtert meine Seele. Doch wenn du dich nach dem Goldenen Wald sehnst, so zögere nicht und frage mich, ich werde dich hinbringen“, meinte Gweneth und schenkte ihm ein Lächeln.
Haldir legte seine rechte Hand über sein Herz und verbeugte sich tief vor Gweneth.
„Ai, das werde ich, Bereth nín (Meine Königin)“, sprach Haldir huldvoll und Gweneth konnte sich ein glückliches Lächeln nicht verkneifen, denn noch nie hatte er sie ´meine Königin´ genannt.
„Es wird Zeit“, meinte Gweneth, nicht wissend was sie darauf antworten sollte und Haldir nickte ihr zu.
„Atenio (Auf Wiedersehen)“, sprach Haldir, neigte noch einmal seinen Kopf respektvoll und betrat dann das Schulgebäude.
Mit leichtem Herzen sah sie ihm noch kurz hinterher und wendete dann, mit einem glücklichen Lächeln auf ihren Lippen, ihre Schritte Richtung Stallungen und Übungsplatz.
´Es freut mich wirklich zu hören, dass es ihm hier so gut gefällt… ich finde auch, dass er, seit er hier ist, nicht mehr so furchtbar steif wie früher ist. Die Kinder haben anscheinend wirklich sein Herz erweicht´, dachte Gweneth, als sie dem Übungsplatz immer näher schritt und bald konnte sie Éomers markante Stimme hören.
Je näher sie trat, desto größer wurde die Sehnsucht nach ihm, denn sie hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Metallenes Geklirr schlug ihr entgegen und neugierig ging sie etwas schneller. Endlich erreichte sie die hölzerne Einzäunung des Übungsplatzes und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie die beiden endlich erblicken konnte. Éomer und Elfwine standen sich mit stumpfen Schwertern gegenüber und schienen sich gegenseitig zu taktieren, dann griff Elfwine lautstark an und Éomer parierte gekonnt. Gweneth lehnte sich an die hölzerne Umzäunung und beobachtete amüsiert ihren Sohn, wie er versuchte, gegen seinen Vater einen Treffer zu erzielen. Seine helle Haut glitzerte vor Anstrengung und seine ebenholzfarbenen Haare klebten ihm bereits an seiner Stirn, doch die Entschlossenheit war noch nicht aus seinen braunen Augen gewichen. Elfwine setzte erneut an und ein rascher Schlagabtausch folgte, bis Elfwine keuchend zurück wich.
„Héah! (rohirrisch: Bravo)“, rief Gweneth laut und die beiden wendeten sich überrascht Gweneth zu.
„Modhra (Mutter)!“, rief Elfwine freudig und eilte lächelnd zu ihr.
„Ich bin sehr beeindruckt, min béaghord (rohirrisch: mein Schatz). Du wirst immer besser! Ic eom aer anmod forth thé (Ich bin sehr stolz auch dich)“, sprach Gweneth und Elfwine grinste breit und die Freude über die lobenden Worte seiner Mutter standen ihm ins Gesicht geschrieben.
„Doch jetzt ist es erst einmal Zeit für die Schule. Geh rasch und zieh dich um“, meinte Gweneth schnell und Elfwine nickte schnell, während das Lächeln aus seinem Gesicht tröpfelte.
„Ich muss los, faedher (Vater)“, meinte Elfwine schnell und überreichte Éomer das Metallschwert, ehe er über die Absperrung kletterte und gemächlichen Schrittes hinauf zur goldenen Halle ging.
Kurz sah Gweneth ihm hinterher und wandte sich dann Éomer zu, der auf sie zu ging, den Blick aber noch immer auf seinen Sohn gerichtet hatte. Gweneths topasfarbene Augen wanderten über Éomers Gesicht und erneut stellte sie fest, dass die Jahre an ihm nicht spurlos vorüber gegangen waren. Gweneth hatte sich dank der Elbenmagie kaum verändert, nur in ihren Zügen sah sie ab und an ihr Alter, doch Éomers blonden Haare fingen an, an den Schläfen bereits zu ergrauen und auch sein Bart wurde allmählich grau. Die Falten zogen sich tiefer in sein Gesicht, doch seine Stärke war ungebrochen, seine Augen waren klar und sein Geist war scharf und wach wie eh und je.
„Er wird immer besser und obwohl er erst sechs Sommer alt ist, übertrifft er schon die anderen Knaben in seinem Alter“, meinte Éomer und Gweneth hörte deutlich den Stolz in seiner Stimme mitschwingen.
„Er kommt wohl nach seinem Vater“, meinte Gweneth und brachte Éomer glücklich zum Grinsen.
Gweneth drehte sich wieder um und beobachtete ihren Sohn, wie er den Weg zur Halle hinauf trottete.
„Aus ihm wird einmal ein guter König“, meinte Gweneth und Éomer umschlang sie von hinten.
„Ja, das wird er“, sprach Éomer und sie lehnte sich entspannt an ihn.
Sie konnte seinen stählernen Körper unter der ledernen Übungsrüstung spüren und auch die Kraft, die von ihm ausging.
„Bereitet dir der Abstieg keine Mühe?“, fragte Éomer sanft und sie konnte seinen Atem an ihrer Wange spüren.
„Natürlich ist es anstrengender als sonst, doch bin ich nicht krank, sondern nur schwanger und ich schaffe das schon“, erwiderte Gweneth leicht genervt, doch Éomer lachte nur sein raues Lachen, das sie so liebte und strich mit seinen rauen Händen zärtlich über ihren leicht gewölbten Bauch.
„Was wird es nun dieses Mal werden“, sprach Éomer mehr zu sich selbst, als zu Gweneth und sie legte ihre zarten Hände auf seine.
„Galadriel begegnete mir im Traum letzte Nacht“, sprach Gweneth leise und sie spürte, wie Éomer aufhorchte.
„Was sprach sie zu dir?“, fragte er neugierig, denn er wusste so gut wie Gweneth, dass diese Träume eine tatsächliche Verbindung nach Aman waren.
Schon mehrere Male waren sowohl Galadriel als auch Gandalf ihr im Traum begegnet und Galadriel hatte unter anderem sie von ihren beiden Schwangerschaften unterrichtet, noch bevor es Gweneth selber wusste. Gweneth erinnerte sich an ihren Traum zurück und musste dabei leicht lächeln.
„Sie sprach von unserem zweiten Sohn und sie meinte, er würde ein gesunder, stattlicher Mann werden, mit Haaren wie Ebenholz, Haut wie Kupfer und Augen wie geschliffene Topassteine.“
„Dann wird er nach dir kommen“, sprach Éomer freudig und umarmte seine Frau etwas fester.
„Ja, das wird er, doch heißt das lange nicht, dass er den Ring erben wird“, sprach Gweneth und sah auf den Ring an ihrem Mittelfinger hinunter.
„Die Zeit wird offenbaren, wer von unseren Kindern würdig ist, die Bürde tragen zu können“, raunte Éomer und er nahm ihre Hand in seine, um den Ring besser betrachten zu können.
„Wirst du vor deiner Niederkunft deine Eltern wieder in dieses Land bringen?“, fragte Éomer und Gweneth nickte leicht.
„Ich wollte sie bald holen, denn ich wage es nicht, zu wandeln, wenn die Zeit der Geburt nahe steht“, sprach sie und strich über ihren gewölbten Bauch.
„Apropos Niederkunft, ich habe von Arwen Nachricht erhalten, dass der Zeitpunkt ihrer Entbindung feststeht und laut Arwens Voraussicht wird es der lang ersehnte Thronfolger werden“, meinte Gweneth und Éomer lachte glücklich.
„Ich nehme an, König Elessar wird über die Nachricht erleichtert sein, da seine ersten beiden Kinder Mädchen wurden.“
„Auch Frauen sind in der Lage, zu herrschen… aber ich verstehe durchaus deinen Standpunkt“, meinte Gweneth und Éomer küsste dankend ihre Wange.
„Wir sollten an diesem großen Tag anwesend sein, findest du nicht?“, fragte Gweneth Éomer, der sein Kinn auf ihre Schulter ablegte.
„Ja, das sollten wir. Wird meine Schwester und Faramir zur Niederkunft der Königin auch erscheinen?“, fragte Éomer, denn er wusste, dass Gweneth ab und an zu Éowyn wandelte, da sich die beiden Frauen sehr nahe standen.
„Ja, selbst ihr Sohn Elboron wird mitkommen“, meinte Gweneth und musste an den neugierigen, ruhigen Jungen zurück denken.
„Wir müssen nur noch besprechen, wann wir aufbrechen möchten. Dieses Mal müssen wir nämlich offiziell erscheinen und nicht einfach im Wandschrank auftauchen“, meinte Gweneth leicht kichernd, als sie an den letzten, geheimen Besuch dachte.
Kaum waren sie in Aragorns Wandschrank angekommen, war nämlich Éomer gestolpert und wahrlich vor Aragorn zu Boden gegangen.
Éomer schien ihr jedoch nicht mehr richtig zuzuhören, denn er brummte nur, zog sie enger in seine Arme und schmiegte sein Gesicht an ihren Hals. Sie genoss seine Berührung und verdrängte das Bild vom gefallenen König Éomer aus ihrem Kopf. Sie konnte seine Körperwärme durch die lederne Rüstung spüren und sein Atem kitzelte sanft ihre bronzene Haut. Er umschlang sie etwas enger und streichelte sanft ihren leicht gewölbten Bauch. Die Vögel zwitscherten leise und der Wind liebkoste ihr Gesicht. Ihre Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit und sie wusste, dass sie den Schmerz und das Leid nicht umsonst ertragen hatte, denn jeder Fehler, jede Wunde und jede Träne hatte sie ihrem Glück in seinen Armen nur immer näher gebracht. Sie öffnete wieder ihre Augen und sah hoch in den blauen, klaren Himmel und spürte, wie die Liebe zu ihm ihr Innerstes auszufüllen schien.
Der Moment war für sie so vollkommen, dass sie am liebste die Zeit angehalten hätte, um ewig die Berührung ihres Gatten genießen zu können. Endlich war sie in ihrem Glück angekommen und genoss es in vollsten Zügen.


ENDE

Kapitel 1-10

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Kapitel 11-20

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

Kapitel 21-30

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

Kapitel 31-40

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

Kapitel 41-50

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

Kapitel 51-60

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

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